NEL - Aktie des Wasserstoffspezialisten steckt überraschend herben Verlust schnell weg – Wie geht es weiter?
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Wenig begeistert reagieren Investoren auf die Ergebnisse von NEL : Zwar hat der Wasserstoffspezialist im vierten Quartal den Umsatz um 67 Prozent auf 414 Mio. norwegische Kronen gesteigert. Das lag weit über den Schätzungen der Analysten von 252 Mio. Kronen. 75 Prozent der Konzernerlöse steuert die Elektrolyseursparte vorbei, der Rest entfällt auf den Bereich „Fueling“, der Wasserstofftankstellen und Zapfsäulen herstellt, vor allem für Schwerlast-Lkws.
Zudem ist der Auftragseingang des Konzerns um 135 Prozent auf 982 Mio. Kronen nach oben geschossen. Verantwortlich dafür sind allerdings vor allem zwei Großaufträge, einer von Woodside über 600 Mio. Kronen und einer von Statkraft über 120 Mio. Kronen.
Hohe Sonderabschreibung führt zu Verdreifachung des operativen Verlustes
Trotz des kräftigen Erlösanstiegs ist der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) aber deutlich geklettert auf 216 Mio. Kronen, nach 168 Mio. Kronen im Vorjahr. Damit war der Ebitda-Verlust größer als jene 202,0 Mio. Kronen, die die Finanzprofis vorhergesagt hatten.
Über den größer als erwarteten Ebitda-Verlust hätten viele Investoren wahrscheinlich hinweggesehen. Allerdings hat Nel ASA überraschend eine Sonderabschreibung von 296 Mio. Kronen in der Sparte „Fueling“ verbucht, weil ihre Auftragseingänge schon seit einigen Quartalen schwach sind, während die Umsätze gleichzeitig durch Lieferschwierigkeiten beeinträchtigt werden. Hinzu kommt, dass die Nutzung der ausgelieferten Tankstellen stark steigt, womit die Kosten, wie für die Wartung, kräftig zunehmen, was die Verluste der Sparte erhöht.
Die Folge der hohen Sonderabschreibung für den Konzern: Beim Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) steht ein Verlust von herben 591 Mio. Kronen zu Buche. Damit ist der Verlust genau 3 Mal so groß wie im Vorjahr.
Kein Wunder, dass der Konzern auf seinen Cash-Bestand von 3,14 Mrd. Kronen verweist.
Etliche Warnungen im Ausblick
Im Quartalsbericht verweist das Management darauf, dass die Größe und Komplexität der Projekte zunehmen würden, und dass es in beiden Geschäftsbereichen „Herausforderungen“ bei der Durchführung der Projekte geben würde. So seien im Elektrolyseur-Bereich anhaltende Verbesserungen notwendig, um die „Profitabilität“ zu verbessern.
Zur Erinnerung: die Elektrolyseur-Sparte hat im vergangenen Quartal bei einem Umsatz von 311 Mio. Kronen einen Ebitda-Verlust von 66 Mio. Kronen gemacht. Das ist eine Marge von minus 21,2 Prozent. Der Konzern erwartet, dass er in dem Bereich in den nächsten Perioden etliche Großaufträge gewinnen wird. Allerdings führten die zunehmend größeren Aufträge zu langen Vorbereitungs- und Verhandlungsphasen, in denen es erhebliche bezahlte als auch unbezahlte Ingenieursleistungen – sprich Kosten - gäbe.
Und im „Fueling“-Bereich sehe es langfristig gut aus, aber auf kurze Sicht sei die Nachfrage schwach. Das Management sei unzufrieden mit der „Profitabilität“ der Sparte und denke über die Implementierung von Maßnahmen nach. Meiner Meinung nach sollten die Maßnahmen so schnell wie irgend möglich umgesetzt werden, hatte die Sparte doch im vergangenen Quartal bei einem Umsatz von 103 Mio. Kronen einen Ebitda-Verlust von 116 Mio. Kronen verbucht. Das ist wohlgemerkt der Verlust vor der Sonderabschreibung!
In der Aktie steckt eine Menge Fantasie
Und damit zu den Aussichten und der Bewertung: Der Börsenwert liegt bei herben 24,1 Mrd. Kronen. Abzüglich des Netto-Cash-Bestands von 3,1 Mrd. Kronen liegt der sogenannte Enterprise Value bei 21,0 Mrd. Kronen (1,9 Mrd. Euro). Das ist meiner Meinung nach eine sehr hohe Bewertung. Das ist das 14,2-Fache des von Analysten für 2023 vorhergesagten Umsatzes!
Und das für ein Unternehmen, für das die Analysten für 2023 einen Rückgang beim Ebitda-Verlust auf 580 Mio. Kronen vorhersagen, gefolgt von einem von rund 330 Mio. Kronen für 2024. Ob Nel ASA das tatsächlich schaffen kann – also die Verluste zu reduzieren - , wird sich zeigen. In den vergangenen Jahren sind sie nur immer weiter nach oben geschossen auf 780 Mio. Kronen im Jahr 2022.
Bei weiterhin hohen Verlusten und gleichzeitig hohen Investitionen sollten der Cash-Bestand in den nächsten Jahren deutlich abnehmen, nachdem für 2022 ein Rückgang um rund 400 Mio. Kronen auf eben jene 3,1 Mrd. Kronen zu Buche stand.
Vor dem Hintergrund finde ich einen Börsenwert von 24,1 Mrd. Kronen völlig, völlig ausreichend. Ja, ich weiß, Wasserstoff ist eine Zukunftstechnologie und der Umsatz von Nel ASA sollte in den nächsten Jahren rasant wachsen, geradezu explodieren. Das Problem ist nur, dass sich dabei irgendwann auch mal ein Signal in Richtung einer Margenverbesserung zeigen sollte. Davon kann ich aber kaum etwas erkennen.
Wenn aber die Zinsen weltweit weiter steigen sollten, wovon ich erst einmal ausgehe, sollten hochbewertete Wachstumsaktien, wie eben Nel ASA, zusehends Gegenwind bekommen. Vor dem Hintergrund würde ich kurzfristig mit einem Seitwärtstrend bei dem Papier rechnen.
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