Kommentar
00:15 Uhr, 17.11.2022

Montag DAX, Donnerstag Gold!

Viele Investoren entwickeln über die Zeit komplexe Anlagestrategien und versuchen diese zu optimieren. Als Investor muss man jedoch das Rad nicht immer neu erfinden, sondern oft reicht es aus, auf relativ einfache, bewährte Ansätze zurückzugreifen und diese konsequent umzusetzen.

Solche Ansätze nutzen zum Beispiel saisonale Muster an den Kapitalmärkten, die auch Markt- oder Kalendereffekte genannt werden. Akademiker stimmen darin überein, dass Markteffekte existieren und belegen diese in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Studien. Markteffekte sind Preismuster, welche zu spezifischen Zeiten eintreten. Im Folgenden soll auf zwei Markteffekte eingegangen werden, die unter den Namen „Turnaround Tuesday“ und „Friday Gold Rush“ bekannt sind.

Markteffekt Turnaround Tuesday

„Stell sicher, dass du dienstags Aktien besitzt“ ist ein altes Sprichwort an der Börse. Die Existenz des Turnaround Tuesday Effekts ist durch statistische Daten gut belegt.

Das Research-Unternehmen Evercore errechnete, dass die durchschnittliche Rendite im S&P 500 seit 1980 von 9.1 % auf 6.5 % sank, wenn man den Index dienstags nicht im Portfolio hatte. Ähnlich schreibt Mike Bird im Wall Street Journal: „…seit Jahresanfang 1980 betrugen die durchschnittlichen Gewinne im S&P 500 an einem Dienstag 0.07 % - dies ist bei weitem der beste Tag der Woche. Wenn man die Dienstag-Performance aus dem Index über zwei Dekaden herausnimmt, schrumpft die Rendite von fast 2.500 % auf dürftige 560 %.“

Der Turnaround Tuesday Markteffekt zeichnet sich durch Einfachheit aus: Wenn der DAX-Index bearish ist, kaufen Sie ihn am Montagabend und behalten die Position bis am Mittwochmorgen. Um festzustellen, ob der DAX bearish ist, wird ein Gleitender Durchschnitt über 34-Tage verwendet. Liegt der Kassa-Schlusskurs am Montag unter dem 34-Tage Durchschnitt, wird am Montagabend eine Position eröffnet. Liegt der Schlusskurs über dem 34-Tage Durchschnitt, wird keine Position eröffnet.

Der Markteffekt ist einfach und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Die Frage ist, warum dieser funktioniert? Kennt man die Hintergründe und Details des Markteffektes, wird deutlich, warum dieser funktioniert und nicht zuletzt beeindruckende Ergebnisse liefert.

Der Dienstag ist der perfekte Tag für eine positive Veränderung der Marktstimmung. In bearishen Märkten schließen Investmentfirmen Positionen, um am Freitag Gewinne zu realisieren. Sie schließen Positionen auch, um Geld für potenzielle Abhebungen von Kunden zu erhalten, die am Wochenende eingegangen sind. Privatanleger bekommen nach dem Wochenende am Montag kalte Füße und verkaufen Positionen. Die Wertpapierfirmen versuchen, die fallenden Kurse zu nutzen, indem sie dienstags ihre Positionen wieder öffnen.

Es existieren einige extreme Beispiele von Erfolgen, die durch den Turnaround Tuesday Effekt erzielt wurden. Insbesondere nach einem Marktcrash waren die Dienstage die Tage, an denen die Marktstimmung wieder positiv wurde.

Am Montag, den 19. Oktober 1987 fiel der Dow-Jones Börsenindex um -23 % (508 Punkte). Am Dienstag, den 20. Oktober 1987, fiel der Dow weiter, bis ein Tief gefunden wurde und der Markt wieder zu steigen begann. Bis Freitag hatte der Markt ein gutes Comeback gemacht. Trotz der Panik war der Dienstag die beste Gelegenheit zum Kaufen.

Eine ähnliche Situation trat am 28. Oktober 1997 ein. Am Montag, 27. Oktober, verlor der Dow mehr als -7 %. Der Kurseinbruch ging am Dienstag weiter. Ein Tiefstand von 6.936 wurde erreicht, als der Markt schließlich zu steigen begann und am Ende des Tages bei 7,498 schloss. Wieder einmal war der Dienstag der beste Tag zum Kaufen.

Im August 2015 hatte der Turnaround Tuesday Effekt einen weiteren bemerkenswerten Erfolg. Am 24. August geriet der DAX unter Druck, was zu einem Ausverkauf führte. Das niedrigste Niveau, das der Markt erreichte, war 9.338 Punkte bei einem späteren Schlusskurs von 9.648 Punkten. Am Dienstag setzte der Markt seine Erholung fort. Der Investor, der am Dienstag zum Marktschluss verkauft, hat 480 Punkte in weniger als 24 Stunden erzielt.

Ein ganz aktuelles Beispiel zeigt, dass diese Strategie auch in Krisenzeiten funktioniert. Am Montag, den 23.03.2020 generierte die Turnaround Tuesday Strategie ein Kaufsignal im DAX bei 8.760 Punkten. Bis zum Schließen der Position am Morgen des 25.03.2020 stieg der DAX auf 10.023 Punkte, was zu einem Gewinn von +1263 Punkten führte. Mit einem Mini-DAX Future entspricht dies einem Gewinn von +6315 €.

Dieser Chart zeigt die Bruttorendite des Turnaround Tuesday Effekts in einem Backtest über 12 Jahre. Die Rendite basiert auf der Positionsgröße von 1 Mini-DAX Future oder dem Äquivalent in CFDs.

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Quelle: Investui

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Markteffekt Friday Gold Rush

Dieser unter anderem vom Fondsmanager André Stagge verwendete Markteffekt zeichnet sich durch Einfachheit aus: Kaufen Sie Gold jeden Donnerstag und behalten Sie die Position bis Freitagabend. Alternativ ist es auch möglich, die Position am Montagmorgen zu schließen. Die Ergebnisse sind in beiden Fällen ziemlich ähnlich.

Der Markteffekt ist einfach und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Die Frage ist, warum dieser funktioniert? Kennt man die Hintergründe und Details des Markteffektes, wird deutlich, warum dieser funktioniert und nicht zuletzt beeindruckende Ergebnisse liefert.

Gold dient zwei Zwecken. Gold wird in der Schmuckindustrie verarbeitet. Unternehmen dieser Industrie lagern nicht viel Rohmaterial. Sie kaufen ihr Rohmaterial - Gold - am Freitag für die Lieferung am Wochenende oder Montagmorgen. Ihre Produktionseinheiten haben genügend Gold, um während der Woche zu arbeiten, wodurch teure Wochenendarbeiten vermieden werden. Gold dient desweiteren vielen Anlegern als "sicherer Hafen". Es ist eine "Versicherung" gegen einen Crash oder andere schwer zu kalkulierende Risiken über das Wochenende. Diese Investoren kaufen auch Gold, um es über das Wochenende zu halten. Beide Faktoren tragen dazu bei, dass freitags viele Parteien Gold kaufen. Gold am Freitag zu kaufen ist daher statistisch interessant.

Dieser Chart zeigt die Bruttorendite des Friday Gold Rush Effekts in einem Backtest über 12 Jahre. Die Rendite basiert auf der Positionsgröße von 1 Gold Future oder dem Äquivalent in CFDs.

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Quelle: Investui

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Über den Experten

Roland Jegen
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Roland Jegen ist seit über 15 Jahren an der Börse aktiv. Seit 2016 arbeitet er als Trading-Experte bei WH SelfInvest. Neben der klassischen Chartanalyse gehören Auction Market Theory und Volume/ Market Profile sowie automatisierte Handelssysteme zu seinen Steckenpferden. Er veröffentlicht regelmäßig technische Analysen zu US-Aktien für den Neobroker Freestoxx.

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