Kommentar
15:43 Uhr, 17.09.2012

Nach der Geldflut - DAX-Ziel 10.000?

Die Staatsschuldenkrise wird vermutlich so „gelöst“, wie man es eigentlich schon immer erwarten konnte – mittels Inflationierung. EZB und Fed werfen die virtuelle Druckerpresse in einem Ausmaß an, das die Welt seit der Nachkriegszeit noch nie gesehen hat. Die EZB wird unlimitiert Anleihen mit Restlaufzeiten bis drei Jahren jener Staaten aufkaufen, die sich unter den Schutzschirm ESM und dessen daraus resultierenden Regiment unterwerfen. Hier sind zwar noch massivste Konflikte zu erwarten, weil die einen zu stolz (Spanien) und die anderen sich noch nicht drüber im Klaren sind, dass sie Hilfe benötigen werden (Italien). Dann gibt es noch jene, die selber Probleme haben, aber sich selbst als Problemlöser sehen (Frankreich).Und allesamt wollen sie sich nicht von außen reinreden lassen, wie der Haushalt zu gestalten ist.
Eines haben aber alle gemeinsam: wenn die Finanzierung über die Märkte nicht mehr gelingt, werden sie den ESM anpumpen, was wiederum die Voraussetzung dafür, ist dass die EZB eingreift. Am Ende könnte es theoretisch sogar zu der grotesken Situation kommen, dass alle Staaten unter den Rettungsschirm schlüpfen (müssen). Gemäß den Richtlinien des neuen EZB-Kaufprogramms greift diese nämlich nur dann ein.

Man muss dem Bundesverfassungsgericht dankbar sein, dass es die eigentlich im ESM-Vertrag stehende Haftungsobergrenze von 190 Mrd. EUR nun völkerrechtlich verbindlich einfordert. Der Vertragstext war in dieser Hinsicht etwas schwammig formuliert, man darf vermuten nicht unabsichtlich. So heißt es in Artikel 8 Absatz 5 zwar: „Die Haftung eines jeden ESM-Mitglieds bleibt unter allen Umständen auf seinen Anteil am genehmigten Stammkapital zum Ausgabekurs begrenzt“.
Andere Passagen ließen aber befürchten, dass womöglich das genehmigte Kapital (am Anfang 700 Mrd. EUR) erhöht werden könnte, ohne dass Deutschlands Parlament mitentscheiden darf. Nun ist zumindest gewährleistet, dass einer Erhöhung der Bundestag zustimmen muss. So lange ist die Haftung der BRD auf maximal 190 Mrd. EUR begrenzt. Das ist schon mal eine gewisse Beruhigung. Dass der ESM sein Volumen erhöhen wird, falls nötig, und der Bundestag dies auch absegnen wird, darf man aber als sicher ansehen.

Wir wollen nicht schwarzmalen. Es kann natürlich auch sein, dass die nun beschlossenen Maßnahmen den Märkten eine derartige Sicherheit geben, dass das reale Eingreifen nur in Maßen notwendig wird. FALLS das gelingt, dürften sich die inflatorischen Auswirkungen in Grenzen halten. In jedem Fall ist aber absehbar, dass die Niedrigzinspolitik noch Jahre beibehalten wird. Ben Bernanke hat bereits angekündigt, dass die Fed die Zinsen bis 2015 niedrig halten will. Ein Ziel wurde sogar klar ausgesprochen: Die Häuserpreise sollen wieder steigen. In Deutschland geschieht dies schon seit Jahren, teilweise regional mit beängstigenden zweistelligen Raten. Aber auch die Aktienmärkte dürften von dem Umfeld profitieren. Ich kann mir für 2013 DAX-Stände um 10.000 Punkte vorstellen. Cash halten ist jedenfalls zum Risiko geworden – die Entwertung ist schmerzlich spürbar.

Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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