Blogpost
13:35 Uhr, 12.03.2012

Mit wie viel Geld soll gehandelt werden?

Wie viel Einsatz pro Trade?

Money Management (MM) ist das A und O. Unter MM versteht man den Wahl der richtigen Positionsgröße relativ zum eigenen Depot. Bevor wir die Frage beantworten können, mit wie viel Geld ein Trade nachgebildet werden sollte, müssen wir also erst einmal prüfen, wie groß das Depot ist.

Nehmen wir also mal ein Depot von 20.000 EUR an.

Bei dieser Depotgröße ist wohl ein Risiko pro Trade von 1,5% = 300 EUR an maximalem Risiko denkbar. Diese Risiko kürzen wir mit dem Buchstaben R ab. Wir riskieren also 1 R.

Den Call auf K+S würden wir also mit 300 EUR kaufen, ebenso den Call auf EUR/AUD, weil der SL = Totalverlust. Wir riskieren dann 1 R pro Trade.

Hebel 20+ vs. Hebel 0-20

Nehmen wir jetzt an, wir hätten einen Schein bei 1 EUR gekauft und würden den SL bei 0,80 EUR setzen = 20% Risiko. Also müssen die 20% 300 EUR entsprechen, weshalb wir den Schein mit 1500 EUR kaufen würden. Bei einem Schein mit geringerem Hebel ist also automatisch mehr Kapital im Trade gebunden. Es ist mehr Kapital dem Risiko des Marktes ausgesetzt.

Was ich charmant an den SL = KO - Lösungen finde, ist, dass im Falle eines Psycho-Handelstages mit kilometerweiten Kurslücken gleich zur Eröffnung nur 300 EUR mit Risiko am Markt sind, bei der "moderat" erscheinenden Version ist zwar der Hebel geringer, aber wer sagt, dass der Stopploss auch auf seinem Niveau und nicht deutlich darunter ausgeführt wird?

Nachteil der SL = KO - Lösung ist, dass jedes Mal beim Knockout das Aufgeld an den Emittenten gezahlt werden muss. Das ist quasi die Gebühr für den garantierten Stopploss, den der Emittent uns bietet. Zu sehen ist das bei Scheinen, die kurz vor dem Knockout notieren. Betrachten Sie zum Spaß einmal ein paar DAX-Knockout-Zertifikate, deren Knockout-Level dem Basispreis entspricht, und die nur wenige Punkte vor dem Knockout stehen. Da werden Sie sehen, dass diese nicht bis auf einen Cent heruntergetaxt werden, sondern z.B. 1 Punkt vor Ihrem Knockout immer noch z.B. bei 5 Cents notieren. Hier zu sehen ist das Aufgeld. Es macht Sinn, Scheine, die kurz vor ihrem Knockout stehen, also noch zu verkaufen, um das Aufgeld zu vereinnahmen.

Generell gilt bei meinen Trades aber: Ich sehe überall die gleiche Eintrittswahrscheinlichkeit. Insofern macht es für mich keinen Sinn, doppelte oder dreifache Positionen aufzubauen, nachzukaufen oder sonst irgendwie an der Positionsgröße zu basteln. Damit entsteht letztendlich immer ein Klumpenrisiko, das ich eigentlich nicht so mag.

Die einzige Größe, an der wir herumdrehen können, ist das prozentuale max Risk relativ zum Depot (hier: 1,5% im Beispiel). Das kann man erhöhen oder verringern, wie man will. Wer nur 1000 EUR zum spekulieren hat, wird automatisch mehr Risiko gehen müssen, da hier am stärksten die Transaktionsgebühren und Ordergebühren mit reinspielen. Wer ein Depot von 500.000 EUR fährt, wird vielleicht nicht unbedingt 1,5% = 7500 EUR riskieren.

Das untere Ende (1000 EUR Kapital) ist generell zu überdenken. Ab gewisser Kontengröße hängt der Risk pro Trade von dem Ziel ab, was man am Ende vom Jahr (wenn alles gut gegangen ist) an Gewinn nach Steuern raushaben will. Also müssen erst einmal Ziele definiert werden.

Also wie viel Geld soll jetzt riskiert werden? ;)

Schauen Sie sich Ihr Trading-Konto. Wie groß ist es? Nehmen wir mal 20.000 EUR an.

Jetzt müssen Sie sich klar darüber werden, welchem prozentualen Risiko 1R entsprechen soll. Wie viel soll also pro Trade maximal riskiert werden? Nehmen wir hier 1,5% an. Entsprechend sollte das 1R = 300 EUR entsprechen.

Wenn jetzt ein Trade vorgestellt wird, bei dem Stopploss = Knockout-Level entspricht, sollte dieser Trade mit 300 EUR gekauft werden. Wenn ein Stopploss innerhalb des Scheines angegeben wird, sollte das 1R der Differenz zwischen IHREM Kaufkurs und dem Stopploss entsprechen.

Entsprechend erhalten Sie auch die Stückzahlen.

Sie müssen selbst entscheiden, welches prozentuale Gesamtdepotrisiko 1R sein soll. 1,5%? 2%? 5%? Beachten Sie, dass es immer Fehltrade-Serien geben wird - es gibt Zeiten, wo alles schief geht. Wenn Sie eine Fehltrade-Serie von zehn Trades durchstehen wollen, dann haben Sie mit 1R = 0,5% ca. 5% Verlust, bei 1R = 5% halt aber auch schon ca. 50% Drawdown.

Hierbei handelt es sich um keine Anlageberatung. Es handelt sich lediglich um eine Trade-Vorstellung zu Ausbildungszwecken. Für Anlageberatung wenden Sie sich zwingend an den Anlageberater Ihrer Bank.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten derzeit nicht investiert.

Photo von tokerud / Flickr

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten