Kommentar
13:30 Uhr, 17.09.2010

Neuer Express-Mix versucht sich an der Quadratur des Kreises

Erwähnte Instrumente

  • Express-Zertifikat
    Aktueller Kursstand:  

Die wechselvolle Börsengeschichte der vergangenen Monate, die long-orientierte Aktionäre fast zur Verzweiflung brachte, war so recht nach dem Geschmack der Zertifikate-Industrie, die ihre „Seitwärts-Waffe" Express-Papier in immer neuen Ausgestaltungen auf die Anlegerschar losließ. Dabei gaben vor allem zwei Gesichtspunkte den Ausschlag: Ein Defensiv-Charakter und die Möglichkeit einer möglichst kurzfristigen Vorzeitkündigung. Da sich diese beiden Merkmale per se eigentlich ausschließen, kam es zu Spezial-Entwicklungen wie den superschnellen Fast-Express-Zertifikaten von JP Morgan, die mit ihrer wöchentlichen Fälligstellungsoption darauf ausgerichtet sind, zwischenzeitliche Kursanstiege sofort abzugreifen und dafür den Sicherheitsaspekt etwas in den Hintergrund treten zu lassen. Andere Anbieter optimierten das „Memory"-Prinzip immer weiter oder machten die Produkte noch „deeper". Die Credit Suisse verband in diesem Zusammenhang, wie vor kurzem bereits vorgestellt, das Step-Down-Prinzip, bei dem die Tilgungsschwelle von Stichtag zu Stichtag stufenweise sinkt mit einem am Ende extrem hohen Sicherheitspuffer von 65 Prozent. Der Nachteil dieser Ansätze: Die mit bis zu fünf oder sechs Jahren relativ langen Laufzeiten, wenn es zu keiner vorzeitigen Fälligstellung kommen sollte.

Ganz aktuell versucht die Société Générale den erfolgreichen Brückenschlag mit ihrem neuen bis 27. September zeichenbaren Stufen-Express-Zertifikat auf den Euro STOXX 50. Das Papier besitzt eine maximale Laufzeit von nur zwei Jahren und packt in diesen für Express-Papiere relativ kurzen Zeitraum gleich vier halbjährliche Bewertungstage. Darüber hinaus führt auch hier ein Step-Down-Mechanismus Regie, der alle sechs Monate sogar gleich um 15 statt wie üblich nur um fünf bzw. zehn Prozent abgesenkt wird. Damit verfügt das Papier über halbjährliche Tilgungsschwellen von zunächst 100, dann 85, 70 und zuletzt 55 Prozent. Für den Anleger bedeutet dies, dass der Basiswert am jeweiligen Stichtag über der entsprechenden Marke notieren muss, um eine (vorzeitige) Fälligstellung auszulösen und eine Rückzahlung des Nennwerts zuzüglich eines Kupons von immerhin 3,25 Prozent für jedes verstrichene Halbjahr zu ermöglichen. Sollte es also zu keiner verfrühten Kündigung kommen, würde es für die maximale Rückzahlung von 113 Euro bei Endfälligkeit immer noch genügen, wenn die Euroland-Benchmark am 26. September 2012 bis zu knapp 45 Prozent seit Emission verloren hat. Da das Produkt über keine zusätzliche Barriere wie z.B. das Deep-Express-Papier der Credit Suisse verfügt, käme es bei Berührung der finalen Tilgungsschwelle von 55-Prozent des Ausgangsniveaus direkt im Anschluss zu einer Realisierung des tatsächlichen Index-Verlusts.

Der BörseGo Tipp:Der neue „Express" stellt im momentan noch recht unsicheren Umfeld eine gelungene Mixtur aus kurzer Regellaufzeit, alle sechs Monate möglicher Tilgungs-Chance und aggressivem Step-Down-Prinzip dar, wobei der moderate Kupon immer noch in Ordnung geht, wenn gleich sich echte Renditefüchse sicher für andere Produkte entscheiden dürften.

Euro STOXX 50 Stufen-Express-Zertifikat
Emittent/WKN: Société Générale / SG1UD8
Laufzeit: 04.10.2012
Preis: (in Zeichnung bis 27.09.2010) Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 1 € Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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