Analyse
14:30 Uhr, 20.02.2020

NASDAQ 100 - Ist wirklich alles schon so extrem?

Die Börsen befinden sich in einer Übertreibungsphase, das kann nicht mehr lange funktionieren. Der Crash steht vor der Tür. Das sind Aussagen, die man in den letzten Wochen immer wieder lesen kann. Aber ist wirklich alles schon so extrem?

Erwähnte Instrumente

  • Nasdaq-100
    ISIN: US6311011026Kopiert
    Kursstand: 9.718,73 Pkt (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 9.718,73 Pkt (NASDAQ)

Der Nasdaq 100 zeigt sich in den letzten Tagen in einer besseren Verfassung als der S&P 500 oder der Dow Jones. Dieser Index hat gestern wieder einmal ein neues Allzeithoch erreicht. Es liegt bei 9.736 Punkten.

Der Index zog in den letzten Tagen über eine langfristige innere Trendlinie an. Diese verläuft beinahe parallel zum Aufwärtstrend seit Juli 2010. Zudem überwand der Index in den letzten Tagen mehrere Varianten der oberen Begrenzung der Aufwärtsbewegung seit Oktober. Solche Ausbrüche können auf eine weitere Trendbeschleunigung hindeuten. Man liest immer wieder, dass verschiedene Indikatoren Extremniveaus erreicht hätten, dass sich bärische Divergenzen bilden würden, dass die Bewertungen so hoch seien. All das ist nicht falsch. Die Frage ist nur, wie weit können sich Extreme steigern bzw. wann ist etwas wirklich extrem. Vergleicht man z.B. den Abstand des aktuellen Kurses zum EMA 200 über die Rally der letzten Jahre, dann ist der aktuelle Abstand von ca. 14,80 % tatsächlich extrem. Der Index müsste also aktuell um 14,80 % fallen, um auf den EMA 200 zurückzufallen, ohne dass sich dieser EMA bewegt. Am damaligen Rekordhoch im Jahr 2000 bei 4.816 Punkten lag der EMA 200 bei 3.205 Punkten. Punktemäßig ist das in etwa der gleiche Abstand wie jetzt. Allerdings musste der Index damals um rund 1/3 fallen, um auf den EMA 200 zu fallen.

Nun zu einem weiteren Vergleich zwischen damals und heute:

Die Rally von 1990 bis zum Hoch in 1998 wäre mit der Rally von März 2009 bis Oktober 2018 vergleichbar. Anschließend gab es sowohl in 1998 als auch in 2018 eine starke Korrekturbewegung. Das Tief dieser Korrektur in 1998 war der Ausgangspunkt für die Übertreibungsrally, welche in die Dot.com Blase geführt hat. Vergleicht man nun Strecken und zeitliche Abläufe, dann ergäbe sich, sofern sich der Nasdaq 100 über den zuletzt durchbrochenen Trendlinien halten kann, die Möglichkeit zu einer Rally in den Bereich um 23.000 -24.000 Punkte. Ein solche Rally würde sich dann vermutlich bis weit in das Jahr 2021 hineinziehen. Auch in 1998 hat der Index wichtige obere Trendbegrenzungen durchbrochen.

NASDAQ-100-Ist-wirklich-alles-schon-so-extrem-Chartanalyse-Alexander-Paulus-GodmodeTrader.de-1

Anmerkung 1: Eine solche Rally wäre logischerweise eine komplette Übertreibung. Im Jahr 2000 setzte eine massive Abwärtsbewegung ein, welche den Nasdaq 100 damals über 80 % an Wert kostete. Geht man davon aus, dass sich sowohl Übertreibungsrally als auch anschließender „Crash“ in etwa entsprechen, käme man für das Jahr 2024 auf ein Ziel in der Nähe des 2000ers Hochs bei 4.816 Punkten.

Anmerkung 2: Das Vorgestellte sind Überlegungen, die aus Sicht eines Charttechnikers legitim und vielleicht sogar notwendig sind. Aber Prognosen bzw. Szenarien, die mit solchen Extremen arbeiten wie in diesem Fall, sind immer von einer sehr hohen Unsicherheit geprägt. Sie haben niemals eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit.

Nach diesen Vorüberlegungen nun zu den eher kurzfristigen Aussichten:

Die Ausbrüche sind zunächst einmal da. Sie wegzudiskutieren, macht aus Sicht eines Charttechnikers wenig bis gar keinen Sinn. Noch stehen diese Ausbrüche allerdings auf sehr wackeligen Beinen. Die Gefahr eines Rückfalls und einer anschließenden Korrekturbewegung ist noch relativ hoch. Der Nasdaq 100 riss gestern ein Aufwärtsgap zwischen 9.647 und 9.676 Punkten. Dieses Gap dürfte noch Anziehungskraft entwickeln. Allerdings hat der Index in der Rally seit Oktober 2019 viele Gaps gerissen, die noch offen sind.

Aus dem Ausbruch über die oberen Begrenzungen der Rally ab Oktober 2018 lässt sich ein charttechnisches Kursziel bei ca. 10.070 Punkten, also ganz in der Nähe der prominenten Marke bei 10.000 Punkte ableiten. Zudem gibt es noch offene Ziele bei ca. 10.600 und 11.000 Punkten. Dieses letzte Ziel lässt sich aus dem Ausbruch über eine obere Pullbacklinie ableiten. Diese Trendlinie hatte den Kursverlauf ab Januar 2018 bis November 2019 auf der Oberseite begrenzt.

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Fazit: Da geht noch was nach oben

Der Nasdaq 100 könnte in den nächsten Tagen und Wochen in Richtung 10.070 Punkte und später sogar 10.600 und 11.000 Punkte ansteigen. Sollte der Index diese Ziele erreichen und danach nicht in einen Crashmodus übergehen, gewinnt der Vergleich mit den 90er Jahren an Wahrscheinlichkeit.

Auf der Unterseite sollte man die Marken bei 9.636 und 9.448 Punkten im Auge behalten. Ein Rückfall auf Tagesschlusskursbasis unter 9.636 Punkte könnte eine Konsolidierung in Richtung 9.448 Punkte auslösen. Fällt der Nasdaq 100 auch unter diese Marke, dann würde eine etwas größere Konsolidierung bis 9.148 und sogar 8.872 Punkte drohen.

Anmerkung 3: Natürlich sind die Bewertungen hoch, ja teilweise inzwischen bar jeder Vernunft. Aber im Jahr 2000 wurden für Firmen, die Milliarden an Verlusten eingefahren haben und kein auch nur annähernd vernünftiges Geschäftsmodell hatten, Bewertungen bezahlt, die noch viel extremer waren als die heutigen Bewertungen. Selbst viele Firmen, die seit Jahrzehnten Geld verdienen und stabil wachsen, brauchten viele Jahre, um wieder die damaligen Höchststände zu erreichen. Manche, weltweit bekannte Unternehmen wie Intel haben diese Höchststände noch immer nicht erreicht. Intel hat im Jahr 2000 1,57 USD je Aktie verdient und kostete damals im Hoch 75,81 USD. In 2020 soll das Unternehmen 4,97 USD verdienen, notiert aber „nur“ bei 67,11 USD.

Anmerkung 4: Der Artikel dient nicht dazu, eine massive Rally in Richtung 23.000-24.000 zu prognostizieren. Er soll vor allem dazu anregen, im Denken flexibel zu bleiben. Börsen haben in Übertreibungsphasen - egal ob nach oben oder nach unten - nichts mit Vernunft zu tun. Gerade an der Börse sollte man auch immer mal wieder mit der „Unvernunft des Marktes“ rechnen.

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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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