Analyse
16:00 Uhr, 17.09.2021

NASDAQ 100 - Wie ist die aktuelle Lage?

Der Nasdaq 100 musste zuletzt einige Abgaben hinnehmen. Wie fügen sich diese Abgaben in das Gesamtbild ein? Hat bereits eine große Korrektur begonnen oder handelt es sich um einen Rücksetzer im Aufwärtstrend?

Erwähnte Instrumente

  • Nasdaq-100
    ISIN: US6311011026Kopiert
    Kursstand: 15.515,91 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 15.515,91 Pkt (Nasdaq)

Bei der nachfolgenden Analyse handelt es sich um eine aktualisierte Analyse, die in ihrer ersten Version vor zwei Wochen in unserem redaktionellen Angebot PROmax erschienen ist. Alle Infos zu diesem Paket erhalten Sie hier. Dort finden sie viele Tradinigdeen, Marktübersichten, drei Musterdepots. Sie können sich im PROmax-Talk regelmäßig mit einer Vielzahl von Experten austauschen. Sie haben Zugriff auf viele technische Extras.

Der Nasdaq 100 befindet sich in einer langfristigen Rally. Diese Rally wurde im Jahr 2000 durch das Platzen der Dot.com-Blase nach einem Allzeithoch bei 4.816 Punkten unterbrochen. Die anschließende Abwärtsbewegung führte den Index auf ein Tief bei 795 Punkten.

Seitdem setzt der Index die Rally fort. Die Abwärtsbewegung im Zuge der Finanzkrise 2007/09 wird als Korrektur innerhalb der Aufwärtsbewegung seit Oktober 2002 gewertet.

Diese Einordnung könnte sich als wichtig erweisen, weil der Nasdaq vor Kurzem einen wichtigen Zielbereich bei 15.316 Punkten erreicht hat. Dieser ergibt sich aus einem Längenvergleich der Bewegung von Oktober 2002 bis Oktober 2007 und der Bewegung ab November 2008. Die Marke bei 15.316 Punkte ist das log. 261,8 % Fibonacci- Projektionsziel. Solche Ziele sind nicht punktgenau zu sehen. Es geht dabei vor allem um die Größenordnung. Entscheidend an diesem Vergleich ist, dass sich der Nasdaq 100 damit in einem Bereich befindet, in dem es zu einer größeren Topbildung kommen kann, aber nicht muss.

Der nächste dieser potenziellen Zielbereiche liegt erst bei 23.563 Punkten. In diesem Fall wäre die Rally von Oktober 1990 bis März 2000 und die Rally ab Oktober 2002 gleich lang - auch wieder auf logarithmischer Basis gerechnet.

NASDAQ-100-Wie-ist-die-aktuelle-Lage-Chartanalyse-Alexander-Paulus-GodmodeTrader.de-1

Nach diesen sehr langfristigen Betrachtungen nehme ich nun die Rally ab November 2008 etwas genauer unter die Lupe:

Ein Großteil dieser Rally fand in einem Trendkanal statt. Der Startpunkt dieses Kanals ist ein Konsolidierungstief im Juli 2010. Ende Juni 2020 gelang der Ausbruch aus dem Kanal nach oben. Das rechnerische Ziel aus diesem Ausbruch hat der Index inzwischen weit hinter sich gelassen.

Seit November 2020 bewegt sich der Nasdaq 100 in einem Trendkanal nach oben. Innerhalb dieses Kanals bildete sich ab Februar 2020 eine obere Pullbacklinie heraus. Diese überwand der Index im Juni 2021. Daraus ergibt sich ein rechnerisches Ziel bei exakt 16.000 Punkten. Mit dem Hoch bei 15.696 Punkten bzw. einige Tage danach mit dem Allzeithoch bei 15.701,40 Punkten hat sich der Index diesem Ziel sehr stark angenähert.

Betrachtet man die Aufwärtsbewegung seit März 2020 noch einmal genauer, dann fällt die Korrekturbewegung ab September 2020 ins Auge. Es ist naheliegend, diese Korrektur als symmetrisches Dreieck einzuordnen. Das rechnerische Ziel aus dieser Fortsetzungsformation hat der Index schon lange hinter sich gelassen. Allerdings gibt es noch eine zweite Möglichkeit, diese Korrektur einzuordnen. Sie könnte auch einen Wimpel darstellen. Ein Wimpel ist ebenfalls eine Fortsetzungsformation im Aufwärtstrend. Die Unterschiede zwischen beiden Formationen liegen darin, dass ein Wimpel einen deutlich kleineren Zeitraum für sich beansprucht und sich das Kursziel nicht aus der Volatilität innerhalb der Formation ergibt. Das Kursziel bei einem Wimpel wird über einen Längenvergleich der vorherigen Bewegung mit der Bewegung danach errechnet. Sie sollen gleich lang sein. Damit ergäbe sich hier ein Kursziel bei 19.614 Punkten.

Der Abstand des Kurses zum EMA 200 auf Wochenbasis beträgt aktuell 36,37 %. Der Nasdaq 100 müsste also um diese Prozentzahl fallen, um auf den EMA 200 zurückzusetzen. Das ist der größte Abstand in der Rally seit November 2008. Größere Abstände findet man nur in den 1990er Jahren, dort aber deutlich.

NASDAQ-100-Wie-ist-die-aktuelle-Lage-Chartanalyse-Alexander-Paulus-GodmodeTrader.de-2

Der RSI (14) notiert auf Monatsbasis seit langem in der oberen Extremzone. In der Rally seit November 2008 notierte der RSI auf Monatsbasis 2mal über einen längeren Zeitraum im oberen Extrembereich. Beim ersten Mal hielt er sich fast 2 Jahre in diesem Bereich auf, beim zweiten Mal 1 ½ Jahre. Ignoriert man den Minirückfall aus dieser Zone im Oktober 2020, dann notiert der Indikator jetzt auch schon wieder 1 ¼ Jahre im oberen Extrembereich.

Auf Wochenbasis pendelt der RSI seit Wochen um den oberen Extrembereich, ohne stabil in diesen einzudringen. Auf Wochenbasis kann der Indikator schon einmal 3 Monate im oberen Extrembereich notieren. Das kam in der Rally seit November 2008 mehrfach vor. Als Verkaufssignal kann die Nähe zum oberen Extrembereich bzw. das wiederholte Eindringen in diesen nicht gewertet werden.

Auf Tagesbasis ist der RSI zuletzt deutlich zurückgekommen, ohne aber bisher den unteren Extrembereich erreicht zu haben.

Zum Schluss noch einige Anmerkungen zum kurzfristigen Chartbild:

Seit dem Allzeithoch bei 15.701,40 Punkten befindet sich der Index in einer Abwärtsbewegung. Dabei fiel er vorgestern auf ein Tief bei 15.316 Punkten ab. Mit diesem Tief bildete der Index den Kopf einer potenziellen inversen SKS aus. Die Nackenlinie für diesen Formation liegt heute im Stundenchart zu Handelsbeginn bei 15.514 Punkten. Zudem liegt bei 15.528 Punkten ein kleiner, aber kurzfristig wichtiger Horizontalwiderstand.

Fazit: Große Korrektur droht, aber kurzfristig noch bullisch

Die Aufwärtsbewegung im Nasdaq 100 ist auf fast allen Ebenen vollkommen intakt bzw. könnte direkt wieder aufgenommen werden, falls eine Vollendung der kleinen inversen SKS gelingt. Diese Rally könnte zu Kursgewinnen in Richtung 15.700/20 und 16.000 Punkte führen.

Allerdings zeigt diese Rally im größeren Rahmen Anzeichen für eine Überhitzung. Noch sind diese aber nicht so stark ausgeprägt, dass man jetzt panisch seine Positionen schließen müsste. Dennoch muss man damit rechnen, dass die Gefahr einer größeren Topbildung im Bereich um 16.000 Punkte besteht und es nachfolgend zu einer Korrektur kommt.

Die Korrektur in den Jahren 2007/2008 war eine Abwärtskorrektur. Daher könnte diese Korrektur zu einer Seitwärtsbewegung werden. Aber nur weil eine solche Korrektur eine Seitwärtskorrektur wäre, darf man sich keine falschen Vorstellungen über den preislichen Umfang machen. Bei dieser Korrektur, so sie denn kommt, würde die Bewegung seit dem Tief aus dem November 2008 korrigiert werden. Bei einem Rückfall auf das alte Allzeithoch aus dem Februar 2020 bei 9.736 Punkte würde der Index noch nicht einmal das log. 23,60 % der Aufwärtsbewegung ab November 2008 erreichen.

Sollte der Index aber im Bereich um 16.000 Punkte kein großes Top ausbilden, dann könnte der Index noch eine weitere größere Rallystufe zünden. Ein mögliches Ziel läge dann bei 19.614 Punkten. Es gibt einiges, was für diese weitere Rally spricht. Ein Punkt ist die Stimmungslage. Als Indikator dafür nehme ich den Fear & Greed - Index von CNN. In der kleinen Konsolidierung der letzten Tage ist der Index bereits wieder in den Angstbereich vorgedrungen. Er liegt aktuell bei 39 Punkten. Wenn kleinste Konsolidierungen schon wieder Angst auslösen, dann ist kaum Grundvertrauen in die Märkte vorhanden. Viele Anleger dürften also eher unterinvestiert als überinvestiert sein.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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