Nach Höhenflug bei S&P500, Nasdaq und DAX werden US-Inflationsdaten zur Nagelprobe
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Die Party bei S&P 500 (4.137,29 1,14 %), Nasdaq Composite (11.891,79 1,48 %)und DAX (15.435,75 0,25 %)läuft auf vollen Touren und scheinbar kann nichts die Party aufhalten. So bullisch wie die Stimmung vieler Investoren ist, könnten sie selbst über überraschend schlechte US-Inflationsdaten hinwegsehen, die am heutigen Dienstag um 14.30 Uhr veröffentlicht werden.
Am vergangenen Freitag hatte das Arbeitsministerium die Revision der Inflationsdaten für das vergangenen Jahr veröffentlicht. Demnach waren die Verbraucherpreise beispielsweise im Dezember 2022 nicht wie ursprünglich gemeldet um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken, sondern um 0,1 Prozent gestiegen und liegen damit am Rekordhoch. Und die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Energie bereinigte Inflationsrate, ist im Monatsvergleich von 0,3 auf 0,4 Prozent nach oben korrigiert worden.
Umso wichtiger werden die Daten für Januar. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen die Verbraucherpreise im Januar um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. So waren beispielsweise die Benzinpreise deutlich geklettert. Allerdings soll die Inflationsrate im Jahresvergleich im Januar auf 6,2 Prozent zurückgehen, nach 6,5 Prozent für Dezember. Hingegen soll die Kernrate im Monatsvergleich leicht zurückgehen auf 0,3 Prozent. Im Jahresvergleich wird ein Rückgang von 5,7 Prozent für Dezember auf 5,5 Prozent im Januar vorhergesagt.
Jetzt lehne ich mich mal aus dem Fenster, auch auf die Gefahr hin, falsch zu liegen: Meiner Meinung nach müssten die Inflationsdaten schon sehr schlecht ausfallen – also gerade die Kernrate deutlich höher sein als erwartet -, und damit die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen deutlich nach oben schießen, um im Gegenzug die Party an den Aktienmärkten zumindest kurzfristig zu unterbrechen. Im Moment haben viele Investoren viel mehr Angst, die möglichen nächsten Kursgewinne an der Börse zu verpassen (FOMO, Fear of missing out), als Kursverluste zu erleiden.
Zur Erinnerung: Zuletzt hatten einige überraschend gute US-Konjunkturdaten, wie der US-Arbeitsmarktbericht für Januar und der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) für den Dienstleistungssektor im gleichen Monat, zwar die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen deutlich nach oben getrieben, aber dennoch nur für kurze Gewinnmitnahmen an den US-Aktienmärkten gesorgt.
US-Einzelhandelsumsätze und -Industrieproduktion ganz oben auf Agenda
Am Mittwoch werden um 11 Uhr die Daten zur Industrieproduktion für die Euro-Zone veröffentlicht. Sie soll im Dezember um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein.
Um 14.30 Uhr folgen die US-Einzelhandelsumsätze. Nachdem sie jeweils im November und Dezember gegenüber dem Vormonat überraschend stark gesunken waren, sollen die Umsätze im Januar um 1,7 Prozent gestiegen sein. Dazu dürfte vor allem der kräftige Anstieg beim Autoabsatz beigetragen haben. Er war im Januar auf eine Jahresrate von 15,74 Mio. Einheiten nach oben geschossen, nach 13,37 Mio. für Dezember. Dazu hat gerade die Wiedereinführung der hohen Subventionen für Elektroautos beigetragen.
Umso interessanter dürfte die Reaktion von S&P500, Nasdaq und DAX auf die US-Einzelhandelsumsätze sein, gerade wenn sie möglicherweise deutlich besser ausfallen sollten als erwartet. Das dürfte zwar nur an der saisonalen Bereinigung liegen, aber sei’s drum.
Sollten dann die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen kräftig nach oben schießen, könnte das eventuell zu Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten führen, gerade bei den Tech-Aktien. Oder aber machen überraschend gute Zahlen zu den Einzelhandelsumsätze die Investoren noch bullischer, weil die Rezessionssorgen abnehmen, woraufhin die Party an den Aktienmärkten noch mehr Fahrt aufnimmt. Ich werde mir die Reaktion der Märkte auf die Einzelhandelsumsätze genau anschauen.
Ebenfalls um 14.30 Uhr wird der Empire State Index, also der Einkaufsmanagerindex für die Industrie in der Region New York veröffentlicht. Er soll sich im Februar kräftig erholt haben von minus 32,9 auf minus 19,0 Punkte.
Um 15.15 Uhr folgen die Daten zur US-Industrieproduktion. Sie soll im Januar um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. Die „reine“ Industrieproduktion, also bereinigt um Bergbau und Versorger, soll um 0,4 Prozent zugelegt haben.
Um 16 Uhr wird der NAHB-Index der US-Hausbaufirmen bekanntgegeben. Er soll sich im Februar leicht erholt haben von dem sehr niedrigen Niveau von 35 Punkten auf 36 Punkte. Dass die hohen Hypothekenzinsen den Häusermarkt belasten, wäre eine starke Untertreibung.
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US-Neubaubeginne und -Produzentenpreise im Fokus
Am Donnerstag werden um 14.30 Uhr die Daten zu den US-Neubaubeginnen veröffentlicht. Sie sollen im Januar auf eine Jahresrate von 1,368 Mio. Einheiten zurückgegangen sein, nach 1,382 Mio. für Dezember. Hingegen soll die Zahl der Baugenehmigungen auf eine Jahresrate von 1,35 Mio. Einheiten gestiegen sein, nach 1,33 Mio. für Dezember.
Ebenfalls um 14.30 Uhr werden die Zahlen zu den US-Produzentenpreisen bekanntgegeben. Sie sollen im Januar um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein. Im Jahresvergleich soll die Rate hingegen von 6,2 Prozent auf 5,5 Prozent für Januar zurückgehen. Zudem soll die Kernrate im Monatsvergleich bei 0,3 Prozent liegen, und im Jahresvergleich von 5,5 auf 5,0 Prozent zurückgehen. Damit würde sie allerdings immer noch auf einem hohen Niveau liegen.
Ebenfalls um 14.30 Uhr wird der Einkaufsmanagerindex der Notenbank von Philadelphia, üblicherweise einer der wichtigsten Frühindikatoren für die US-Wirtschaft insgesamt, vorgelegt. Er soll sich im Februar leicht erholt haben auf minus 7,2 Punkte nach minus 8,9 Punkte für Dezember.
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US-Frühindikatoren im Blick
Am Freitag schauen Investoren um 16 Uhr auf die US-Frühindikatoren des Conference Board. Sie sollen im Januar um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein. Käme es erneut zu einem Rückgang, wäre das der 11. Monat in Folge. Abgesehen davon brummt aber die US-Wirtschaft, na klar!
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
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