MIT-Ökonomin Forbes: QT wirkt deutlich milder als QE - Zeitung
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der massenhafte Abbau von Staatsanleihebeständen durch Zentralbanken (Quantitative Tightening - QT) hat nach bisherigen Erkenntnissen von Wissenschaftlern weitaus weniger starke Auswirkungen auf die Finanzmärkte als der vorhergehende Aufbau (Quantitative Easing - QE). Wie die Ökonomin Kristin Forbes von der MIT-Sloan School of Management in einem Namensbeitrag für die Financial Times schreibt, führte die QT-Ankündigung zu einem Anstieg der Renditen von Staatsanleihen mit mindestens einem Jahr Restlaufzeit um 0,04 bis 0,08 Prozentpunkte. "Diese nur gedämpften Effekte setzten sich fort, wenn die Zentralbanken mit dem Abbau beginnen und verstärken sich selbst dann nicht, wenn sie Anleihen aktiv verkaufen", schreibt Forbes.
Die Ökonomin hat Daten von Federal Reserve, Bank of Canada, Bank of England, Reserve Bank of Australia, Europäischer Zentralbank (EZB) und Riksbank ausgwertet. Am weitesten gediehen war der Bilanzabbau Ende 2023 demnach in Schweden (minus 40 Prozent) und Kanada (minus 38 Prozent), am wenigsten (4 Prozent) hat bisher die EZB geschafft.
Forbes zufolge hat die Art und Weise des Bilanzaubbaus unterschiedliche Auswirkungen auf die verschiedenen Enden der Zinskurve: "Passives QT scheint ein Signal für die Verpflichtung der Zentralbank zu einer strafferen Geldpolitik zu sein, wodurch die Anleiherenditen am kurzen Ende der Zinskurve steigen. Ein aktives QT erhöht vor allem die Renditen bei längeren Laufzeiten und macht die Kurve steiler."
Ein Faktor, der zu dem relativ reibungslosen Verlauf von QT beiträgt, ist nach Aussage der Ökonomin die Bereitschaft "inländischer Nichtbanken", beim Abbau von Wertpapierbeständen der Zentralbanken einzuspringen. In den USA gehören zu diesen zusätzlichen Käufern auch Leveraged Funds. Ausländische Anleger haben in einigen Ländern ebenfalls zu den Käufern gehört, spielten aber eine geringere Rolle als in den USA erwartet.
Der weitere Weg könnte nach ihrer Einschätzung jedoch holpriger werden. "Die Emission von Staatsanleihen wird auf absehbare Zeit zunehmen, und die überschüssige Liquidität aus den Pandemie-Notprogrammen ist weitgehend aufgebraucht", argumentiert sie. Nichtsdestoweniger sollten die Zentralbanken jetzt, da endlich bekannt sei, wie die QT funktioniert, eher bereit sein, ihre Bilanzen zu verkleinern.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
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