Nagel: Deutschland kann Klimainvestitionen finanziell verkraften
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Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones) - Deutschland kann die für die Erreichung von Klimaneutralität bis 2045 notwendigen Investitionen nach Aussage von Bundesbankpräsident Joachim Nagel finanziell verkraften. Bei den Münsteraner Bankentagen begründete Nagel seinen Optimismus damit, dass sich der von der KfW ermittelte Finanzbedarf von 5 Billionen Euro auf jährlich 190 Milliarden Euro verteile, von denen nur 70 Milliarden Mehrinvestitionen seien, also nicht ohnehin getätigt werden müssten. "Das entspricht bereits weniger als 2 Prozent der Wirtschaftsleistung", sagte Nagel laut veröffentlichtem Redetext.
Nagel verwies außerdem darauf, dass Deutschland seit 2002 durchgehend einen Leistungsbilanzüberschuss aufweise und ein beachtliches Netto-Auslandsvermögen aufgebaut habe. Er sagte: "2023 belief sich der Leistungsbilanzüberschuss auf über 243 Milliarden Euro. Das ist mehr als dreimal so viel wie die notwendigen jährlichen Mehrinvestitionen für die Klimawende." Wenn in den nächsten Jahrzehnten mehr klimafreundliche Vor- und Endprodukte importiert oder weniger hiervon exportiert würden, könnten Teile der Transformation in eine klimaneutrale deutsche Wirtschaft hierüber verwirklicht werden.
Die deutsche Kreditwirtschaft ist Nagel zufolge durchaus in der Lage, das notwendige Finanzierungsvolumen zu stemmen - über Bankkredit, Verbriefungen und die Wagniskapitalfinanzierung. Dass die Investitionen in Klimaneutralität tatsächlich getätigt werden, ist Nagel zufolge aber nicht sicher. "Damit die Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft richtig in Gang kommt, ist auch die Politik gefordert. Zum Beispiel, indem sie die externen Kosten des CO2-Ausstoßes internalisiert und mehr Planungssicherheit im Hinblick auf die Energiewende schafft", sagte er.
Hauptinstrument für das Internalisieren dieser Kosten sei nach wie vor eine angemessene CO2-Bepreisung, mit der das Problem an der Wurzel angegangen würde. "Die CO2-Bepreisung setzt finanzielle Anreize, den CO2-Ausstoß zu verringern. Wie genau dies am Ende bewerkstelligt wird, ist dem Markt und seinen Innovationskräften überlassen", sagte der Bundesbankpräsident. Dort würden sich die heute noch nicht völlig absehbaren, effizientesten Wege zur Reduktion des CO2-Ausstoßes herauskristallisieren und am Ende durchsetzen.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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