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15:15 Uhr, 19.03.2008

Neues Balkan-Zertifikat kommt mitten im tiefsten Bärenmarkt

Erwähnte Instrumente

  • Open END Zertifikat auf DWS
    Aktueller Kursstand:  

Was derzeit auf dem Balkan abgeht, haben wir in dem Beitrag zuvor ausführlich dargestellt. Momentan ist Land unter angesagt und die Märkte dort befinden sich auf Sturzflug. Ausgerechnet in dieser von großer (politischer) Unsicherheit und zunehmenden Desinteresse der Anleger geprägten Zeit kommt die Deutsche Bank mit einem neuen Anlageprodukt für die Region daher. Und zwar wurde das DWS GO Balkan TR Open End Index Zertifikat (ISIN: DE000DWS0JH3, 49,56 Euro) emittiert, das die Wertentwicklung des eigens dafür aufgelegten Spezialfonds DWS Balkan SIF widerspiegelt. Dieser Spezialfonds wird von den Osteuropa-Experten der DWS gemanagt.

Die Geld-Brief-Spanne des in Frankfurt (Scoach) und in Stuttgart (EUWAX) mit fortlaufender Kursnotierung handelbaren Zertifikats ohne Laufzeitende beträgt unter normalen Marktbedingungen bis zu zwei Prozent. Die Managementvergütung beträgt 1,75 Prozent jährlich. Währungsrisiken werden nicht abgesichert.

Den Angaben des Emittenten zufolge soll das DWS GO Balkan Zertifikat Anlegern eine langfristige Investitionschance mit breiter geografischer Streuung bieten. Das Management legt bei der Aktienauswahl Wert auf wachstumsstarke Unternehmen, die von der Entwicklung der Region profitieren können. Zudem werden börsennotierter Unternehmen der zweiten Reihe berücksichtigt, die bei einer Auswahl nach Marktkapitalisierung oftmals ausgeschlossen sind. Die Investitionen beschränken sich zunächst auf Länder mit liquidem Börsenhandel. Das geplante Zielanlageuniversum umfasst Bulgarien, Rumänien, Slowenien, Kroatien, Serbien, Kosovo, Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Albanien.

Chancen auf ein weiteres Konvergenzwunder

Zu den Gründen für einen Einstieg wird auf die Wachstumsperspektiven der Balkanregion verwiesen. Wie es in einem Werbeprospekt heißt, steht der Südosten Europas vor einem anhaltenden Aufschwung. Die ehemaligen Ostblockländer des Balkans erhofften sich von der Annäherung an die Europäische Union eine ähnliche Entwicklung wie Polen, Ungarn und Tschechien, die mit der EU-Osterweiterung einen erstaunlichen Wandlungsprozess vollzogen haben. Während diese Länder kurz nach Fall des Eisernen Vorhangs noch vor dem Staatsbankrott standen, hat sich dort mittlerweile eine florierende Wirtschaft entwickelt.

Umfassende Investitionen in die regionale Infrastruktur sollen die Wirtschaft an westliche Standards heranführen. EU-Beihilfen zu privaten und staatlichen Initiativen zielen auf den Ausbau der Verkehrssysteme und der Energieversorgung sowie die Erschließung des ländlichen Raumes ab. So steht allein in Rumänien für den Zeitraum von 2008 bis 2013 ein Gesamtbudget von 60 Milliarden Euro für Infrastrukturprogramme bereit. Die Regierungen verlassen sich nicht allein auf Fördermittel der Europäischen Union, sondern schaffen selbst die Rahmenbedingungen für dauerhaftes Wachstum. Die europaweit niedrigsten Unternehmenssteuern, Haushaltsdisziplin und die Liberalisierung der Märkte öffnen die Tore für ausländische Kapitalgeber, mit deren Hilfe langfristige Produktionsstrukturen etabliert werden können. Was mit Fördermitteln und einer konsequenten Umstellung auf die Marktwirtschaft erreicht werden kann, haben Beispiele wie das der Republik Irland vorgemacht.

Fazit: Erst Bodenbildung abwarten

Generell sind Produkte wie dieses aus Anlegersicht zu begrüßen, erweitern sich doch in einem noch nicht zu gut besetzten Nischenbereich den Handlungsspielraum. Positiv an dem DWS-Zertifikat ist die breite Ausrichtung auf den gesamten Balkan und die Möglichkeit, auch in Nebenwerte zu investieren. Denn gerade unter den Small Caps finden sich oft die interessantesten Anlagemöglichkeiten.

Was den Zeitpunkt der Emission angeht, so ist dieser denkbar ungünstig gewählt. Allerdings gehen wir davon aus, dass dies nicht bewusst so gewählt wurde. Vermutlich bedurfte es einer längeren Vorbereitungszeit und es ist einfach Zufall, dass das Produkt erst jetzt auf den Markt kommt. Denn üblicherweise ist es leider so, dass die meisten Emittenten erst dann auf eine Anlagechance aufmerksam werden, wenn diese schon gut gelaufen ist. Deshalb würde es nicht verwundern, wenn die ersten Überlegungen zu dem Balkan-Zertifikat bereits Mitte 2007 angestellt wurden, also zu dem Zeitpunkt, als die Balkan-Börsen noch haussierten.

Aus Anlegersicht muss der Start in einer Baissezeit langfristig nicht die schlechteste Alternative sein. Zumindest steht fest, dass man nicht zu den Höchstkursen sondern deutlich darunter und in spürbar tieferen Bewertungsregionen einsteigt. Vom Timing her sprechen die intakten Abwärtstrends derzeit aber noch gegen einen Einstieg bereits zum jetzigen Zeitpunkt. Wer an ein weiteres Konvergenzwunder auf dem Balkan hofft, was bei entsprechender Politik der betroffenen Länder durchaus möglich ist, der sollte erst auf eine Bodenbildung an den dortigen Märkten warten.

Quelle: Ostbörsen-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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