Kommentar
14:06 Uhr, 23.08.2000

MIS AG ( 661240 )

Factsheet:

Erstnotiz: 15.02.2000
Streubesitz: 25,5 %
Bookbuilding: 45-50 Euro
Marktkap.: 349 Mio. Euro
Umsatz: 2000e : 111,00 Mio. DM
2001e: 163,50 Mio. DM
Gewinn/Aktie: 2000e: - 0,16 Euro
2001e: +0,31 Euro

KGV(Kurs bei 110 ): 2000e: Verlust
2001e: 35,5

Die 1988 in Darmstadt gegründete MIS AG ist laut einer aktuellen Studie des IMIS-Institutes mit 29,5 Prozent Marktführer für Manager-Informations-Systeme im deutschsprachigen Europa. Danach kommen Firmen wie Hyperion ( 22,9 %) und Oracle ( 19,5 %). Der Gesamtmarkt für diesen Bereich soll sich laut der Gartner Group von 2,7 Milliarden DM in 1999 auf 7,3 Milliarden in 2002 fast verdreifachen.

Der Kurs von MIS ist seit Mitte Juni von 190 Euro aus fast um 50 Prozent eingebrochen. Grund dieses Rückganges war der am 15.08.2000 anstehende Auslauf der Lock-Up Periode für die Mitarbeiter. MIS kündigte, um den Markt darauf vorzubereiten, schon Ende Juli an, daß bis zu 250.000 Aktien abgegeben würden. Das besondere dabei ist, daß das Unternehmen ankündigte die Stücke voll bei Institutionellen plazieren zu können- das heißt die Stücke werden nicht kursschädigend auf den Markt geworfen, sondern fest übernommen. Dieses vorbildliche Verhalten wurde trotzdem mit einem Kurseinbruch abgestraft.
Gerade deswegen und weil die Fundamentaldaten mehr den je überzeugen, möchten wir das Unternehmen nun vorstellen.

Unternehmensbeschreibung

Als Anbieter von Management Informationssystemen führt MIS Entscheidungsträger von Unternehmen mit Hilfe ihrer Lösungen zu schnelleren sowie fundierteren Entscheidungen und unterstützt sie bei der vorausschauenden Unternehmenssteuerung.
Heutzutage führt die technologische Entwicklung dazu, daß die in einem Unternehmen verfügbaren Daten explosionsartig ansteigen, aber nicht verwaltet geschweige denn ausgewertet werden können. Da der Wettbewerbsdruck ständig zunimmt, müssen Führungskräfte immer schnellere und ausführlichere Informationen zur Verfügung gestellt bekommen.
Genau dort setzten die Darmstädter an.
Die Kernkompetenzen von MIS liegen also in der Konzeption und Implementierung von Planungs- Analyse- und Geschäftssimulationssystemen für Manager (sog. Business Intelligence).
MIS tritt im Gegensatz zu den anderen Anbietern weder ausschließlich als Softwarehersteller noch als reines Beratungsunternehmen auf - sondern verbindet beide Bereiche in ihrem Geschäftsmodell.
Dieses Modell nutzen zur Zeit 15.000 Anwender in 800 Unternehmen weltweit.

Geschäftsbereiche

Die MIS Gruppe verfügt über die zwei Geschäftsbereiche Products und Services.
Die Produkte vertreibt und entwickelt die MIS Technologies GmbH. Das Kernprodukt ist hier "Alea".
Es ermöglicht die unternehmensweite Zusammenführung und Vereinheitlichung von Daten sowie deren Analyse und Aufbereitung für die Planung. Dabei unterscheidet sich die Technologie von traditionellen Datenbanken durch die Möglichkeit die gefilterten Kennzahlen und Informationen über mehr als zwei Ordnungskriterien (multidimensional) zu nutzen. Die Analyse und Planungsbasis von Alea sind sogenannte "Hypercubes" (Datenwürfel), die aus mehreren Dimensionen wie zum Beispiel Region, Produkt, Kundengruppe, Zeitraum oder ähnlichem zusammengesetzt sind.
Ein Beispiel für einen solchen "Würfel" könnte die Abfrage eines Anwenders sein : In welcher Höhe sind Umsätze mit dem Artikel A, im Zeitraum Januar bis März, in der Niederlassung Stuttgart erzielt worden.
Darüber hinaus ermöglicht die MIS-Software die Analyse von Trends, die Berechnung von Mittelwerten sowie die Erstellung von Worst- oder Best-Case Szenarien- quasi auf Knopfdruck.
Technisch basiert Alea auf "Real-Time" Kalkulationen, bei der die Kennzahlen und die Berechnung erst dann durchgeführt werden, nachdem sie angefordert wurden. Dies gewährleistet relativ kleine Datenbestände- es muss nicht alles hinterlegt sein. Es belegt ein durchschnittlicher, nicht in Echtzeit berechneter Datenbestand 100 Megabyte Platz, während der Platzbedarf in MIS Alea nur 5-10 Megabyte beträgt. Hierin liegt meiner Meinung nach ein wesentlicher Vorteil gegenüber den Konkurrenten.

Da in der Regel in den Unternehmen die MIS als Kunden hat eine Vielzahl von verschiedenen Vorsystemen wie SAP R/3, Baan oder Microsoft bestehen, ist es auch ein Vorteil, daß die Daten aus den Vorsystemen in das MIS Produkt vollständig integriert werden können. Die Datenhaltung innerhalb der Firma kann also zentral gehalten werden und teilt sich nicht auf verschiedene Systeme auf.
Außerdem ist Alea, wie auch die anderen Produkte der Darmstädter, die alle auf Alea aufbauen, voll internetfähig.
Man muß betonen das die Systeme von MIS die Standardsoftware der großen Anbieter ergänzt, nicht nachahmt. Denn z.B. in SAP R/3 werden die Plandaten nur "abgelegt" nicht bearbeitet.
Zielkunden in dem Bereich sind Unternehmen mit mehr als 500 Millionen Euro Umsatz. In diesen Firmen werden besonders die Führungskräfte angesprochen.
Die Kundenreferenzliste schmücken Namen wie Deutsche Telekom, Aventis, Bayer, Hewlett Packard und Samsung.

Die Produktumsätze wuchsen von 7,7 Mio. DM im letzten Jahr auf 14,4 Mio. DM in diesem Jahr. Der Produktanteil am Gesamtumsatz beträgt 33 Prozent. Die Umsätze wurden bereits zu 37 Prozent im Ausland erwirtschaftet.

Der zweite Geschäftsbereich Services macht mit 67 Prozent noch den Löwenanteil am Umsatz aus.
Dieses Segment geht von der Beratung über die Realisierung und Implementierung analytischer Software bis hin zum Supportdienst.
Im Trainingsbereich bietet MIS elf Ausbildungsstufen die von Anwender bis zum Administrator reichen. Der Schulungsbereich ist mit 8-10 Usern pro Schulung und Erlösen von ca. 800 DM pro Tag und User recht profitabel.
Der Vertrieb im Consultingbereich ( Beratung bei Installation etc.) wird für MIS von Unternehmensberatungen wie Price Waterhouse Coopers oder Arthur Anderson unterstützt.
Aufgrund der hohen Nachfrage wird gerade zusätzlich der MIS-Beraterstamm stark ausgebaut.
Im Servicebereich beträgt der Umsatz im zweiten Quartal 2000 29 Mio. DM. Das Wachstum betrug 86 Prozent.

Internationalisierung und Übernahmen

Hauptziel von MIS ist die Gewinnung von weiteren Marktanteilen und der Markteintritt in die USA, wo bereits Kunden wie 3Com gewonnen werden konnten.
Dies forciert das Unternehmen durch den Ausbau von Niederlassungen in Zielmärkten mit hohem Umsatzpotential und Übernahmen von leicht integrierbaren Unternehmen. Neben 7 Filialen in Deutschland und 9 Niederlassung weltweit hat MIS im Juni noch Tochtergesellschaften in Spanien sowie Mexiko gegründet und will in diesem Jahr noch weitere eröffnen. Die gleichzeitige Übernahmen des Beratungsunternehmens GANO in Mexiko ermöglicht den Damstädtern einen Schnellstart auf dem dortigen Markt für Business Intelligence. Bereits zwei Wochen nach Eröffnung der Niederlassung erhielt MIS eine Auftrag von dem dort größten Kinobetreiber. Dieser Vertrag stellt für MIS den erfolgreichen Einstieg in den mexikanische Markt dar. Der Umsatz für die Tochtergesellschaft in Mexiko wird auf 6 Mio. DM im kommenden Jahr geschätzt und für die in Spanien auf 12-16 Mio. DM.
Um die Produktpalette zu stärken und auszuweiten hat MIS in diesem Jahr zwei hundertprozentige Übernahmen getätigt. Zum einen erwarb das Unternehme im April die activeWeb GmbH und erst vor kurzem die Intellicube AG.
ActiveWeb entwickelt und verkauft Web-basierte Plattformen für E-Portale und wird innerhalb der MIS Gruppe den Bereich Enterprise Integration stärken. Kunden sind unter anderem die Deutsche Bank und Preussag. 1999 erzielt acitveWeb einen Umsatz von 3,1 Mio. DM.
Die Intellicube AG bietet schwerpunktmäßig web-basierte "Business Intelligence" (BI) Lösungen an. Durch die Kombination der Produkte von Intellicube und MIS bauen die Darmstädter ihre Marktführerschaft im Bereich "BI" weiter aus und erschließen sich damit im In- und Ausland zusätzliche Wachstumspotentiale.
Die Basistechnologie "Hyperblock" von Intellicube ist voll in die MIS Produkte integrierbar und ist bereits zum Patent angemeldet worden. Diese Technologie unterstützt vor allen die Endgeräte des moblien
Computing (PDA, WAP).

Bewertung:

MIS ist ein solides, aber trotzdem stark wachsendes Unternehmen, das jetzt schon die Marktführerschaft besitzt.
MIS Produkte steigern die Effizienz von Planungs- und Analyseprozessen enorm und ermöglichen so für die Unternehmen einen schnelleren und genaueren Zugriff auf überlebenswichtige Daten.
Durch die Erschließung neuer Vertriebskanäle im Ausland und Erweiterung der Produktpalette mit der Übernahme der oben genannten Firmen wird MIS in nächster Zeit ein stetig ansteigendes Umsatz- und Ertragswachstum generieren.
Der beste Beweis für die Wachstumsrate ist das kürzlich vorgelegte Halbjahresergebnis:
In dem Zeitraum hat MIS einen Umsatz von 43,4 Mio. DM erwirschaftet. Das entspricht einer Steigerung von 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Darmstädter haben dabei auch ihren geplanten Halbjahres- umsatz von 36,1 Mio. DM um 20 Prozent übertroffen und hoben ihren Gesamtjahresplanumsatz um 15 Prozent auf 111 Mio. DM an.
Das Ebit beläuft sich dieses Halbjahr auf minus 1,8 Millionen DM und damit besser als die geplanten minus 2,2 Mio. DM. Das Ergebnis ist wegen der hohen Internationalisierungsaufwendungen, dem Ausbau des Mitarbeiterstammes und dem Anstieg der Kosten für Marketing und Vertrieb noch negativ. Für 2001 ist ein positives Ergebnis geplant.

Hauptrisikofaktor ist die steigende Wettbewerbssituation im Bereich Business Intelligence, da wichtige Global Player wie SAP sich angesichts der beschränkten Wachstumsraten ihres Stammgeschäftes in zunehmendem Maße diesem Wachstumsmarkt zuwenden. Die Folge ist ein Sinken der Preise, die bislang von MIS nicht einkalkuliert worden sind.

Die Bewertung von MIS ist moderat. Im Vergleich zur Peer Group (Applix, Cognos, Comshare, Gentia, Hyperion, Microstrategy, HNC, Oracle und SAP) hat das Unternehmen mit einer Gewinnschätung von 0,31 Euro pro Aktie für 2001 ein KGV von 35 (Kurs 110 Euro). Die Peer Group hat ein KGV von 103.

Angesichts der günstigen Bewertung, des hohen Wachstums und des durch zu vernachlässigenden Faktoren stark zurückgekommenen Kurses empfehlen wir MIS mit einem 6 Monats Kursziel von 180 Euro zum Kauf.

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