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20:24 Uhr, 01.07.2010

Nach der Abwrackprämie: Autoindustrie fürchtet erneuten Einbruch

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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Abwrackprämie hatte was gutes. Sie vermied das Schlimmste - die Pleite derjenigen Autohersteller, die am stärksten an den konjunkturellen Folgen der Finanzkrise zu leiden hatten. Doch sie war auch ein Kredit, der Kaufkraft von der Zukunft auf die Gegenwart verlagerte. Das scheint sich jetzt bitter rächen zu wollen.

In Italien rutschen die Autobestellungen im Juni um 17% gegenüber dem Vorjahr ab. Das erste Halbjahr zeigt zwar noch einen Bestellungsanstieg um 2,9%, berichtet der italienische Automobilverband UNRAE. Doch ist dieses sanfte Plus nicht des Pudels Kern, denn Zuwächse gab es nur in den ersten Wochen des Halbjahres.

"Die Konjunktur scheint sich zwar moderat zu erholen, das scheint aber primär durch die Exportnachfrage getrieben zu sein, während die Binnennachfrage vor allem bei langlebigen Gütern schwach bleibt", schreibt UNRAE.

Auch in Frankreich, wo die Abwrackprämie heute von 700 auf 500 Euro gesenkt wurde, zeigen sich erste Bruchstellen. Die Bestellungen fielen im Juni um 1,2%, liegen aber immerhin im ersten Halbjahr um 5,4% oben auf. Trotz der Tatsache, dass es für leichte Pkw keine Abwrackprämie gab, sprangen hier die Bestellungen um 10,9% im ersten Halbjahr an - hohe Benzinpreise wegen dem schwachen Euro und dem nach wie vor hohen Ölpreis lassen grüßen.

Die Stimmung in der von der Finanzkrise und deren konjunkturelle Folgen hart getroffenen Autoindustrie ist mies. An allen Ecken und Enden werden neue Strukturen eingeführt: Lean Production und Lean Management sind zum Leitsatz erhoben worden. Das ist offenbar auch dringend nötig, denn glaubt man Analysten, wird das zweite Halbjahr erneut schwierig.

"Ich denke bis zum Ende des zweiten Halbjahrs werden wir weitaus dramatischere Einbrüche (Anm. der Redaktion: bei den Auftragseingängen) erleben. Wir stellen uns auf Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich ein", schreibt IHS Global Insight-Analyst Carlos Da Silva, der die Autoabsätze in Frankreich beobachtet.

Auch bei General Motors in den USA vermag das Absatzplus im Juni von 10,7% nicht zu beruhigen. Der Präsident GMs für Nordamerika, Mark Reuss, verbreitete gegenüber Analysten keinen Optimismus. Die Autoindustrie in den USA müsse sich weiterhin auf eine nur "sehr zerbrechliche Erholung" stützen.

Auch Japan ist mit dem Bestellplus von 17,4% im Juni nur ein vermeintlicher Lichtblick. Denn dort ist die Abwrackprämie noch bis zum 30. September aktiv. "Es ist sehr schwierig irgendetwas belastbares darüber zu sagen, wie sich die Verkaufszahlen im Oktober und danach entwickeln werden", sagt Michiro Saito von der Japan Automobile Dealers Association.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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