Kommentar
02:30 Uhr, 15.07.2008

Metaphysik für Bänker oder wie man einen Saurier findet

Mit dem Schiff ins Universum

Das Zerfallsgesetz der Buchgeldmenge M3 hat noch keiner beschrieben,also werde ich mich mal in dieser illustren Kunst der Finanzzauberer umsehen.

Also die FED stellt diese eh belanglose Menge M3 nicht mehr ins Internet, sie sagt aber immerhin etwas über die Menge M1. Das ist das Geld, das tatsächlich unterwegs ist, deshalb ist das auch eine viel kleinere Geldmenge. Die Menge M1 ist alles das Geld, was die Bürger so alles über ihre Konten und Kreditkarten und Geldbeutel hin- und herbewegen.

Wächst M1, dann kräuseln sich die Sorgenfalten der Zentralbank – Chefs und uns wird verkündet: Gefährlich ist das, da dürfen die Löhne nicht steigen, sonst gibt es Inflation. Ein laues Lüftchen umweht den Gewerkschaftsboss und schon hat er’s kapiert: kleine Lohnerhöhungen, aber keinesfalls mehr als 10 Überstunden im Monat. Das paßt dem Arbeiter aber gar nicht, er muß noch sein Auto abbezahlen und braucht mindesten 20 Überstunden im Monat, wenn schon der Lohn nicht steigt.

Nicht abschweifen, hör ich einen rufen.... Der Lohnabschluß brachte 3,5 % und die Zentralbankchefs sind zufrieden, die Geldmenge M1 bleibt unten. Interessant ist nun, daß in der gleichen Zeit die vollkommen unwichtige Geldmenge M3 viel mehr gestiegen ist. Dieses belanglose M3 ist gestiegen, aber warum bloß? „Wir haben neue finanztechnische Methoden,um den Finanzmarkt zu kontrollieren“, erklären sie,“es sind Instrumente zur Steuerung der Kreditmärkte.“ Aha, und dann steigen die - ja was steigt eigentlich? Naja, wir haben ja Kapitäne, die steuern, das liegt ja auf der Hand, große Geldschiffe. Und wohin wird gesteuert - ins Universum? Ziemlich genau dahin, und das mit einem Schiff ! Jetzt trinken wir zuerst einen Schluck Tee, denn man bekommt Schweißausbrüche über derlei Unfug.

Aber weiter im Text...

Wer bezahlt die Zinsen ?

Die Banken bekommen ja bekanntlich das Geld von den Firmen und Privatleuten in ihre treusorgenden Hände. Dann lassen sie es „arbeiten“, sie geben es Firmen zum Bauen der Fabriken, damit Menschen Arbeit haben.Naja, früher war das bei uns auch öfters der Fall, heute wohl weniger. Und den Menschen, die gerne schicke Autos fahren und sich schnuckelige Häuserchen bauen, gibt man natürlich Geld. Und dem Staat, der den Banken dann Papiere gibt mit dem wichtigen Titel „Staatsanleihe“. Und die gelten als besonders toll, weil ja ein Staat nicht Pleite gehen kann und die Zinsen meistens pünktlich zahlt - mit der Tilgung haperts aber gewaltig. Aber solange die Menschen arbeiten, können sie ja ihre persönlichen Schulden und zumindest die Zinsen der Staatsschulden noch bezahlen.

Die 1,6 Billionen sind doch ein Klacks, wenn man an unseren Uralt-Präsidenten Heuß denken: Der einzige Mist, der nicht düngt, ist der Pessimist. Das macht über den Daumen gepeilt – wir wollen bei derlei spielerischen Summen nicht so pingelig sein – 80 Milliarden Euro Zinsen. So um die 150Euro im Monat zahlt der Durchschnittsbürger dafür, da schaut sich der Ackermann doch gleich auf seiner gepflegten Scholle um und sieht dort das Geld wachsen. Also eines weiß ich jetzt schon, ein Pessimist ist der nicht ! Die Bauern beneiden ihn auch, bei Ihnen frißt der Boden Geld, die wissen gar nicht woher mit dem Geld, wenn nicht stehlen. Das ist halt der Vorteil, wenn man eine gepflegte Scholle hat, man stiehlt nichts, man bekommt es ja nachgeworfen. Aber Gemach, es dauert länger als gedacht, bis man das Gestrüpp bis zur Scholle durchwandert hat.

Festhalten muß man aber unbedingt, daß die Banken, wenn sie das Geld von M1 arbeiten lassen, die Menschen arbeiten lassen müssen, denn sonst schaut’s schlecht aus mit den Zinsen, sonst gäbs ja keinen mehr der zahlt, denn bloß Arbeit bezahlt Zinsen.

Was ein Aggregat ist

Jetzt muß ich doch glatt in Wikipedia mal M3 nachschauen, da gibt es jede Menge M3: BMW M3, Scotch M3, Einstürzende Neubauten M3, Bundeslebensmittel M3, Zahnfomel von Säugetieren M3, Geldmenge M3, sauber versteckt, interessiert keinen mehr. Und jetzt auch noch dieser Schock: „dieses Aggregat steht bei der Geldpolitik des Eurosystems im Vordergrund.“ Dieses vollkommen unwichtige Pöstchen von Finanzinstrumenten spielt bei der Geldpolitik eine Rolle, eine wichtige, sogar die wichtigste, deshalb verstecken die Amis die Zahlen also, da wird doch der Hund in der Pfanne verückt.

Also bei den Amis ist die Geldmenge M3 um 300% gestiegen, welche Zauberei, großartig, fantastisch, uns gehts ja noch gut. Da können wir ja noch locker 100 Jahre in Saus’ –

da hinten ruft einer „Halt! Das Geld darf man nicht ausgeben“ sagt er,“ warum denn nicht ?“ frage ich, „weil es sonst Inflation gibt.“

„Wie denn das?“ „Na, das ist doch ganz einfach, denken Sie, wenn Sie am Samstag auf den Viktualienmarkt gehen und haben außer Ihrem Geldbeutel noch einen Rucksack voller Geld dabei, und nicht bloß Sie - ALLE – dann wär doch das ganze Geld im Rucksack nix mehr wert. Dafür wird das Geld im Geldbeutel schon langen.“

Meine Herrschaften, da ist ein ganz ein Schlauer unter uns, die M3 Bilanzbücher der Bankiers mit Rucksäcken vergleichen....ein bißchen davon ist ja im Geldbeutel gelandet. „An Blödsinn hat er gesagt, das Geld ist bloß virtuell, das gibts gar nicht, das ist bloß für die Bücher, mir müßten sonst immer den ganzen Kleinkram ständig auseinanderfieseln. So ist das halt alles einfacher.“ Sie sind wohl Bankier ? „Wirtschaftler“ Manchmal kratzt man sich am Kopf und hat doch keine Läuse.

Als Aggregat wird also so etwas bezeichnet, das ist Latein und heißt „das Angehäufte“, da ist das Latinum doch zu was nützlich. Da ist etwas ganz Geheimnisvolles angehäuft, man ahnt zwar, daß es ein Riesenhaufen ist, aber nicht so recht, aus was er besteht. Ich mache mich mal auf den Weg, um das Aggregat zu finden, das kein Notstromaggregat ist.

Der M3 ist höher als der K2

Schließlich sagt mir Einer mit wichtiger Miene: Da ist der M3 !

Er zeigt auf einen ungeheueren Berg in der Ferne, ich glaube, der reicht wirklich bis ins Universum und frage den Herrn, ob er schon mal dort war.

„Nein“, sagt er, „aber die Leute sagen, es wären zehn Minuten zu Fuß.“Ich schüttle den Kopf und überlege noch, wo ich unterwegs einkehre, mindestens zwei Tage zu Fuß, weit und breit Wildnis dorthin, keine Straße. Außerdem müßte dem Ackermann seine Scholle dahinterliegen, ich muß also noch außen herum.Wie ich mir den Berg beim Weiterlaufen so ansehe, bemerke ich , daß der Berg doch kleiner ist als gedacht, und noch kleiner und.....das ist ja ein Scheinberg! Der schaut bloß aus der Ferne groß aus und tatsächlich wird M3 mit jedem Schritt kleiner. Langsam liegt ein unangenehmer Geruch in der Luft und je kleiner der Berg wird, desto mehr fängt es an zu stinken, es riecht widerlich. Die letzten Schritte muß ich die Luft anhalten und sehe einen unscheinbaren Haufen kleiner Papierschnipsel, ich beuge mich hinunter und sehe auf einigen von ihnen noch „asset“ stehen und Kreditverbriefung. Ich kriege keine Luft mehr und renne, gerade als eine Schmeißfliege auf dem Haufen landet, weg. Ich schnappe nach Luft, es riecht immernoch fürchterlich und als ich mich umdrehe, ist der M3 schon wieder ganz schön groß.

Im Holozän erscheint ein Saurier

Beim Weitergehen fällt mir in der Ferne ein Ungetüm auf, nach einigen Minuten erkenne ich einen Saurier - im 21. Jahrhundert einen Saurier sehen , lebend!

( Ich habe mich seither extra untersuchen lassen, ich bin nicht verrückt, aber der Psychiater rät mir dringend davon ab, andere Menschen mit derartigen Wundern zu konfrontieren.Aber Sie sind ja selber Schuld, wenn Sie weiterlesen, nicht ich).

Schon ziemlich nahe gekommen, brummt mich der Saurier an.“Na Kleiner, hast Du keine Angst? - Ich habe Dich schon erwartet.“ „Wie bitte ?“ „Na, es war doch klar, daß sich irgendwann einmal einer bis hierher zu mir durchschlägt. Gestatten, ich bin Pecuniosussaurus Rex, Wohlhabender Königssaurier. Und......stinkt’s?“ „Ungeheuer.““Am Anfang roch es noch süß, da kamen noch die Bienen zu den Scheinblüten, noch eine gesehen?“ “Nein, aber eine Schmeißfliege.“ “Dann dauert’s nicht mehr lange, bis die Würmer da sind.“ “Die Würmer.?“ “Die Würmer sind immer in den Leichen.“ “Aber wie ist denn das alles möglich ?“

„Geldgier, mein Kleiner, blanke Geldgier. Man hat auch schon früher gerne Zettelchen verteilt mit geheimnisvollen Werten, ging jedesmal schief. Das ist genauso, wie das Gold aus den Münzen klauen durch das Umprägen in wertloses Metall.“ „Das verstehe ich noch nicht wirklich, schließlich haben doch die Regierungen und Zentralbanken alles kontrolliert.“ „Fast, mein Kleiner, fast.

Sie haben genau gewußt, daß 2000 das Spiel aus ist: Die Bilanzen waren gestorben.

In den Bilanzen stehen die Gewinne und Verluste, da gab es viele große Verlierer, sehr viele – und die haben dann mit Professoren und Politikern zusammen mit den Köpfen gewackelt und beschlossen, daß es besser ist, wenn sie nicht soviel verlieren.“ “Aber sie haben doch schon verloren.“ “Nein, mein Kleiner, Herr Bernanke hat gesagt, es gibt da eine moderne Erfindung namens Druckmaschine! Und dann haben alle gezischelt, rote Ohren vor Aufregung gekriegt und laut gelacht.“

“Weißt Du denn, Peconiosussaurus Rex, was sie getuschelt haben.“

„Aber natürlich, sie haben es gemacht wie immer: erst haben sie beschlossen, wieviel sie brauchen und wer wieviel kriegt, dann die neue Papiere erfunden und viel passendes Geld gedruckt. Dann haben sie für jeden neu gedruckten Dollar ein Papierchen namens „Asset“ gedruckt und gesagt, das ist der Wert der gedruckten Dollars. Wenn man eine Billion Dollars druckt, druckt man gleich noch „Asset“ – Wertpapiere und dann versteckt man mit denen das gedruckte Geld in den Bilanzen – hier mal eine Billion Dollar, da mal eine.’ Kreditderivate’“ immitiert der Saurier mit hoher und sanfter Stimme,“sind das moderne Finanzinstrument’ .“

Und, wo ist der Haken?“ frage ich.

Der riesige Saurier wirft sich auf den Rücken und prustet, er schlägt mit den gewaltigen Beinen in die Luft und trommelt den Kopf mit dem langen Hals auf den Boden, daß es dröhnt und lacht dabei Tränen. Nach einigen Minuten steht er wieder auf, “entschuldige,Kleiner, aber das mußte jetzt heraus. Eigentlich ist es ja zum Weinen, aber immer wieder das gleiche Spiel - und die wissen es nicht: Das Geld will aus den Büchern, und wenn man ein Gefängnis herumbauen würde oder die Bücher auf dem Mond vergraben, oder das Militär darum herum stellen: Das Geld kommt herausgekrochen, zuerst ganz langsam.

Man müßte die Bücher verbrennen, alle, weg damit, Zero, Null, Nothing.

Als die Bankiers ihre Schätze neueingesammelten Geldes in den Bilanzen verstauten, gab es gewaltige Buchgewinne. Und - blieben die unangetastet?“

Triumphierend steht Pecuniosussaurus Rex vor mir,“nein, natürlich nicht. Kaum waren sie da, ließen sich die Manager Unsummen des richtigen Geldes auszahlen und trugen es im Rucksack davon, die Scheingewinne wurden sofort zu sagenhaften Einkommenssteigerungen benutzt, die Bilanzen der Assets blieben. Denn man wollte natürlich andere Geschäfte machen, wirkliche, reale, echtes Geld kriegen. Das Buchgeld hat nämlich eine unangenehme Eigenschaft ! Je länger es angehäuft ist, desto wertloser wird es, es fängt an zu stinken. Um im Wert erhalten zu bleiben, müßte man es richtig investieren, wie Geld eben aber. Und wohin mit dem Haufen Zaster? Zu allem was man kriegen kann, bloß keine Papiere. Aber es bleibt Spekulationsgeld, und wohin fließt es? Dahin wo man gut spekulieren kann, es versaut die Märkte, es macht alles kaputt, ob gesund oder nicht, man kauft alles auf, man kauft die ganze Welt, naja,fast. Zuerst ist es ein Rinnsal und dann die Sintflut, es geht rasend schnell zum Schluß und alles schreit `rette sich wer kann.“

Aha, jetzt kapiere ich langsam und drehe mich um: M3 ist schon wieder gewaltiger geworden. Es fängt mit der Bilanzkrise an, daraus wird eine Finanzkrise , schließlich eine Marktkrise und zum Schluß sind die Vermögen der Leute weg. Die Verursacher haben mit ihrem stinkenden Geld aber schnell noch alles eingesammelt, was ihnen in die Finger kam.

„ Und alle machen mit?“ „ Bloß die, wo dürfen, es gibt auch kleine Banken, die dürfen nicht mitmachen, da paßt die Bankenaufsicht auf. Aber die sind fast alle tot.““Fast?“ „Ja, Kleiner, ich kenne noch eine, eine winzige, eine Orchidee. Die Leute vor Ort tragen ihr Geld in ihre Bank, einige hundert, und der Bankier – Hausmeister,

Verwalter,Buchhalter, Finanzchef, Anlagestratege in ein einer Person - sammelt das Geld ein und gibt es anderen aus seinem Dorf. Keiner verdient viel, es ist ein Zimmer in einem Privathaus.Aber Pleite gehen die nie, die haben bloß umlaufendes Wirtschaftsgeld. Wenn der Euro nicht mehr ist, diese Menschen verlieren nichts. In dieser Bank bestimmt man selber, da versagt die Aufsicht: die sind einfach zu ehrlich. Denen kann man nichts wegnehmen.“ Nach einer Weile, ich muß mich mal fassen, dämmert es mir.

„Wie lange dauert das denn normalerweise, fragte ich schüchtern, bis es vorbei ist?“ „Das ist wie bei der Pest, ein Jahr kommt sie und ein Jahr geht sie und dann gibts zum Abschluß noch Theaterdonner.““Theaterdonner ?“ „Theaterdonner ! Revolutionen, Bürgerkriege,Diktatoren, Krieg – das ist manchmal das schlimmste dabei, oder bloß gaaaaaanz viel Geld.“

Der Saurier dreht sich um und schaut auf die gepflegte Scholle Ackermanns. „Hier siehst Du das Geld der arbeitenden Menschen, das ist echtes Geld.Und das da,“ er dreht sich im Kreise und zeigt in die steppenartige, geisterhafte Gegend. Kein Vogel war zu hören, nur Schmeißmucken, „ das hinterlassen die Aasgeier von Bankiers mit der Hilfe der Politiker den arbeitenden Leuten: Ihre Assets.“ Pecuniosussaurus Rex wendete sich um. „Wohin gehst Du?“fragte ich noch.“Ich besuche die Zukunft, vielleicht klappt es ja nächstes Mal. Mach’s gut, Kleiner!“

So, das war sie, die Geschichte von der Metaphysik des Geldes.

Ach so, das Zerfallsgesetz bin ich noch schuldig. Ähm, das geht ungefähr so:

Sobald der erste Bankiers eine Lüge sagt und damit durchkommt, gibt es Scheinvermögen.

Dann dauert es noch solange:

Wenn 1.Lüge (x Gesamtvermögen) – 1.Lüge (x Scheinvermögen) kleiner als Null und das Verhältnis Scheinvermögen : Gesamtvermögen größer als 1 verbrennt das Vermögen im Quadrat.

Das Copyright liegt beim Autor.

Nicht kommerzielle Verwendung sind erlaubt als Druckauszug und PDF, auch in Teilen. Veränderungen sind nicht gestattet.

Autor : Martin Rapp rappfamily@tiscali.de

Und immer mehr Expertenkommentare finden Sie auf der Rohstoffseite : http://www.godmode-trader.de/rohstoffe

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