Kommentar
16:50 Uhr, 01.04.2003

Merrill Lynch - Marktüberblick

Die US-Aktienmärkte beendeten die Woche deutlich schwächer und kehrten den Trend der vorangegangenen Woche um, nachdem die Erwartungen auf einen kurzen Krieg sich nicht zu erfüllen scheinen. Die Schlüsselindikatoren zeigen, dass der US-amerikanische Konjunkturmotor nach wie vor stottert: Die Ausgaben für langlebige Güter fielen im Februar den zweiten Monat in Folge (-1,2% im Vergleich zum Vormonat). Das persönliche Einkommen stieg im Februar um 0,3% gegenüber Januar (+3,6% im Vergleich zum Vorjahr), während der Verbrauch nominal unverändert tendierte (+4,2% im Vergleich zum Vorjahr), real aber um 0,4% zurückfiel (+1,9% im Vergleich zum Vorjahr). Der Index des Verbrauchervertauens der Universität von Michigan fiel um 2,3 auf 77,6 Punkte. Sogar der bisher starke Wohnungsmarkt weist erste Anzeichen einer Schwäche auf: So fiel der Verkauf neuer Wohnungen und Häuser um 8,1%, bei gebrauchten Immobilien kam es zu einem Rückgang um 4,3% gegenüber Januar.

Der japanische Aktienmarkt konnte diese Woche einen moderaten Zugewinn verzeichnen. Der neue Chef der japanischen Notenbank, Fukui, berief eine außerordentliche Sitzung des Zentralbankrates ein, einschneidende Maßnahmen wurden jedoch nicht beschlossen. Die Ankündigung einer Übernahme zusätzlicher Aktien von den angeschlagenen Banken in Höhe von einer Billion Yen dürfte kaum Auswirkungen auf den Markt haben. Im Februar erhöhte sich der Handelsbilanzüberschuss um 20,4% gegenüber dem Vorjahr und verdeutlicht damit einmal mehr die stützende Funktion des Exports für die japanische Wirtschaft. Die Arbeitslosenquote fiel im Februar um 0,3% auf 5,2%.

Aufgrund der wachsenden Sorgen über die Kriegsdauer verloren die europäischen Aktienmärkte in dieser Woche deutlich an Boden. Deutliche Einbußen (-9,4%) musste die Versicherungsbranche hinnehmen. Münchner Rück führte die Liste der Verlierer mit einem Minus von 24% an, gefolgt von Generali mit -9%. Auch die Automobil- und Grundstoffbranche entwickelten sich schlechter als der Gesamtmarkt. Die defensiven Branchen erzielten die beste Performance: Lebensmittel und Getränke notierten 2,5% und Versorger 3% schwächer. Wenig ermutigend fielen die veröffentlichten Konjunkturdaten in Europa aus. In Deutschland fiel der IFO-Index im März von 88,9 auf 88,1 Punkte und der französische INSEE-Geschäftsindex fiel im März von 97 auf 94 Punkte. In Italien kletterte die Arbeitslosigkeit im ersten Quartal auf 9% - der erste Anstieg seit dem vierten Quartal 1998. In Frankreich erhöhte sich die Arbeitslosigkeit im Februar um 0,1% auf 9,2%.

Auch die Märkte der Region Asien-Pazifik hatten weiter mit makroökonomischen Faktoren zu kämpfen, wie den Spannungen mit Nordkorea, dem Krieg im Mittleren Osten und den höheren Ölpreisen. Zusätzlich belastet die Lungenkrankheit SARS die Verbraucherausgaben und insbesondere den Flugreiseverkehr, was auf die Aktienmärkte in der Region drückt.

In Lateinamerika hat die mexikanische Zentralbank überraschenderweise die Vergabe von Tagesgeldern reduziert, was faktisch einer Zinserhöhung gleichkommt, um die Inflation im Land zu begrenzen. Die Inflationsrate beträgt derzeit das Doppelte der Zielvorgabe. Gleichzeitig will die Zentralbank mit diesem Schritt den Peso stützen.

An den weltweiten Staatsanleihemärkten kam es zu einem deutlichen Renditerückgang (vor allem in Großbritannien und den USA), durch den sich der Trend der Vorwoche praktisch umkehrte. Hierin spiegeln sich der höhere Ölpreis und der Krieg im Mittleren Osten wider. Bislang ignoriert der Markt zudem den durch den Krieg gestiegenen Finanzierungsbedarf staatlicher Emittenten.

An den Devisenmärkten gaben Dollar und Pfund Sterling nach, als deutlich wurde, dass der zweite Golfkrieg länger dauern wird, als ursprünglich von den Märkten erwartet.

Auch der Ölpreis stieg, da die alliierten Truppen auf größer als erwarteten Widerstand der irakischen Armee trafen. Zusätzlich mussten Ölgesellschaften in Nigeria Ölfelder schließen, nachdem es zu Zusammenstößen zwischen militanten Aufständischen und der Armee gekommen war.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers

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