Kommentar
12:26 Uhr, 25.03.2014

Mit „Multi“-Papieren aus der Rendite-Falle?

Bei vielen neuen Kupon-Produkten zeigt sich aktuell ein gewisser „Rendite-Notstand“. Wer etwas mehr möchte, könnte die eine oder andere „Multi-Asset“-Struktur ins Kalkül ziehen, sollte sich aber auch gleichzeitig des mehrfachen Risikos bewusst sein. Hier ein kleiner Vergleich zweier aktueller Papiere.

Erwähnte Instrumente

  • Trio Memory Express-Zertifikat auf Basket (E.ON, Uniper) / ...
    Kursstand: 94,99 € (Börse Frankfurt) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • 8,25 Deutschland Basket 04/2014 - 07/2018 auf Basket (E.ON, Uniper) / ...
    Aktueller Kursstand:   (Frankfurt)
    VerkaufenKaufen

Wer den aktuellen Zeichnungskalender am Zertifikatemarkt verfolgt, erkennt schnell, dass attraktive Renditen trotz der momentanen Verunsicherung an den Börsen längst nicht mehr auf der „Straße“ liegen. Das beginnt bereits bei den Kapitalschutz-Produkten, die in immer größerer Zahl den Zusatz „Teilkapitalschutz“ tragen und damit statt den üblichen 100 Prozent jetzt meist nur noch 90 Prozent an Garantieleistung zum Laufzeitende verbriefen. An den im Niedrigzinsumfeld immer frühzeitiger eingezogenen Cap hat man sich ja in den vergangenen Jahren bei derlei Papieren bereits gewöhnen müssen. Wer dagegen auf Express-Zertifikate oder die äußerst beliebten Aktien- bzw. Indexanleihen setzen möchte, muss inzwischen auch hier umdenken und sich oftmals mit Kupons von drei bis vier Prozent bescheiden. Anleger, die mehr wollen, müssen derzeit schon ein bis zwei Gänge höher schalten, was das Risiko anbetrifft.

Emittenten locken mit Multi-Strukturen

Vor diesem Hintergrund kommt schnell wieder das ungeliebte Wort „Multi“ ins Spiel, dass in der Regel eng mit Strukturen verbunden ist, die dem gefürchteten „Worst-of“-Prinzip folgen. Auf die katastrophalen Erfahrungen, die Investoren im Zuge der Finanzkrise vor einigen Jahren mit Produkten machten, deren Schicksal ausschließlich von der Entwicklung der jeweils schlechtesten Aktie eines aus mehreren Basiswerten bestehenden Baskets abhängt, sei hier nur erinnert. Auch aktuell ist wieder so ein Zeitpunkt, an dem mangels lukrativer Alternativen Multi-Strukturen wie Pilze aus dem Boden schießen. Anleger sollten sich deshalb gut überlegen, welchem Produkt sie ihr Vertrauen schenken. Zwei einschlägige Express-Papiere auf verschiedene DAX-Werte kommen von der Société Générale und der Credit Suisse.

Aktien-Vierer mit durchgängiger Barriere bei 50 %

Das Produkt der Schweizer, ein Multi-Express-Zertifikat mit fester Kuponzahlung auf einen Deutschland-Basket bestehend aus Daimler, Deutscher Bank, ThyssenKrupp und E.ON (CS8ANJ) kann noch bis 28. März gezeichnet werden. Von der Struktur her ähnelt das Papier einer Multi-Aktienanleihe Protect. Der Anleger erhält hier beginnend im Juli 2015 jährlich einen fixen Kupon in Höhe von 8,25 Prozent ausgezahlt. Im Gegenzug ist die Rückzahlung nach bis zu vier Jahren und drei Monaten allerdings von der Entwicklung der Einzelaktien abhängig, wobei eine zusätzliche Sicherheitsschwelle bei 50 Prozent der jeweiligen Einstiegskurse zur Anwendung kommt. Sollte dabei kein Basiswert während der Laufzeit mehr als die Hälfte seines Wertes verlieren, geht die Rechnung auf und der Investor erhält am Ende den vollständigen Nennbetrag zurück. Im anderen Fall schlägt das „Worst-of“-Prinzip gnadenlos zu und die schlechteste Aktie bestimmt mit ihrer tatsächlichen Performance den Tilgungsbetrag, der natürlich maximal dem Nennwert entspricht. Wegen der zusätzlichen Express-Funktion kann das Zertifikat allerdings auch schon vorzeitig an den jährlichen Stichtagen zum Nennbetrag fällig gestellt werden. Die Voraussetzung: Alle vier Aktien bestätigen am betreffenden Bewertungstag jeweils Ende Juni ihr Startniveau. Weist aber nur ein Wert ein kleines Minus auf, geht es ein Jahr später in die nächste Runde.

3 Aktien, Stichtagsbarriere und hoher Memory-Kupon

Bei der französischen Multi-Variante handelt es sich um ein sogenanntes Memory-Express-Zertifikat auf Deutsche Bank, Deutsche Telekom und E.ON (SG47KX). Das diesmal bis zu fünf Jahre laufende Produkt wird bereits seit Ende Februar im Sekundärmarkt gehandelt und hat deshalb durch die jüngsten Kursrückgänge bereits etwas an Wert verloren. Anders als bei dem Papier der Schweizer wird der noch leicht höher bei 9,60 Prozent liegende Kupon nicht von vornherein fix ausgezahlt, sondern ist von der Einhaltung der bei 60 Prozent der jeweiligen Auflageniveaus festgelegten Zins- bzw. Memory-Schwelle abhängig. Hat kein Einzelwert am jährlichen Stichtag mehr als 40 Prozent an Wert eingebüßt, erfolgt eine Kuponzahlung. Im anderen Fall wird der Express-Betrag in einem späteren Jahr nachgeholt, wenn das Kupon-Kriterium dann wieder erfüllt ist. Es geht dem Anleger bei einer zwischenzeitlich sehr schwachen Performance einer Aktie also zunächst keine Rendite verloren. Sollten alle drei DAX-Titel nicht nur die Memory-, sondern auch die hier bei 90 Prozent fixierte Tilgungs-Schwelle bestätigen, wird das Zertifikat automatisch gekündigt und zusammen mit dem aktuellen und möglicher zuvor ausgefallender Kupons zurückgezahlt. Erfolgt keine Vorzeit-Tilgung, kommt es am finalen Stichtag zum großen „Showdown“, denn dann übernimmt die Zins-Barriere automatisch auch die Funktion der Tilgungs-Schwelle, d.h. schließt keine Aktie mehr als 40 Prozent unter ihrem Einstandswert, werden neben dem Nennbetrag auch alle noch ausstehenden Kupons erstattet. Erst unterhalb von dieser Marke würde sich dem „Worst-of“-Prinzip folgend nur noch eine Rückzahlung entsprechend der Wertentwicklung der schlechtesten Aktie ergeben.

Der Börse Go Tipp:

Aufgrund des bei „Multis“ vorherrschenden Mehrfachrisikos sollten sich Anleger die einzelnen Ausstattungen ganz genau ansehen. Beim Memory-Produkt überzeugt neben dem hohen Kupon und den „nur“ drei Basiswerten vor allem das durchgängige Stichtagsprinzip, das zwischenzeitliche Kursstürze neutralisiert. Auf dem aktuellen Niveau fällt die Rendite-Chance sogar noch etwas höher aus. Allerdings beträgt der Puffer zur momentan schlechtesten Aktie der Deutschen Bank hier auch nur noch etwas mehr als 33 Prozent. Dennoch würde es für eine Vorzeittilgung bei lediglich 90 Prozent immer noch reichen, wenn jetzt Stichtag wäre. Demgegenüber verfügt die Schweizer Wertarbeit mit 50 Prozent über den deutlich höheren Puffer. Dieser ist jedoch jederzeit angreifbar und gilt gleich für vier Basiswerte. Eine vorzeitige Tilgung kann darüber hinaus nur ab dem Startniveau erfolgen und der jährliche Kupon, der sowieso erst nach 15 Monaten gezahlt wird, fällt um immerhin 1,35 Prozent geringer aus.

8,25 % Multi-Express-Zertifikat auf Daimler/Dt. Bank/ThyssenKrupp/E.ON

Emittent/WKN:

Laufzeit:

03.07.2018 

Preis: (In Zeichnung bis 28.03.2014)

Ausgabepreis: 100 € (zzgl. bis 2 € Agio)

Credit Suisse / CS8ANJ

9,60 % Multi-Memory-Express-Zertifikat auf Dt. Bank/Dt. Telekom/E.ON

Emittent/WKN:

Laufzeit:

05.03.2019 

Preis: (18.03.2014)

Geld / Brief: 94,95 € / 95,95 €

Société Générale / SG47KX

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Folgen Sie mir jetzt auf Guidants!

Ich habe einen eigenen Desktop auf der Investment- und Analyseplattform. Das Herzstück hiervon ist mein Stream, eine Art Blog, in dem Sie sich mit mir und anderen Nutzern austauschen können.

Verpassen Sie keinen meiner Beiträge mehr! Wie Sie mir folgen können, erfahren Sie hier: http://www.guidants.com/hilfe/experten-folgen-stream

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Mehr von Armin Geier zu den erwähnten Instrumenten

Keine Artikel gefunden

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten