Kommentar
14:46 Uhr, 19.08.2003

Merrill Lynch - Wochenrückblick

Die US-Aktienmärkte erzielten in dieser Woche gestützt auf gute Wirtschaftszahlen eine solide Performance. Die US-Notenbank ließ die Zinsen unverändert und deutete an, dass sie noch länger auf niedrigem Niveau bleiben werden. Im Juli stieg die Inflation leicht an (Verbraucherpreisindex +0,2%, Herstellerpreisindex +0,1%) und das Juni-Handelsdefizit verringerte sich leicht, da die Exporte offenbar vom schwachen US-Dollar profitierten. Die Industrieproduktion stieg im Juli um 0,5% und die Einzelhandelsumsätze verbesserten sich sogar um 1,4% gegenüber dem Vormonat. Inzwischen haben mehr als 93% aller im S&P 500 vertretenen Firmen über ihre Ergebnisse des zweiten Quartals berichtet. Von ihnen lagen 63,8% über und 13,9% unter den Erwartungen des Marktes. Die Finanz- und die Gesundheitsbranche erzielten die besten Ergebnisse, während die Branchen Telekommunikation und Versorger das Schlusslicht bildeten.

Im Wochenverlauf kletterte der japanische Aktienmarkt um mehr als 5% nach oben, vor allem weil ausländische Investoren auch diese Woche - und damit seit nunmehr 17 Wochen in Folge - zu den Nettokäufern gehörten, da sie damit rechnen, dass Japan von der globalen Konjunkturerholung profitieren wird. Auch die Wirtschaftszahlen waren ermutigend: Das Bruttoinlandsprodukt stieg auch im zweiten Quartal und damit das sechste Quartal in Folge an, diesmal um 0,6%. Ursachen hierfür waren der private Verbrauch und die Investitionen der Wirtschaft. Im Vergleich zum Vorjahr verringerten sich die Insolvenzen im Juli um 23,7%.

Trotz schwacher Wirtschaftsdaten schlossen alle europäischen Aktienmärkte im Plus. Die Automobil- und die Versicherungsbranchen erzielten die beste Performance, während die Branchen Energieversorgung, konjunkturunabhängige Güter und Dienstleistungen eine positive, aber enttäuschende Performance erreichten. Das BIP-Wachstum stieg im 2. Quartal nur um 0,4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum an. In Deutschland fiel das BIP-Wachstum das dritte Quartal in Folge (-0,1%). In Frankreich kletterte die Industrieproduktion von Mai auf Juni um 1,2% nach oben. Der französische Verbraucherpreisindex verzeichnete im Juli im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 2,0%. In Italien lag der Anstieg bei 2,9% und in Großbritannien ebenfalls bei überraschenden 2,9%. Mit besser als erwarteten Ergebnissen für das zweite Quartal überraschte der Versicherer Allianz und die Deutsche Telekom kündigte für das nächste Jahr die Wiederaufnahme der Dividendenausschüttung an. Vor allem das gute Mobilfunkgeschäft war für die bessere Performance verantwortlich.

Nachdem die Auswirkungen der Lungenkrankheit SARS in der Region Asien-Pazifik überwunden sind, wurde im Juli ein Anstieg der Einzelhandelsumsätze in China um 9,8% verzeichnet, der stärkste Anstieg seit sechs Monaten. Dadurch wurde der Preisauftrieb auf 0,5% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beschleunigt. Nach der Lockerung der taiwanesischen Bestimmungen zu Aktienkäufen ausländischer Anleger wurde die Gewichtung des taiwanesischen Aktienmarktes in den MSCI-Indizes angehoben, was erhebliche Kapitalzuflüsse nach sich ziehen dürfte.

In Lateinamerika hat das brasilianische Abgeordnetenhaus den Gesetzesvorlagen von Präsident Lula zur Reform des Rentensystems mit geringfügigen Änderungen zugestimmt. Mit dieser Reform ist die Hoffnung auf eine weitere Konsolidierung der Staatsfinanzen verbunden. Zur gleichen Zeit konterkarieren die Pläne des Präsidenten die haushaltspolitischen Sparbemühungen. So plant Lula, in den nächsten vier Jahren für den Ausbau der Infrastruktur 64 Mrd. US-Dollar zu investieren, um damit Wachstum und Beschäftigung anzukurbeln. Vermutlich wegen der schwachen Nachfrage aus den USA ist die Industrieproduktion in Mexiko im Juni den dritten Monat in Folge (-1,7%) im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Innerhalb der europäischen Emerging Markets stieg die russische Industrieproduktion im Juli um 7,1% im Vergleich zum Vorjahr, was vor allem auf die Ausweitung der Ölproduktion zurückzuführen ist. Gleichzeitig machten die ausländischen Direktinvestitionen in Russland im ersten Halbjahr 2003 einen Sprung um 51% nach oben.

An den weltweiten Staatsanleihemärkten stiegen die Renditen weiter. Die Gründe dafür waren steigende Aktienkurse, umfangreiche staatliche Kreditaufnahmen und die deutlicheren Signale für eine Konjunkturerholung.

An den Devisenmärkten legte der US-Dollar zu, da die Erholung der Wirtschaft in den USA offenbar schneller voran kommt als in anderen Ländern.

Der Stromausfall im Nordwesten der USA, der tropische Sturm an der Küste Mexikos, die Angriffe auf irakische Ölpipelines und die robuste Nachfrage in den USA machten den Rückgang des Ölpreises zu Beginn der Woche zum Teil wieder wett, der wohl das Ergebnis gestiegener US-Ölreserven in den USA war.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers

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