Kommentar
01:00 Uhr, 12.05.2022

Mit Aktienanleihen die Inflation schlagen

In Zeiten niedriger Zinsen, in denen das Sparbuch keine Alternative zur Kapitalanlage ist, stehen Anlegerinnen und Anleger vor der Frage: Was ist für mich die ideale Anlagestrategie?

Gleichzeitig steigen seit Monaten weltweit die Inflationsraten auf die höchsten Niveaus seit Jahrzehnten. Wie Sie mithilfe von Derivaten die Inflation wettgemacht können und welche Derivate sich hierfür besonders eignen, lesen Sie hier.

Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher

Einige von Ihnen kennen bestimmt den Ausdruck „Geld wie Heu“. Dass ein Überfluss an Geld sich deutlich auf dessen Werthaltigkeit auswirken kann, zeigt uns ein Blick in die Geschichtsbücher. Tatsächlich hat der US-Dollar seit 1913 etwa 96 % seiner damaligen Kaufkraft verloren. Ereignisse wie die Gründung der Federal Reserve Bank oder das Bretton Woods Agreement, das den US-Dollar zur Reservewährung der Welt erklärte, führten zur stetigen Geldentwertung. Auf der anderen Seite des Atlantiks hat der Euro ebenfalls an Kaufkraft eingebüßt. Seit seiner Einführung im Jahr 2002 hat die Einheitswährung im Zuge einer lockeren Zentralbankpolitik sowie eines starken Wirtschaftswachstums in den letzten 19 Jahren 80 % seines Wertes verloren.

Inflation: Was ist das?

Was wir als Inflation bezeichnen, ist nichts anderes als der Kaufkraftverlust einer Währung, der aus einer generellen Preisniveauerhöhung bei gleichzeitig stagnierenden Löhnen und Gehältern resultiert. Dabei wird der Anstieg der Verbraucherpreise im Vergleich zum vorangegangenen Jahr anhand der Preisentwicklung eines fiktiven Warenkorbes gemessen. Dieser Warenkorb enthält alle Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte während eines Jahres konsumieren oder in Anspruch nehmen. Jedes Produkt in diesem Warenkorb hat einen Preis und die Kombination der Preisänderungen dieser Produkte ergibt den Verbraucherpreisanstieg. Monatliche Inflationsdaten werden in Deutschland vom Statistischen Bundesamt, für die Eurozone von der EZB und für die USA von der Federal Reserve veröffentlicht.

Ausführliche Informationen zu den Grundlagen der Inflationen finden Sie auch in unserem Kundenmagazin Marktbeobachtung.

Inflation aktuell

Im Zuge der Corona-Pandemie haben Zentralbanken weltweit ihre Zinsen gesenkt und massive Hilfsprogramme in die Wege geleitet, um die Wirtschaft zu stützen und so die Auswirkungen des wirtschaftlichen Schocks zu dämpfen. Günstige Kredite und eine Flutung des Kapitalmarkes mit Geld sorgten für eine weitestgehend stabile Nachfrage während gleichzeitig weltweit gestörter Lieferketten. Die stabile Nachfrage gepaart mit Problemen auf der Angebotsseite sorgten für steigende Preise. Befeuert wurde diese Entwicklung von dem Konflikt in der Ukraine, der zu einem massiven Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise führte.

Insbesondere die Preise für Öl, Gas und Weizen nahmen sprunghaft zu. Sowohl der West Texas Intermediate (WTI) als auch die Nordseesorte Brent haben am 07.03.2022 ihren höchsten Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2008 erreicht. Der Weizenpreis kletterte ebenfalls am 07.03.2022 auf bis zu 13,1125 US-Dollar pro Bushel (ca. 27kg) und erreichte den höchsten Stand seit Jahrzehnten. Insgesamt lag die März-Inflation in den USA bei 8,5 %, in der Eurozone lag die Teuerung mit 7,5 % ebenfalls auf dem höchsten Niveau seit 1999 und in Deutschland liegt die April-Inflation mit 7,4 % auch auf historisch hohem Niveau.

Derivate als Inflationsschutz

Wie können Sie nun mithilfe von Derivaten die Inflation wettmachen? Und wie können Sie diese in Ihre Anlagestrategie aufnehmen? Besonders zu beachten ist, dass mithilfe der Rendite die Inflation geschlagen werden soll und somit Produkte ausgewählt werden sollen, die eine entsprechende Rendite aufweisen.

Mithilfe von defensiv gewählten Anlageprodukten ist es möglich Inflationsschutz zu betreiben und im Vergleich zur Direktanlage in den entsprechenden Basiswert ein geringeres Risiko einzugehen. Besonders Aktienanleihen, die unabhängig von der Kursentwicklung des zugrundeliegenden Basiswerts einen festen Zins zahlen, bieten sich hier an und können für Anlegerinnen und Anlegern dazu dienen, die Inflation wettzumachen. Das folgende Beispiel soll diese Strategie verdeutlichen.

Aktienanleihen als Inflationsschutz – Ein Beispiel

Wir orientieren uns im folgendem Beispiel an der deutschen April-Inflation von 7,4 % als Ausgangspunkt bei der Auswahl unserer Aktienanleihe. Die Rendite p.a. muss somit mindestens 7,4 % betragen, um die Inflation zu neutralisieren. Des Weiteren sollte der Kurs des Basiswertes deutlich über dem Basispreis liegen, um die Auswirkungen unvorteilhafter Kursentwicklungen zu verringern.

Die mögliche Ausgestaltung einer geeigneten Aktienanleihe¹ auf beispielsweise die Airbus-Aktie sieht wie folgt aus:

Basiswert

Airbus

Basispreis

80,85 EUR

Zinssatz p.a. in %

5,90 %

Max. Rendite (abs.)

6,59 %

Max. Rendite p.a.

7,40 %

Nennbetrag

1.000,00 EUR

Bewertungstag / Rückzahlungstermin

17.03.2023 / 24.03.2023

Verlustschwelle

75,56 EUR

Abstand Verlustschwelle

27,42 %

Outperformance-Punkt

110,97 EUR

Kurs Basiswert

104,16 EUR

Bezugsverhältnis

12,3686

Briefkurs

98,70 %

Bisher aufgelaufene Stückzinsen

5,66 EUR

Quelle: HSBC Deutschland, Stand 02.05.2022

Abhängig vom Stand des Basiswertes am Bewertungstag erhalten Anlegerinnen und Anleger beim Rückzahlungstermin entweder den Nennbetrag ausgezahlt oder den Basiswert entsprechend des Bezugsverhältnisses geliefert. Bei Fälligkeit ergeben sich somit folgende Gewinn-/Verlustszenarien ausgehend von beispielhaften Kursen des Basiswerts am Bewertungstag:

Beispielhafter Kurs des Basiswerts am Bewertungstag

Zinszahlung

Gewinn/Verlust des Basiswerts bezogen auf den Kurs der Airbus-Aktie

Gewinn/Verlust der Aktienanleihe bezogen auf den Briefkurs (zzgl. der bisher aufgelaufenen Stückzinsen der Aktienanleihe

65,00 EUR

58,03 EUR

-37,60 %

-16,24 %

68,00 EUR

58,03 EUR

-34,72 %

-11,40 %

75,56 EUR

58,03 EUR

-27,46 %

-0,01 %

100,00 EUR

58,03 EUR

-3,99 %

+6,59 %

104,16 EUR

58,03 EUR

+0,00 %

+6,59 %

106,00 EUR

58,03 EUR

+1,77 %

+6,59 %

111,02 EUR

58,03 EUR

+6,59 %

+6,59 %

113,00 EUR

58,03 EUR

+8,49 %

+6,59 %

Hinweis: Mithilfe des HSBC-Aktienanleihen-Rechners ist es Ihnen möglich für jede unserer Aktien- und Indexanleihen verschiedene Szenarien der Wertentwicklung des Basiswertes zu simulieren und ein indikatives Bild von der Entwicklung der Anleihe zu bekommen.

Anhand des obigen Beispiels ist ersichtlich, dass Anlegerinnen und Anleger unabhängig von der Kursentwicklung des Basiswertes die Zinszahlung in Höhe von 58,03 EUR erhalten würden. Damit ist es mithilfe von Aktienanleihen möglich, die Inflation wettzumachen.

Ausführliche Informationen zur Funktionsweise einer Aktienanleihe können Sie in unserem separaten Akademie-Artikel nachlesen.

Exkurs: Inflationsderivate

Neben Aktien- und Indexderivaten, die, wie oben beschrieben, unter bestimmten Bedingungen als Inflationsschutz genutzt werden können, existieren auch direkt inflationsabhängige Produkte. Ein bekannteres Beispiel für inflationsbezogene Finanzprodukte sind sogenannte Treasury Inflation Protected Securities (TIPS). Diese Anleiheform, die von der US-Regierung begeben wird, zeichnet sich durch eine Zinssatzänderung in Abhängigkeit der Inflationsentwicklung aus. Wenn die Inflation fällt, sinken auch die Zinszahlungen und bei steigenden Inflationsraten steigen auch diese. Ähnlich strukturierte Anleihen werden auch von Deutschland, Frankreich oder Japan begeben.

Mithilfe der an den Terminmärkten verfügbaren Instrumente, zu denen Privatanleger in der Regel keinen Zugang haben, lassen sich auch komplexere Produkte wie beispielsweise Inflations-Swaps strukturieren. Diese übertragen das Inflationsrisiko von einer Partei auf die andere und bieten die Möglichkeit mithilfe dieser Produkte potenzielle Inflationsrisiken abzusichern oder auf die Inflationsentwicklung zu spekulieren.

Zusammenfassung

Institute wie das Kieler Wirtschaftsinstitut, der IWF oder die Bundesbank rechnen mit weiterhin erhöhten Inflationsraten, die nicht nur die Preise von Verbrauchsgütern erhöhen, sondern auch die Kaufkraft des Kapitals auf dem Girokonto mindern. Es stellt sich somit die Frage nach einer defensiven Anlagestrategie, die bei vergleichsweise geringem Risiko ermöglicht, die Inflation zu schlagen und die Kaufkraft zu wahren.

Aktienanleihen bieten sich durch ihre feste Verzinsung hier als Inflationsschutz an und können in eine konservative Anlagestrategie eingefügt werden. Mit der richtigen Auswahl ist Anlegerinnen und Anlegern möglich, mit der zu erzielenden Rendite die Inflation zu schlagen und somit die Kaufkraft des eingesetzten Kapitals zu wahren. Des Weiteren gilt es neben dem Emittentenrisiko das Totalverlustrisiko des für den Kauf der Aktienanleihen aufgewendeten Kapitals zu beachten.

Wir hoffen, dass wir Ihnen mit diesen Ausführungen die Welt der Anlageprodukte näherbringen konnten und die Thematik des Inflationsschutzes mit Aktienanleihen für Sie nachvollziehbar war.

¹Kosten

Transaktionskosten und Ihr Depotpreis (soweit diese anfallen) sind in der Darstellung nicht berücksichtigt und wirken sich negativ auf die Wertentwicklung der Anlage aus. Bei einer Anlagesumme von EUR 1.000,00 werden für den Erwerb und die Veräußerung Transaktionskosten i.H.v. jeweils z.B. 1,00 % sowie ein Depotpreis i.H.v. z. B. 0,5 % p.a. berechnet (die tatsächlichen Entgelte ergeben sich aus dem Preis- und Leistungsverzeichnis Ihrer Bank). Die dargestellte Wertentwicklung verringert sich in diesem Beispiel bei einer unterstellten Haltedauer von fünf Jahren durch diese Entgelte um EUR 45,00. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft.

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Über den Experten

Julius Weiß
Julius Weiß
Zertifikate-Experte bei HSBC Deutschland

Bereits in der Schulzeit entdeckte Julius Weiß seine Leidenschaft für die Welt der Kapitalmärkte. Direkt nach seinem 18. Geburtstag durfte er erste Trading-Erfahrungen mit Standard-Optionsscheinen auf Indizes und Währungspaare sammeln.

Nach seinem Abitur begann er ein duales Studium bei der HSBC und konnte durch Praxiseinsätze in insgesamt zwölf Abteilungen der Bank seine Kenntnisse über finanzwirtschaftliche Thematiken vertiefen. Während dieser Zeit fokussierte er sich mehr und mehr auf Kapitalmarktprodukte. Nun vermittelt er sein Börsen- und Tradingwissen regelmäßig in Webinaren sowie über Vorträge auf Anlegermessen. Zudem beantwortet er sowohl für institutionelle als auch für private Marktteilnehmer alle Fragen rund um das Produktangebot von HSBC.

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