Ministerium: Wasserstoffkernnetz ist genehmigt
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Das Wasserstoffkernnetz für Deutschland ist nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums genehmigt worden. Die Bundesnetzagentur habe den von den Fernleitungsnetzbetreibern am 22. Juli 2024 eingereichten Kernnetzantrag nach Prüfung und Konsultation genehmigt. "Damit ist die intensive Planungsphase abgeschlossen - jetzt ist der Weg frei für die Realisierung des Wasserstoffkernnetzes", erklärte das Ministerium. Mit dem Kernnetz würden zentrale Wasserstoff-Standorte in allen Bundesländern miteinander verbunden - von Erzeugungszentren und Importpunkten über Speicher bis zu künftigen Abnehmern in Industrie und Kraftwerken.
Das genehmigte Kernnetz umfasst laut den Angaben Leitungen von einer Gesamtlänge von 9.040 Kilometern, wovon rund 60 Prozent der Leitungen vom bisherigen Erdgas-Betrieb umgestellt und die übrigen neu gebaut werden. Im Zieljahr 2032 beträgt die Einspeiseleistung demnach 101 Gigawatt (GW) und die Ausspeiseleistung 87 GW.
"Das Wasserstoffkernnetz setzt ein entscheidendes Signal für die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Es sei Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Wasserstoffhochlauf und damit für die Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland. "Mit dem genehmigten Kernnetz schaffen wir Planungssicherheit für alle Beteiligten - angefangen von den Wasserstofferzeugern im In- und Ausland über die Betreiber von Kraftwerken und Speichern bis hin zu den künftigen industriellen Nutzern", betonte er.
Erste Leitungen gehen 2025 in Betrieb
Mit der Genehmigung könnten die Pläne jetzt zügig Realität werden. Bereits im kommenden Jahr würden erste Wasserstoffleitungen des Kernnetzes in Betrieb gehen, der Aufbau erfolge dann schrittweise bis zum Zieljahr 2032. "Das Kernnetz ist der Startpunkt für eine neue Infrastruktur und zentraler Baustein der Energiewende", sagte Habeck. Deutschland sei damit Vorreiter in Europa. Da ein Großteil der künftigen Wasserstoffnachfrage in Deutschland über Importe gedeckt werden wird, sind laut Habecks Ministerium 13 Grenzübergangspunkte in europäischen Nachbarländer vorgesehen. Insgesamt planen die Fernleitungsnetzbetreiber demnach, 18,9 Milliarden Euro bis zum Zieljahr 2032 zu investieren.
Der Aufbau des Wasserstoffkernnetzes erfolge schrittweise: Ab 2025 würden erste Wasserstoffleitungen in Betrieb gehen. Zunächst würden vor allem Umstellungsleitungen in Betrieb genommen - die Planung der Bundesnetzagentur stelle sicher, dass nur Erdgasleitungen auf Wasserstoff umgestellt würden, die nicht mehr für den Erdgastransport benötigt werden. Die Leitungen des Kernnetzes sollten privatwirtschaftlich gebaut und betrieben werden und durch die Entgelte der Nutzer finanziert werden. Da es jedoch am Anfang relativ wenige Abnehmer geben werde, könnten die Investitionskosten nicht voll auf die Nutzer umgelegt werden - daher würden die Netzentgelte gedeckelt.
Ein Amortisationskonto sorge dafür, dass die Mindereinnahmen der ersten Phase durch spätere Mehreinnahmen ausgeglichen werden. Das Kernnetz diene dem überregionalen Transport des Wasserstoffs - es sei aber nicht die finale Ausbaustufe. Im Rahmen einer alle zwei Jahre stattfindenden Netzentwicklungsplanung für Gas und Wasserstoff werde das Netz weiterentwickelt.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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