„Monster-Show“ adé oder wann kommen die „Monster“ wieder?
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Es gibt gute Banker, es gibt schlechte Banker und es gibt „Monster“-Banker“ (Citibank, Bear Stearns, UBS), wie es Bundespräsident Horst Köhler kaum zutreffender formulieren konnte. Während wir uns über gute und schlechte Banker keine Sorgen machen müssen, sind es aber die „Monster-Banker“ (mit Monster-Abfindungen), die ein Welt-Finanzsystem aufgrund unzureichender Risikovorsorge und mangelhafter Kontrollsysteme, vor allem aufgrund zu großer Gier ins Wanken bringen können. Ohne es zu merken sind wir gerade um Haaresbreite an einer der größten Finanzkrise in der Nachkriegszeit vorbeigeschrammt und schon werden die Anleger wieder optimistischer. Fondsmanager haken offensichtlich die Finanzkrise ab und sind schon wieder voll investiert. Sogar die forderungsunterlegten Wertpapiere, die sogenannten CDO und ABS, stehen vor einem Comeback und werden selektiv schon wieder zurückgekauft. Ganz Kreditpakete wechseln so den Gläubiger. Bisher sind aber nur 23,3 Mrd. USD an CDO wieder auf den Markt gekommen. Im letzten Jahr waren es noch 203 Mrd. USD, wobei hier vor allem die „Monster-Banker“ am Werke waren, die nun kein Geld mehr haben für „Monster Kredite“.
Von der Markttechnik her sehen die Indices aus Deutschland und auch in Japan wieder positiv aus, nachdem der DAX 7125 und der Nikkei 14100 am Freitag überschritten haben, was einen Chartsausbruch nach oben bedeutete. An der Wall Street gab es noch keinen Chartsausbruch. Hier wird der Weg nach oben erst bei über 13100 beim Dow Jones frei. Bei 13000 verläuft auch die 200-Tages-Durchschittlinie. Im April waren die Inflationsraten in den USA weniger stark gestiegen als erwartet, obwohl gemunkelt wird, dass die Zahlen manipuliert und geschönt sind. Das gleiche gilt für die BSP-Zahlen in den USA, die bisher noch keine Rezession anzeigen. Ich persönlich rechne aber weiter mit einer „Stagflation“ in den USA und auch in GB. Dennoch kann auch hier zunächst der Sprung über die für alle Weltbörsen charttechnisch bedeutsame 13.000-er Marke beim Dow Jones gelingen, was gleichsam eine Fortsetzung der gerade in Gang gekommenen Frühjahrsrallye bedeuten würde.
Am besten schnitten zuletzt aber russische Aktien ab, da der RST-Index mit über 2400 neuen Allzeit-Hochs erreicht hat, was ein stattliches Plus von über 5% seit Jahresbeginn bedeutet. Vor allen Stahl- und Öl/Gaswerte stiegen in den letzten Tagen rasant an, wobei es im 1. Quartal zu Produktionsrückgängen bei russischen Ölwerten kam. Die Aktie von LUKoil empfahl ich bei 44-45 € auf der Ostbörsen-Hotline 09001-861400-1 (1,86 €/Min.) zum Kauf und damit ließen sich in diesem Jahr schon über 50% verdienen. Aber auch LUKoil produzierte im 1Q08 2% weniger. Damit wird die Gefahr eines „Peak Oils“ immer größer, was zu weiter steigenden Ölpreisen führen könnte. Zudem ging eine Ölpipeline (wieder einmal) in Nigeria in Flammen auf. Goldman Sachs hält für das zweite Halbjahr 2008 sogar Ölpreise von 146 USD/Barrel im Durchschnitt für möglich. Die Hurrikan-Saison steht schließlich noch bevor. Erstaunlich: Trotz Rekordölpreisen befinden wir uns mitten in einer Frühjahrsrallye an vielen Weltbörsen, die zum Teil auch begründet ist, aber kaum einer kriegt das offensichtlich so richtig mit, denn die Umsätze waren zuletzt äußerst dünn, so dass es sich auch um eine Bullenfalle handeln kann. Dennoch rechne ich nächste Woche zunächst mit weiter steigenden Kursen und damit einem DAX von über 7200 Indexpunkten. Falls 7200 nachhaltig überschritten werden, ist sogar Platz bis 7500 Indexpunkte in den nächsten Wochen.
Dabei werden im Moment einige Gefahren heruntergespielt bzw. nicht beachtet wie steigende Ölpreise (zuletzt bei 126 USD/Barrel), bedrohlich steigende Inflationsraten vor allem bei Agrarrohstoffen, steigende Naturkatastrophen (5 Mio. sind in China wegen des Erdbebens jetzt obdachlos!), die schlechteste Konsumentenstimmung in den USA in den letzten 28 Jahren, weitere Abschreibungen bei Banken und vor allem weiter fallende Immobilenpreise, was jetzt auch Bürokomplexe in den USA betrifft. Gefährdet in Europa sind diesbezüglich weiterhin Großbritannien, Spanien und Israel, wo es ebenfalls eine Immobilien-Bubble gab, der jetzt korrigiert wird.
Die Quartalsergebnisse der Banken und Versicherungen war fast durchweg schlechter als erwartet. Die größte Versicherung der Welt AIG meldete sogar einen Rekord-Quartalsverlust von 7,8 Mrd. USD. Der Anleiheversicherer MBIA enttäuschte mit einem Quartalsverlust von 2,41 Mrd. USD. MBIA hatte zuletzt 2,6 Mrd. USD einsammeln müssen, um das begehrte und für das Sentiment wichtige „AAA“-Rating behalten zu können. Mich verwundert es immer wieder, dass die US-Bondsversicherer trotz der hohen Verluste immer noch in der höchsten Rating-Stufe „AAA“ eingeordnet werden, was sicherlich auch ein „Politikum“ ist. Ich erwarte hier Herbstufungen, was aber wieder eine Lawine ins Rollen bringen könnte. Nicht viel besser waren die Ergebnisse bei Credit Suisse und UBS. Der Klassenprimus Deutsche Bank rauschte auch überraschend im ersten Quartal ins Minus durch neue Rekordabschreibungen von über 2 Mrd. €. Aber auch die zweitgrößte japanische Bank Mizuho Financial musste 1,85 Mrd. Euro abschreiben, so dass der Gewinn um 50% auf 1,9 Mrd. Euro einbrach. Die drittgrößte britische Bank Barclays musste 1,25 Mrd. € zusätzlich abschreiben, erzielte aber ebenfalls noch einen Gewinn. Die Citibank, die bisher schon 45 Mrd. USD abschreiben musst und Kapital von über 25 Mrd. zwangsweise einsammelte, muss angeblich nun auch noch Assets im Wert von 400 Mrd. USD (!) verkaufen, darunter möglicherweise auch die Citibank (Deutschland), die in 2007 immerhin einen Gewinn von 365 Mio. € erzielte. Zudem sind weitere Kapitalerhöhungen in den nächsten Jahren im Volumen von 40 Mrd. USD erforderlich. Hieran erkennt man schon, wie groß die Krise bei der Citibank sein muss. Die Marktkapitalisierung beträgt jetzt nur noch 75 Mrd. €, womit die Citibank auch ein Übernahmekandidat werden könnte. Aber auch die Deutsche Bank ist nur noch 42 Mrd. € wert. UBS musste bis jetzt 35 Mrd. USD abschreiben, davon alleine 18,7 Mrd. USD bei den CDOs. Zudem droht eine neue Klagewille aus den USA gegenüber UBS. Insgesamt wurden im Bankensektor weltweit bisher im Zuge der Subprimekrise 323 Mrd. USD im Bankensektor abgeschrieben worden. Aber reicht das aus?
Es ist schon erstaunlich wie relativ stabil die Wall Street in Anbetracht der der Größe der Finanzkrise und auch des hohen Ölpreises von 126 USD/Barrel ist. Das „Plunge Protection Team“ hat in den USA also ganze Arbeit geleistet. Der Dow Jones ist gerade einmal 2,8% im Minus und der S&P nur 3,7%. Wesentlich besser erging es den osteuropäischen Banken, die kaum von der Subprimekrise betroffen sind. Hier waren die Kursverluste also übertrieben. Bei den westlichen Banken gibt es hingegen nach meiner Einschätzung aber noch kein Licht im Tunnel.
Alle diese wenig erfreulichen Nachrichten aus dem Finanzsektor konnten die Anleger aber nicht davon abhalten, Aktien zu kaufen. Offensichtlich ist der Aktiemarkt schon gegen weitere „bad news“ aus dem Finanzsektor immunisiert und hält das Problem für „abgehakt“. Hier gibt es also den typischen Gewöhnungseffekt, der oft sehr trügerisch ist Die guten BSP-Quartalszahlen in Deutschland mit 1,5%, dem höchsten BSP-Quartals-Zuwachs seit 12 Jahren, machen auf Hoffnung, dass die deutsche Börse von der US-Subprimekrise nicht infiziert sind. Erwartet wurde nur ein BSP-Wachstum von 0,7%. Auch Volkswirte können sich irren oder lagen Sie überhaupt in ihren Prognosen schon einmal richtig? Jetzt wird für Deutschland schon wieder ein BSP-Wachstum von 2,4% in diesem Jahr für möglich gehalten. Auch kontrovers diskutiert wird unter den Volkswirten, ob die USA in eine Rezession kommt oder nicht. Nach wie vor von einer kommenden US-Rezession, wenn nicht sogar Depression, überzeugt ist der US-Ökonom Nourile Roubini, weil er davon ausgeht, dass noch der US-Subprimkrise noch eine US-Kreditkarten- und Kosumentenkreditkrise kommt. Er fordert eine radikale Intervention des Staates, also den Aufkauf der notleidenden Immobilienkredite, um eine Rezession zu verhindern. FED-Chef Bernanke äußerte sich zuletzt ähnlich, in dem er den Staat auffordert, bei den notleidenden Immobilenkrediten mehr zu helfen. In diesem Jahr werden 2 Mio. Zwangsversteigerungen in den USA erwartet. Einige Länder in Europa wie Großbritannien, Spanien und Island könnten ebenfalls nach Roubini in eine Rezession fallen. Auch die Vereinten Nationen rechnen mit einer Abschwächung der Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr.
Die Stunde der Wahrheit kommt demnach erst im 2. und 3. Quartal 2008. Nach wie vor rechne ich mit einer „Stagflation“ in den USA. Ist dies der Fall könnte nach der Subprime-Krise in der Tat eine Kreditkarten-Krise kommen. So fordert der Deutsche Bank-Chef Josef Ackerman schon jetzt schärfere Kontrollen und Bafin-Chef Jochen Sanio, der die Köhler-Metapher „Monster“ für die internationalen Finanzmärkte als „zutreffend“ bezeichnet, fordert eine höhere Eigenkapitalausstattung für Banken. Ein Bereinigungsprozess im Bankensektor steht ohnehin noch bevor. Auch wird es weitere Entlassungen im Bankensektor geben. So will Lehman Brothers jetzt 1500 Mitarbeiter entlassen, was später auch den Konsum schwächen wird. Auch die Zukunft von General Motors und Delphi ist ungewisse, woran noch viel mehr Arbeitsplätze hängen. Auch bei General Motors reche ich mit eine zwangsweise Kapitalerhöhung im Volumen von 9 Mrd. USD in den nächsten Jahren. Die Liquidität von General Motors ist im März von 30 auf 24 Mrd. USD geschrumpft. Die Finanzierungs-Tochter GMAV wurde schon für 14 Mrd. USD verkauft. GMAC ist nun durch die Milliardenverluste bei der Hypothekentochter Residential Capital in die Verlustzone geraten. Die führte auch zu Abschreibungen von GM an GMAC, wo GM noch beteiligt ist, im Volumen von 1,45 Mrd. USD. Der Finanzierungsarm GMAC spielt aber eine entscheidende Rolle bei den Autoabsatz von GM, der in den USA weiterhin zu Wünschen übrig läßt. Auch der für GM wichtige Autozulieferer Delphi sucht nach weiterem Kapital, um zu überleben.
Einer der größten Profiteure der starken Ölpreissteigerungen bleibt der russische Aktienmarkt, für den ich weiterhin bullish bin. Aber auch einige Exotenbörsen wie Kiew konnten sich in den letzten beiden Wochen kräftig um 10% erholen, sind aber noch im Minus. Ob die Weltbörsen nun alle zu einer Frühjahrsrallye ansetzen, wird davon abhängen, ob der der Dow Jones die 13100-Marke nachhaltig überschreiten kann. Und dies wird wiederum davon abhängen, ob die „Monster-Banker“ für weitere Hiobsbotschaften sorgen werden oder nicht. Wenn der Dow Jones 12700 Indexpunkten unterschreitet, könnte sogar eine neue „Monsterwelle“ folgen. Ich bin aber zuversichtlich, dass zumindest der DAX und auch viele Ostbörsen in den nächsten Wochen zunächst noch einem gen Norden streben. Geht der Dow Jones aber unter 12700 Indexpunkte, sollte auch die „Ostinvestoren“ Tradinggewinne mitnehmen und mehr in Liquidität gehen, denn dann kommen die gefährlichen „Monster“ schneller wieder als uns lieb ist wieder.
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