Kommentar
18:33 Uhr, 18.10.2012

Mit Edelmetall-„Multis“ gegen die „Alternativlosigkeit“

Erwähnte Instrumente

  • Floater Note Quanto auf Pall
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  • Protect-Anleihe auf Platin / ...
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Fest- und Tagesgeld werden immer unbeliebter. Laut dem „Zertifikateberater“ halten nur noch rund ein Drittel der Bankkunden die Niedrigzinsen für eine gute Anlage. Kein Wunder, dass im Gegenzug gerade zinstragende Zertifikate-Strukturen an Attraktivität hinzugewinnen. Wer dabei auf einen Teilschutz setzt, kommt an der Protect-Aktienanleihe kaum vorbei, die neben einem festen deutlich über dem Marktzins liegenden Kupon einen zusätzlichen Puffer bietet. Um bei Fälligkeit den vollständigen Nennbetrag zurückzahlen zu können, ist es hier notwendig, dass eine bei Emission definierte Barriere in der Regel zu keinem Zeitpunkt während der Laufzeit berührt oder unterschritten wird. Ansonsten müsste der Basiswert bei Fälligkeit zumindest den meist auf Ausgangskursbasis fixierten Basispreis zurückerobern, um einen Kursverlust zu vermeiden. Dies ist das notwendige Zugeständnis für die überproportionale Zinsgewährung.

Die bei Anlegern wegen des hohen Fix-Kupons sehr beliebte Struktur wird allerdings nicht mehr allein auf Aktien bzw. Indizes angeboten, sondern vereinzelt sogar auf Rohstoffe. Ein neues, noch bis 31. Oktober zeichenbares Produkt der Société Générale bezieht sich jetzt sogar auf einen kompletten Edelmetallkorb bestehend aus Gold, Silber, Platin und Palladium. Doch wer hinter dem vier Jahre laufenden Produkt auf dem ersten Blick eine gute Diversifikationsmöglichkeit vermutet, muss schnell umdenken, da es sich hier um einen sogenannten „Multi“ handelt, bei dem die Wertentwicklung des schlechtesten Basiswertes nach dem „Worst-of“-Prinzip das Schicksal des ganzen Zertifikats bestimmt. Umso wichtiger deshalb, sich zu jedem einzelnen Underlying eine eigene Meinung zu bilden. Auf der anderen Seite ist das Papier mit einer Barriere ausgestattet, die für jeden Basiswert bei moderaten 40 Prozent des Startniveaus festgelegt wird und dadurch sicherlich das Label „Deep“ verdient. Solange während der Laufzeit weder Gold, Silber, Platin noch Palladium aus der Reihe tanzen und zu irgendeinem Zeitpunkt 60 oder mehr Prozent an Wert verlieren, kann sich der Investor also getrost zurücklehnen und sich auf eine Nennwert-Tilgung bei Fälligkeit einstellen. Sollte es jedoch zu einem Schwellenereignis kommen, dürfte es mit der Gemütlichkeit schnell vorbei sein. Denn dann müssten der oder die negativen Ausreißer in der verbleibenden Zeit den gesamten Verlust wieder aufholen. Wie schwer das ist, weiß jeder, der schon einmal ähnlich hohe Verluste erlitten hat. Im vorliegenden Fall wären dazu schon 250 Prozent an Kursgewinn nötig. Andernfalls müsste sich der Anleger auf eine sehr magere Rückzahlung einstellen, da am Ende nur noch entsprechend des am schlechtesten performenden Rohstoffs getilgt wird. Zumindest der Euro/USD-Wechselkurs würde in diesem Fall keine Rolle spielen, da für die Berechnung des Tilgungsbetrages nur die prozentuale Wertentwicklung herangezogen wird. Als Gegenleistung für das trotz des hohen Puffers eingegangene Risiko winkt dem Investor auf der anderen Seite ein Kupon in Höhe von attraktiven fünf Prozent p.a., der unabhängig von der Entwicklung des Edelmetall-Baskets gezahlt wird. Dabei bleibt allerdings zu bemerken, dass allein im Absturzjahr 2008 zumindest bei Platin und Palladium Kursrückgänge von rund 40 bzw. 50 Prozent zu verzeichnen waren.

Anleger könnten sich in diesem Zusammenhang auch an ein im vergangenen Jahr emittiertes, noch bis April 2014 laufendes Produkt von Vontobel erinnern, das sich in gleicher Weise auf Gold, Silber und Palladium bezieht. Aktuell beträgt dort der Sicherheitsabstand zum „Worst-Performer“ Silber noch immer knapp 51 Prozent, obwohl das Papier zu 96,70 Prozent leicht unter pari gehandelt wird. Allerdings ist der Kupon nicht fix, sondern enthält neben dem Mindestzinssatz von 2,85 Prozent p.a. eine zusätzliche „floatende“ Komponente, die sich nach dem aktuellen 3-Monats-EURIBOR-Satz (Euro Interbank Offered Rate)richtet, zu dem sich 57 europäische Banken im Durchschnitt gegenseitig mit Geld versorgen. Da dieser im Moment nur noch bei 0,207 Prozent liegt, relativiert sich die günstigere Einstiegs-Chance durch den deutlich geringeren Kupon wieder etwas.

Der BörseGo Tipp:

Edelmetall-Multi-Protect-Anleihen können durchaus eine Alternative zu herkömmlichen Aktienanleihen darstellen und eignen sich deshalb speziell für Investoren, die mit einer Seitwärts-bis moderaten Abwärtsentwicklung rechnen. Bei den vorliegenden „Multi“-Produkten sollten sich Anleger allerdings nicht von den hohen Puffern blenden lassen und wegen des bestehenden Mehrfach-Risikos jeden einzelnen Basiswert genau unter die Lupe nehmen, insbesondere das äußerst volatile Palladium und Silber.

5,00% Edelmetall-Protect-Anleihe

Emittent/WKN:

Société Générale / SG3KCG

Laufzeit:

07.11.2016

Preis: (in Zeichnung bis 31.10.2012)

Ausgabepreis: 100 % zzgl. 1 % Agio

Gold, Silber, Palladium Multi-Barrier-Reverse-Convertible-Floater(quanto)

Emittent/WKN:

Vontobel / VT11RR

Laufzeit:

29.04.2014

Preis: (17.10.2012)

Geld / Brief: 95,70 % / 96,70 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen:http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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