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16:58 Uhr, 07.01.2013

Nachgeschlagen: So sehen Banken GOLD in 2013

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Es gab eine Zeit im Jahr 2012, da sah es schlecht aus: Der 24 Rohstoffe umfassende S&P GSCI-Index lag zur Jahresmitte mit 13,5% im roten Bereich. Dass die Verluste damals nicht noch viel größer wurden war vor allem das Verdienst der Notenbanken: Sie aktivierten umfangreiche Krisenprogramme und wehrten damit Schlimmeres ab. Anleihenkäufe verhinderten Staatspleiten, Liquiditätsspritzen Mini-Crashs, weil Banken wegen Liquiditätsengpässen nicht mehr in die Bredouille gerieten und Zwangsliquidierungen von Wertpapieren zur Liquiditätsbeschaffung nicht mehr notwendig waren.

Wie alles auf der Welt gibt es vermutlich auch die Krisenprogramme nicht für umme. Welcher Preis zu zahlen sein wird, wird wohl erst die Zukunft zeigen. Steve Barrow, Währungsstratege bei der Standard Bank, befürchtet, dass der US-Dollar an Wert verlieren wird. Das bedeutet steigendes Gold im Umkehrschluss. Das ist auch die Berfürchtung von Bill Gross, der mit dem Edelmetall eigentlich wenig am Hut hat. Denn er ist der Chef des weltgrößten Anleihenfonds Pimco. Seit einiger Zeit warnt er davor, dass die Inflationsgefahren gestiegen seien. „Die Zukunft wird zeigen, dass ein Preis in Form von Inflation und der Abwertung der Währungen zu bezahlen ist“, sagt Gross. Dieser zu zahlende Preis könne sich beispielsweise im Verhältnis zu nicht unbegrenzt vorhandenen Rohstoffen wie Öl oder Gold zeigen.

Viele Anleger überraschte da eine Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs. In dieser Studie rief sie das Ende des Goldbullenmarktes aus. Dieses Jahr werde einen durchschnittlichen Goldpreis um 1800 USD/Unze bringen, im Jahr 2014 sinke das Potenzial auf 1750 USD/Unze. Dabei sei insgesamt ein „wachsendes Abwärtsrisiko“ zu erkennen, betonen die Analysten.

Die Kollegen bei Morgan Stanley zeigen sich pessimistisch. Der Aussage, dass der Bullenmarkt schon ganz vorbei ist, wollen sie sich dann aber doch nicht ganz anschließen. Sie sehen zwar die Gefahr einer Korrektur, denn die Zahl der Falken, also jener, die innerhalb der US-Notenbank gegen eine Fortführung der Anleihenkäufe sind, sei zuletzt größer geworden. Außerdem stellen die Morgan-Stanley-Analysten in Frage, ob der US-Dollar sich wirklich abwerten wird, wenn die Zuversicht in die US-Wirtschaftsentwicklung weiter wachse. Das Ende des Bullenmarktes beim Gold sei dadurch aber nicht gekommen. Angesichts der anhaltenden Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank und der physischen Goldkäufe anderer Notenbanken sei der Preis auf der Unterseite „gut gestützt.“

Unverändert guten Mutes sind Analysten von Bank of America Merrill Lynch: Sie rechnen nach wie vor mit einem Anstieg auf 2000 USD/Unze – und zwar noch in der ersten Jahreshälfte 2013 – und im Jahr 2014 sei ein Anstieg um weitere 400 USD pro Unze möglich. „Diese Ziele reflektieren unsere Erwartung, dass die Fed ihre Aufkäufe fortsetzen wird“, schreiben die Analysten.

Und auch die jüngste Stärke im US-Dollar könnte im Sande verlaufen, was für Gold spräche – das meinen zumindest die Analysten von Credit Suisse: „Die aktuelle Stärke im US-Dollar wird in den kommenden Monaten wahrscheinlich wieder revidiert.“ So stehe im Februar erneut eine Debatte um die Anhebung des Schuldenlimits durch den US-Kongress an, ohne den die Obama-Regierung ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können wird. Vor diesem Hintergrund und angesichts der hohen Neuverschuldung durch die US-Regierung sei nicht an ein baldiges Ende der Anleihenkäufe der US-Notenbank zu denken, ergo: Die Dollarstärke seit Jahresbeginn ist kein Indiz für den weiteren Jahresverlauf der US-Valuta, schreibt Credit Suisse.

Fazit:

Es scheint also ganz so zu sein, als bliebe alles beim Alten: Wie im Jahr 2012 dürften die Notenbanken auch 2013 die Zügel in der Hand behalten. Sich da für eine Richtung im Gold zu entscheiden, dürfte vielen Anlegern schwer fallen.

Charttechnisch ist die Lage am Goldmarkt zwischen 1525 USD/Unze auf der Unterseite und 1804,40 USD/Unze auf der Oberseite rein theoretisch bullisch zu beurteilen, da dieser Seitwärtsspanne ein dynamischer Aufwärtsimpuls vorangeht, womit die aktuelle Seitwärtsspanne einen „Flagge“ ergibt; das ist eine Formation, die weiter ansteigende Notierungen ankündigt. Von einer oberen Wende oder gar einem Ende des Bullenmarktes kann derzeit aus charttechnischer Sicht nicht gesprochen werden.

Die Befürchtungen der Analysten von Goldman Sachs dürften sich erst dann bewahrheiten, wenn Gold per Wochenschlusskurs unterhalb der zentralen Unterstützung von 1525 USD/Unze schließt. Solange dies nicht geschieht, dürfte sich der mittlerweile zwölf Jahre währende Bullenmarkt bei dem Edelmetall weiter fortsetzen.

Auf Grün schalten die Ampeln am Goldmarkt bei einem Wochenschlusskurs überhalb von 1804,40 USD/Unze. Dann dürfte sich die Kraft aus dem alten Impuls, der den Goldmarkt von Oktober 2008 bis August 2011 von 681 auf 1917 USD/Unze trug, nach oben verlängern.

Wer auf einen steigenden Goldpreis setzen möchte, kann das etwa mit Xetra-Gold (ISIN DE00A0S9GB0) oder EUWAX-Gold (ISIN DE000EWG0LD1) tun. Beide Inhaberschuldverschreibungen sind mit physischem Gold besichert, können also auf Anfrage gegen eine Goldlieferung per Post umgewandelt werden. Dann hat man im Krisenfall auch Rückgriffsrecht auf sein Gold, während man im Falle einer Korrekturausdehnung auch schnell und liquide wieder an der Börse verkaufen kann.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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