Kommentar
08:03 Uhr, 28.05.2009

Neuer Rohstoff-Zinsjäger bläst zum Halali

Erwähnte Instrumente

  • Emtn Altiplano Memory Zertif
    Aktueller Kursstand:  
    VerkaufenKaufen

So sehr sich noch vor einem Jahr alle Welt auf Rohstoffe stürzte und die „neue“ Anlageklasse in aller Munde war, so still ist es mittlerweile nach dem Platzen der Blase im vergangenen Sommer um dieses Segment geworden, was deutlich belegt, dass der Großteil der Nachfrage lediglich spekulationsgetrieben war. Die aktuell sehr geringe Resonanz zeigt allein der Blick auf den Zeichnungskalender, bei dem man neue Rohstoff-Zertifikate inzwischen mit der Lupe suchen muss und selbst das Angebot an kapitalgarantierten Einsteiger-Produkten zunehmend geringer wird.

Gegen den allgemeinen Trend versucht die Société Générale aktuell mit ihrem neuen Zinsjäger Memory-Zertifikat ihr Glück und buhlt dabei um sicherheitsorientierte Anleger, die es auf ein breiteres Rohstoff-Portfolio abgesehen haben. So befinden sich im Basket die entsprechenden S&P GSCI Subindices auf Aluminium, Kupfer, Zink, Mais und Erdöl. Allerdings partizipiert der Investor hier nicht direkt an deren Wertentwicklung, sondern nur indirekt über eine kupontragende Struktur, die eine Rendite von sechs Prozent pro Jahr in Aussicht stellt. Dabei heißt es an den sechs jährlichen Stichtagen bei dem bis zum 22. Juli 2015 laufenden Produkt jeweils hopp oder top. Denn nur wenn alle fünf Indices zu keinem Zeitpunkt während der jeweils 12-monatigen Beobachtungsperioden nicht mehr als 40 Prozent gegenüber ihrem Ausgangsstand bei Emission verloren haben, erfolgt die Zinszahlung. Das hört sich zwar wieder stark nach „Worst-of“ an, doch wird das Ganze durch zwei Faktoren deutlich entschärft. Zum einen handelt es sich ja von vornherein um ein Garantie-Zertifikat, das zumindest nach sechs Jahren den Nennbetrag zurückerstattet, auch wenn der 3-prozentige Ausgabeaufschlag natürlich nicht unter den Kapitalschutz fällt. Auf der anderen Seite gilt auch hier das Memory-Prinzip, das es möglich macht, dass ausgefallene Kupons in den Folgeperioden vollständig nachgeholt werden können, wenn dann die dafür notwendigen Voraussetzungen gegeben sind. Sollte also beispielsweise die Barriere im ersten Jahr bei dem Quintett durchwegs halten und den Kupon ermöglichen, dieser in den vier darauffolgenden Jahren aber nicht ausgezahlt werden, könnte eine Kurserholung im letzten Jahr alle zuvor sehnlichst vermissten Extrazahlungen auf einen Schlag zurückbringen. Bliebe die Gegenbewegung jedoch aus, müsste sich er Anleger im beschriebenen Fall Memory hin oder her aber bis zum Ende mit dem Eingangskupon zufriedengeben. Käme nicht einmal der zustande, weil ein Rohstoff von Anfang an extrem aus der Reihe tanzt, säße man als Investor die vollen sechs Jahre sogar ganz auf dem Trockenen. Keine besonders schöne Aussicht.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Die Vergangenheit hat gezeigt, wie wenig ein Puffer von 40 Prozent bei einem volatilen Rohstoff mitunter wert sein kann und das noch dazu, wenn die Barrieren zu jedem Handelstag eines Jahres auf dem Prüfstand stehen. Anleger sollten sich deshalb, bevor sie zugreifen, nicht zuletzt auch wegen der langen Laufzeit genau überlegen, ob sie derlei Kursverluste wirklich keinem der fünf zugrundeliegenden Indices zutrauen. Die Nachholung des Kupons wird auch dadurch zusätzlich erschwert, da nach starken Rücksetzern unter die Kursschwelle eine nachhaltige Zurückeroberung des Barriere-Niveaus vonnöten ist, um sich nur halbwegs der Rendite sicher sein zu können. Auf der anderen Seite stellt die begrenzte Gewinn-Chance für „echte“ Rohstoff-Anleger wohl keinen allzu großen Anreiz dar.

Rohstoff 6% Zinsjäger Memory-Zertifikat
Emittent/WKN: Société Générale / SG0P9M
Laufzeit: 22.07.2015
Preis: (in Zeichnung: 11.05.09-10.07.09) Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 3 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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