Analyse
12:16 Uhr, 12.12.2013

Multi-Aktienanleihen – die Suche nach dem „faulen Ei“

Vontobel bietet Anlegern jetzt einen 2-jährigen "5er-Multi" in Form einer Protect-Aktienanleihe. Der nur bei Fälligkeit relevante Puffer beträgt für jede Aktie 50 Prozent, Der Fix-Kupon liegt bei indikativ 4,00 Prozent p.a.

Erwähnte Instrumente

  • Multi Aktienanleihe Pro Deutschland Select auf K+S / ...
    Aktueller Kursstand:   (Vontobel)
    VerkaufenKaufen

„Wenn es dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis tanzen“. Diese alte Redensart scheint sich nach einer mehrjährigen Kursrally an den Aktienmärkten, die seinesgleichen sucht, auch jetzt wieder so langsam abzuzeichnen. Je stärker und schneller die Kurse steigen, desto unsensibler wird dabei gerade in der letzten Zeit von vielen sogenannten Experten auf mögliche Risikofaktoren reagiert und die immer wieder gleichen Argumente, die für unvermindert weiter steigende Märkte sprechen könnten, zur einzig gültigen Doktrin erhoben. Das könnte ein untrügliches Zeichen dafür sein, dass sich, Euphorie hin oder her eine Bewegung langsam ihrem Ende nähert? Überhaupt erscheint es fraglich, ob diejenigen, die der rein liquiditätsgetriebenen Hausse bis jetzt noch mit gesunder Skepsis gegenüber stehen, den steigenden Kursen noch einmal ähnlich blauäugig wie zu Zeiten der Dot.com-Blase hinterherlaufen werden. Zu groß könnte gerade diesmal die Gefahr sein, noch rechtzeitig den Ausgang zu erwischen, wenn wieder alle auf einmal aussteigen wollen.

Sinkendes Risiko-Bewusstsein macht „Multis“ wieder hoffähig

Auch am Zertifikatemarkt zeigt sich derzeit fast zwangsläufig immer stärker die Tendenz zu einem deutlich erhöhten Risiko, kommen doch inzwischen viele Strukturen nicht nur aufgrund der rekordniedrigen Zinsen, sondern v.a. auch der Mini-Volatilitäten an ihre Grenzen. Das Ganze erinnert fast an die Zeit kurz vor der Finanzkrise, als man zudem vor Einführung der Abgeltungssteuer noch schnell den letzten steuerfreien Euro mitnehmen wollte. Da wurden von Emittentenseite kurzerhand statt einem Underlying einfach zwei oder drei Basiswerte in einen Basket gepackt und dem Anleger mit einer etwas höheren Rendite-Chance schmackhaft gemacht. Dass es sich bei den nach dem „Worst-of-Prinzip“ gestrickten Produkten um gar keinen Aktienkorb im herkömmlichen Sinne handelte, bei dem ein negativer Ausreißer durch eine positive Entwicklung der anderen Werte wieder ausgeglichen werden konnte, wurde im positiven Marktumfeld gerne übersehen. Wer sich bei den vermeintlich unproblematischen Multi-Assets auf das Spiel mit dem Feuer einließ, musste, als sich die allgemeine Börsenstimmung verschlechterte, erkennen, wie gefährlich Produkte sein können, bei denen der schlechteste Basiswert die Performance der gesamten Anlage bestimmt.

Hoher Puffer nach dem Stichtagsprinzip

In der Folgezeit wurde es wieder relativ still um die gefürchtete Spezies, bei der bereits ein „faules Ei“ das Aus bedeuten kann. Nur einige wenige Anbieter blieben ihrer Linie weiter treu und sorgen wie z.B. Vontobel noch immer regelmäßig für Nachschub bei den „Multis“ meist in Form sogenannter Protect-Aktienanleihen mit zusätzlicher Barriere. Das neueste noch bis 3. Januar zeichenbare Papier der Schweizer bezieht sich sogar gleichzeitig auf fünf DAX-Titel, darunter die hochvolatile K+S-Aktie, die sich nach dem Kurssturz im Juli zu einem beliebten Zocker-Wert entwickelt hat, der mit dem Kali-Preis steht und fällt. So liegt die Aktie allein in diesem Jahr noch immer mit knapp 40 Prozent unter Wasser. Die vier anderen Vertreter Daimler, Lufthansa, Deutsche Telekom und SAP konnten mit einer Performance im gleichen Zeitraum zwischen -1,57 Prozent (SAP) und +44 Prozent (Daimler) deutlich mehr überzeugen. Da die 2-jährige Multi-Aktienanleihe Pro Deutschland Select mit fünf Werten ein deutlich höheres Risiko aufweist als beispielsweise herkömmliche Produkte mit nur drei Aktien, wurde von Vontobel zusätzlich an der Ausstattung gefeilt. So wird die Barriere bei niedrigen 50 Prozent der jeweiligen Ausgangsniveaus vom 3. Januar 2014 fixiert und europäisch nur zum 5. Januar 2016 ausgeübt. Sollte sich also einer der fünf Titel zu irgendeinem anderen Zeitpunkt im Wert mindestens halbieren, hat das keine weitere Auswirkung auf die Rückzahlung, wenn die Kursschwelle am finalen Stichtag wieder unangetastet bleiben sollte. Die Kombination aus niedriger Barriere und Aktivierung nur zum Laufzeitende bringt dem Anleger deutlich mehr Sicherheit, allerdings liegt der jährliche Kupon dafür auch nur bei relativ moderaten vier Prozent p.a. (indikativ). Sollte irgendeine Aktie am Ende die Barriere wider Erwarten berühren oder nach unten durchbrechen, erhält der Investor automatisch den schlechtesten Basiswert physisch in sein Depot gebucht, wobei sich die Stückzahl nach dem Verhältnis zwischen Nennbetrag und Referenzpreis bei Emission richtet. Geht das Szenario jedoch auf, kommt es zur Nominaltilgung. Der Kupon wird wie bei Aktienanleihen üblich, unabhängig von den Rückzahlungsmodalitäten fest ausgezahlt.

Der Börse Go Tipp:

Zwar wurde die mit fünf Titeln bestückte Protect-Multi-Aktienanleihe von Vontobel durch den hohen Puffer und das Stichtagsprinzip deutlich entschärft, doch kann ein einziger Ausreißer bei Fälligkeit das ganze Produkt zu Fall bringen. Um ein Witwen- und Waisen-Papier handelt es sich deshalb dennoch nicht, zumal sich auch mit der maximal erzielbaren Rendite keine Bäume ausreißen lassen. Interessierte Anleger sollten auf alle Fälle das mögliche Abwärtspotential jedes Einzelwertes genau prüfen.

4,00 % p.a. Multi Aktienanleihe Pro Deutschland Select

Emittent/WKN:

Laufzeit:

08.01.2016

Preis: (in Zeichnung bis 03.01.2014)

Ausgabepreis: 100 % (kein Agio)

Vontobel / VZ2NLB

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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