Kommentar
12:42 Uhr, 25.07.2003

MLIM - Positive Aussichten für Asien

Positiv

Niedrige Anleihenrenditen, Abwertung des US-Dollar, günstigere Kreditbedingungen und die Hoffnung auf Steuersenkungen im Juli lassen die Konjunkturaussichten in den USA rosiger erscheinen. Es wird jedoch zweifellos noch einige Zeit dauern, bis die Anleger wieder bei besserer Stimmung sind. Angesichts des steigenden Leistungsbilanzdefizits und steigender Verschuldung der Privathaushalte scheint man die Korrektur in den USA eher aufgeschoben als aufgehoben zu haben. Letztlich wird die Korrektur jedoch kommen müssen, um die im Zuge der spekulativen Blase aufgetretenen Exzesse zu bereinigen. In Großbritannien geben Bewertung und defensive Struktur weiterhin Halt, doch der Wohnungsmarkt stellt immer noch eine Gefahr dar. Wir sehen noch in diesem Jahr Spielraum für eine Zinssenkung, da Großbritannien sein Inflationsziel stärker an das übrige Europa angleicht. Der Wertverlust des Britischen Pfund und die erwartete weltweite Konjunkturerholung könnten der niedergeschlagenen verarbeitenden Industrie im Jahr 2004 Auftrieb geben, doch angesichts des von Finanzminister Gordon Brown vorgelegten Haushalts, der stark erhöhte Staatsausgaben vorsieht, steigt die Gefahr, dass die Steuern in den kommenden Jahren erhöht werden. Das von China angeführte, starke zugrundeliegende Wachstum, starke Zuflüsse durch ausländische Direktinvestitionen, Leistungsbilanzüberschüsse und Kreditrating-Anhebungen bestätigen uns in unserer Entscheidung, die Übergewichtung der asiatischen Pazifikregion beizubehalten. Hinzu kommen die jüngsten Ölpreissenkungen, die zur Reduzierung der Inflation beitragen und Rentabilitätssteigerungen bringen dürften. Indessen lassen die Auswirkungen von SARS in den meisten Regionen nach, und bei den Verbrauchern, die sich derzeit noch ungern aus den Häusern begeben, steigt der Bedarf. Jetzt fehlt nur noch, dass die Weltgesundheitsorganisation den Startschuss zum "sorgenfreien Einkauf" gibt.

Neutral

Unsere Einschätzung des Aktienmarkts in Europa ex GB, den wir im ersten Quartal negativ beurteilten, hat sich gebessert: Wir stufen ihn jetzt neutral ein. Positive Entwicklungen in Kontinentaleuropa sind u.a. die Stabilisierung der Zuflüsse in Investmentfonds sowie weitaus mehr Aktivitäten im Bereich Unternehmensfusionen und -übernahmen als in Nordamerika. Leider reicht dies nicht aus, alle unsere Bedenken bezüglich dieser Region auszuschalten. Durch den überbewerteten Euro haben sich viele der bestehenden Probleme noch verstärkt, insbesondere die hohen Lohnstückkosten und die schwierige Lage im Exportgeschäft. In vielen Schwellenländern erkennen wir eine Besserung der Aussichten, die starken Kapitalzuflüssen, attraktiven Bewertungen und höheren Kapitalrenditen im Vergleich zu den entwickelten Märkten zu verdanken ist. Insbesondere Brasilien und Russland scheinen sich in einem dauerhaften Zyklus steigender Währungen und besserer Konjunkturdaten zu befinden. Wir werden dies jedoch sehr genau beobachten, da ein etwaig nachlassender Reformeifer in Brasilien bzw. Lohninflation und fallende Ölpreise in Russland den Fortschritt dieser Länder unterminieren könnten.

Negativ

Japanische Aktien sind weiterhin der von uns am wenigsten geliebte Hauptmarkt. Gründe dafür sind stagnierende Inlandsnachfrage und rückläufige Reallöhne, weltweit schwächere Nachfrage und der das Exportgeschäft dämpfende stärkere Yen sowie der Überhang an "Zombiefirmen", die weiterem Wachstum entgegenstehen. Durch kurzfristigen Verkaufsdruck im Zuge der "daiko henjo"-Rentenreform könnten sich jedoch bei Spitzenwerten, deren Kurse künstlich fallen, Kaufgelegenheiten ergeben. Positiv ist auch, dass die Deflation in Japan nachzulassen scheint. Selbst wenn sie im nächsten Jahr noch anhalten sollte, halten wir eine bösartige Deflationsspirale für weniger wahrscheinlich. Eine Deflation ist zwar in den USA recht unwahrscheinlich, aber nicht völlig ausgeschlossen. Die Fed hat ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, dass die mögliche wirtschaftliche Schwäche die USA in ein deflationäres Umfeld drängen könnte. Eine echte Deflation in der Euro-Zone dürfte genauso wenig wahrscheinlich sein, obwohl in Deutschland unserem Eindruck nach durchaus die Möglichkeit besteht.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers

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