Metaverse – digitales Ökosystem mit demokratischem Potential
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Aus Facebook wird Meta
Im Rahmen der Entwicklerpräsentation Facebook Connect im Oktober 2021 teilte CEO Mark Zuckerberg mit, dass der Mutterkonzern von Facebook mit sofortiger Wirkung in Meta umbenannt wird. Hinter dem Namenswechsel steckt weit mehr als ein bloßes Re-Branding. Zuckerberg begründete die neue Namensgebung damit, dass zukünftig nicht mehr ausschließlich soziale Netzwerke wie Instagram, WhatsApp oder Facebook selbst, sondern die Entwicklung eines Metaversums im Fokus des Konzerns stehen soll. Auf der Meta-Website selbst ist zu lesen: „Die Vision unseres Unternehmens ist, das Metaversum zum Leben zu erwecken. Daher haben wir einen neuen Namen, der unsere Zukunftsvision widerspiegelt.” Meta soll fortan der Obergriff aller Aktivitäten des Unternehmens sein – von sozialen Netzwerken, über Messaging, Fitness und Gaming bis hin zu Virtual-Reality-Headsets der Meta-Marke Oculus Quest (VR Brillen).
Facebook (Meta) versteht sich selbst als „Social Technology Unternehmen”, das die Plattform und Entwicklungsressourcen bereitstellt, die es auch externen Entwicklern ermöglichen, das Metaversum zu gestalten. Neben der angestrebten Technologie-Marktführerschaft will Meta mit der Umfirmierung auch neue Nutzergruppen erschließen. Etwa 80 % der Facebook-User in den USA sind aktuell über 25 Jahre alt – Tendenz steigend. Die Jüngeren nutzen mittlerweile andere Plattformen wie TikTok oder Snapchat. Der Name Meta soll nun einen Neubeginn darstellen und die Generation Z und jünger mit visionären, vernetzten Welten begeistern.
Was ist das Metaverse?
Der Begriff Meta ist allerdings nicht neu, sondern stammt ursprünglich vom Science-Fiction-Autor Neal Stephenson. In seinem Roman „Snow Crash" von 1992 beschreibt er das Metaverse als eine virtuelle Welt, in die Pizzalieferant und Hacker Hiro eintaucht, um sich mit Menschen und ihren selbst gestalteten Avataren zu treffen.
Analog dazu soll auch Meta ein dreidimensionales Universum darstellen, in dem wir uns mit unserem persönlichen Avatar bewegen und mit anderen Usern ganz natürlich interagieren können. Das Metaverse als die nächste Evolutionsstufe des Internets soll intuitiv, zugänglich und selbsterklärend sein. Darin tauchen Nutzer mit VR-Brillen in virtuelle Welten ein. Zugleich werden digitale Inhalte auf Displays oder mithilfe von Projektorbrillen in die reale Umgebung des Betrachters eingeblendet und dessen Realität erweitert (Augmented Reality).
In der Metaverse-Praxis könnten User plattformübergreifend zusammen spielen, Fitnesskurse besuchen, shoppen und arbeiten. Diese bislang im Internet getrennten Bereiche sollen miteinander zu einem virtuellen Raum verschmelzen und dem Nutzer das Gefühl geben „mittendrin” zu sein.
Dezentrale Geschäftsmodelle und User Empowerment
Dieses Ziel verfolgt nicht nur Facebook, sondern auch andere Player wie z.B. Google oder Microsoft. Dessen weitverbreitete Kollaborationsplattform Teams kommt ab nächstem Jahr mit Avatar-Unterstützung und VR-Meeting-Räumen. Google wiederum hat unter dem Namen „Google Labs“ eine neue Abteilung ins Leben gerufen, die innovative, technologische Projekte und Ideen unter einem Dach vereint.
Dazu könnte auch das nächste, große Thema aus Silicon Valley zählen: das Web3. Die Idee von blockchainbasierten, selbst organisierenden Netzwerken und darauf aufbauenden Applikationen wird als dezentrales Online-Ökosystem gehyped, das von Usern kontrolliert wird. Es soll weder Techkonzernen wie Google oder Facebook gehören, noch Banken oder politischen Systemen.
Das Web3 könnte somit – ähnlich wie die ursprüngliche Idee von Kryptowährungen – eine Gegenbewegung zu bestehenden Systemen darstellen, die zentralistische Kontrolle und Machtasymmetrien unterläuft und wieder stärker in Richtung Demokratisierung zielt. Auf jeden Fall kann das Web3 einer ernstzunehmenden Konkurrenz für das Geschäftsmodell von Big Tech den Weg bereiten und den Usern die Kontrolle über ihre Daten und Profile ein großes Stück weit zurückgeben.
Die Rolle digitaler Währungen im Metaverse und Web3
Ob Metaverse oder Web3: Digitale Währungen wie In-Game-Token, NFT (digitale Echtheitszertifikate) oder Coins werden wahrscheinlich die wichtigste Form des Austauschs in virtuellen Welten sein. Zum Beispiel können User mit NFTs im Metaverse digitale Kunstwerke kaufen und in dem mit Coins erworbenen, virtuellen Eigenheim ausstellen. Große Brands wie Nike oder Adidas würden in „Shops” Kleidung verkaufen und User könnten für ihre Avatare mit Coins Tickets für virtuelle Konzerte echter Stars erwerben.
Die dahinterliegende Blockchain-Technologie birgt dabei mehrere Vorteile. Transaktionen können schnell, günstig und relativ sicher durchgeführt werden. Zudem lassen sich reale Werte, wie z.B. Grundstücke oder Immobilien, nachbilden und als tokenisierte Vermögenswerte verkaufen. Mögliche Gewinne und Verluste können dann in der „echten Welt” realisiert werden, indem man Coins in traditionelle Fiat-Währungen wechselt.
Schon jetzt existieren neben bekannten Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Metas eigener Digitaldevise Diem (früher: Libra) spezifische Metauniverse-Altcoin-Token wie MANA oder SAND. Das sind Kryptowährungen, die in bereits existierenden Metauniversen verwendet werden. So geht es bei Decentraland (MANA) darum, in einem 3D-Universum virtuelle Länder oder Gegenstände für seinen Avatar zu kaufen. Zahlungsmittel in dieser Welt ist der MANA-Token. Die Vision des SAND-Entwicklerteams ist es, ein tiefgreifendes Metaversum anzubieten, in dem Spieler virtuelle Welten und Spiele kollaborativ und ohne zentrale Autorität erstellen können, wobei SAND als lokale Cyberdevise etabliert wird.
Virtuelle Welten: „The Next Big Thing"?
Dass sich Metaverse, Web3 und / oder andere, virtuelle Parallelwelten etablieren und Usern völlig neue Welten eröffnen werden, die die Struktur des Netzes nachhaltig verändern, gilt als sehr wahrscheinlich. Deren genaue Ausgestaltung und die Frage, welche Tech-Konzerne dabei eine Schlüsselrolle spielen werden, sind jedoch noch offene Punkte. Ein anderer wichtiger Aspekt ist, wie die Reglementierung und Etablierung von rechtlichen Rahmenbedingungen oder Datenschutzfragen in bis jetzt unreglementierten Bereichen durchgesetzt werden können.
Was die Blockchain-Technologie in jedem Fall schon jetzt bewirkt, ist ein konsequentes Weiterdenken der Digitalisierung in nahezu allen Branchen und Bereichen des täglichen Lebens. Aber dieses Weiterdenken sollte auch alle Facetten mit in den Blick nehmen. Wenn wir von einem digitalen Universum sprechen, denken wir da nur an unsere Glücksmomente oder auch an unsere Tiefpunkte im Second Life?
Und wie sieht es eigentlich mit der Haftung aus, wenn Anbieter unregulierter Tokens plötzlich einfach mit dem Geld verschwinden? Auch wenn die schöne neue Community der Onlineclans radikal anders organisiert sein wird als wir es uns vorstellen können, wird sie allgemeinverbindliche Regeln und Konventionen für Streitfälle aushandeln müssen. Die verlockende Glitzerwelt sollte uns nicht davon abhalten, die Grundwerte unserer Gesellschaft in der digitalen Welt zu definieren und zu verankern.
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