Kommentar
14:42 Uhr, 13.01.2004

Merrill Lynch mit Blick auf die Märkte

In der letzten Woche schlossen die US-Aktienmärkte mit positiven Vorzeichen und der S&P 500 erzielte die längste Folge an Wochengewinnen seit 1998. Angeführt wurde der Markt von Lucent (19%) und anderen Netzwerkausrüstern, da Anleger derzeit die Gewinnaussichten von Investitionsgüterfirmen optimistisch beurteilen. Werte aus der Einzelhandelsbranche blieben hinter dem Gesamtmarkt zurück, nachdem der größte Textilkonzern GAP im Dezember ein Umsatzwachstum von nur einem Prozent erzielte - Analysten hatten mit 5% gerechnet. Überraschend fiel die ISM-Umfrage außerhalb des Verarbeitenden Gewerbes zurück, weil der Anstieg bei Neuaufträgen die anhaltende Preisschwäche nicht wettmachen konnte. Enttäuscht zeigten sich Anleger auch von dem am Freitag bekannt gegebenen schwachen Beschäftigungsanstieg außerhalb der Landwirtschaft (+1.000 Stellen). Im Rahmen der Erholung am Arbeitsmarkt hatten sie zuvor auf 150.000 neue Jobs gehofft.

Dank der anhaltenden Käufe ausländischer Investoren schloss auch der japanische Aktienmarkt in der letzten Woche im Plus. Zum ersten Mal seit Mai traten Treuhandbanken als Nettokäufer auf und nährten damit die Hoffnung, dass sich die strukturbedingten Verkäufe japanischer institutioneller Anleger nun dem Ende nähern. Gleichwohl fiel der Leitindikator des japanischen Wirtschafts- und Sozialforschungsinstituts unter die wichtige Marke von 50% und weist damit auf rückläufiges Wachstum in den kommenden drei bis sechs Monaten hin. Auch nach sechs Quartalen mit Wirtschaftswachstum haben sich die Verbraucherausgaben und die Beschäftigung noch nicht erholt. Vielmehr entfiel das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal fast ausschließlich auf Exporte und Kapitalwachstum, denn die Verbraucherausgaben, die mehr als die Hälfte der Wirtschaft ausmachen, sind im gleichen Zeitraum gefallen. Toshiba (+13%) profitierte von dem für 2004 weltweit erwarteten steigenden PC-Absatz.

Die Ergebnisse an den europäischen Aktienmärkten fielen in der letzten Woche uneinheitlich aus. Wegen Spekulationen über eine steigende Nachfrage nach Mobiltelefonen legten Technologiewerte zu, nachdem Nokia mit einem Umsatz von +17% die eigenen Prognosen für Dezember übertraf. Ölwerte mussten Boden abgeben, nachdem Royal Dutch (-9%)/Shell (-11%) seine Schätzung zu den nachgewiesenen Öl- und Gasreserven um 20% reduzierte. Auch die stark auf den Export ausgerichteten Autobauer Volkswagen (-7,5%) und BMW (-9%) gaben nach. Hierfür war im Wesentlichen die Euro-Stärke verantwortlich. Einen Rückgang verzeichnete auch die Umfrage der Europäischen Kommission zum Vertrauen in der Wirtschaft. So sahen sich einige Unternehmen wegen der Euro-Aufwertung und der Anhäufung nicht verkaufter Waren zur Kürzung ihrer Produktionspläne gezwungen. Derweil ließen die Europäische Zentralbank (EZB) sowie die Bank von England ihre Leitzinsen unverändert bei 2,0% bzw. 3,75%.

In der Region Asien-Pazifik kam dem südkoreanischen Unternehmen Samsung (+13%) der Umsatzanstieg von Nokia zugute. LG Card, das ein Drittel der Koreaner zu seinen Kunden zählt, konnte sich mit seinen Gläubigern auf die Bereitstellung von Mitteln in Höhe von 4 Mrd. US-Dollar einigen. Der Aktienkurs von China Unicom aus Hongkong stieg um 21%, nachdem für 2003 ein Umsatzplus von 30% bekannt gegeben wurde.

An den übrigen Emerging Markets hofften die Anleger darauf, dass die geringer als erwartet ausgefallene Industrieproduktion in Brasilien baldige Zinssenkungen nach sich ziehen wird. Der Bovespa-Index jedenfalls profitierte hiervon und stieg um 7%. Der argentinische Markt verzeichnete ein Plus von 8,5%. Den russischen Ölunternehmen und damit auch dem russischen RTS-Index (+5%) verhalf der höhere Ölpreis zu einem Anstieg.

An den weltweiten Staatsanleihemärkten fielen die Renditen in der letzten Woche als Reaktion auf schwache Konjunkturdaten, während enttäuschende Beschäftigungszahlen die Erwartungen auf Zinserhöhungen in den USA in weitere Ferne rücken ließen. Zehnjährige US-Treasuries erzielten mit einem Renditerückgang um 0,29% die stärkste Rallye innerhalb einer Woche seit Oktober 1998. Einer Umfrage von JP Morgan zufolge war jedoch keiner der 100 befragten Investoren in US-Treasuries übergewichtet, 41 von ihnen waren sogar untergewichtet. Auf reges Interesse stieß die Auktion zehnjähriger japanischer Anleihen, da Anleger auf eine mögliche Konjunkturverlangsamung im späteren Verlauf des Jahres spekulierten.

An den Devisenmärkten rückte die Aussicht auf kurzfristige Kapitalströme wegen der nach hinten verschobenen Erwartung auf US-Zinserhöhungen in weitere Ferne und der US-Dollar schwächte sich erneut ab. In der letzten Woche könnte sich die Intervention des japanischen Finanzministeriums am Treasury-Markt auf 4 Billionen Yen belaufen haben (20% der gesamten Interventionen 2003), um so der Aufwertung des Yen entgegenzuwirken. Deshalb blieb der Euro auch in der letzten Woche die Zielwährung für Nicht-Dollar-Anlagen. EZB-Präsident Trichet sorgte für einen weiteren Euro-Anstieg mit den Worten: "Obwohl die jüngste Wechselkursentwicklung wahrscheinlich dämpfende Effekte auf die Exporte hat, sollte dem Exportwachstum weiterhin die dynamische Expansion der Weltwirtschaft zugute kommen."

An den Ölmärkten stieg der Ölpreis auf ein 9-Monatshoch, da die US-Vorräte auf das niedrigste Niveau seit 1975 gefallen sind.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 471 Mrd. US-Dollar (per 30. Juni 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

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