Kommentar
16:02 Uhr, 28.10.2003

Merrill Lynch - Die Lage an den Börsen

Die zweite Woche in Folge schlossen die US-Börsen im Minus und der NASDAQ verlor 2,4%. Zu Wochenbeginn zeigten sich Anleger besorgt, dass die Äußerungen der beiden US-Notenbankmitglieder Parry und Snow auf Zinserhöhungen zu einem früher als erwarteten Zeitpunkt hinweisen könnten. Diese Befürchtung wurde später jedoch durch die Äußerungen von Broadd und anderen Vertretern der Notenbank abgeschwächt, die die Aufmerksamkeit wieder auf das Thema Deflation lenkten. Microsoft (-8%), Merck (-7,9%) und Amazon (-8,7%) gehörten zu den Unternehmen, die enttäuschende Umsatzprognosen vorlegten. Laut Thomson Financial rechnen die Analysten im vierten Quartal mit einem Umsatzplus von 22%. In einer ansonsten ruhigen Woche mit nur wenig neuen statistischen Zahlen fielen auch die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung unspektakulär aus. Sie verharrten erneut unterhalb der wichtigen Marke von 400.000.

In der letzten Woche setzte der japanische Aktienmarkt seinen Rückgang fort und der Topix-Index musste den größten Wochenverlust (-6,4%) seit drei Jahren hinnehmen. Auch der Nikkei (-6,4%) verzeichnete mit dem stärksten Verlust seit März 2001 einen traurigen Rekord. Bei insgesamt nur wenig Nachrichten verstärkten Gewinnmitnahmen den durch Befürchtungen hinsichtlich der Währung und der US-Gewinne ausgelösten Kursrutsch. Mizuho, Japans größte Bank, gab um 18% nach, der Kurs bleibt aber auf dem 2,5fachen des Stands von vor drei Monaten. Sony musste Einbußen um 9,1% hinnehmen, nachdem es seine Gesamtjahresprognose zum operativen Gewinn nach unten korrigiert hatte. Als Begründung verwies das Unternehmen auf den härteren Wettbewerb sowie den starken Yen.

Die europäischen Aktienmärkte mussten in der letzten Woche den stärksten Rückgang seit einem Monat hinnehmen. Mit pessimistischen Prognosen zum Umsatzwachstum ließen Großunternehmen wie Unilever (-5,7%) und Aviva (-4,3%) Zweifel am künftigen Gewinnwachstum aufkommen. Nachdem bekannt wurde, dass vier der neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der Bank von England bei der letzten Sitzung für eine Zinserhöhung votiert hatten, rutschten britische Baugesellschaften und Hypothekenbanken in den Keller. Inzwischen preist die britische Zinskurve aggressive Zinserhöhungen in den kommenden 15 Monaten ein. Anders als in den USA setzt sich das Geldmengenwachstum in Großbritannien jedoch fort. Entsprechend den Erwartungen stieg das BIP in Großbritannien (das als erstes der großen europäischen Volkswirtschaften entsprechende Zahlen vorlegte) um 0,6%, beflügelt durch den Anstieg bei Dienstleistungen und Einzelhandelsumsätzen.

In der Region Asien-Pazifik schwächte sich der südkoreanische Kospi-Index um 2,6% ab, nachdem Samsung (-3,3%) und Hynix (-9,1%) den negativen Vorgaben von Microsoft folgten. Ganz anders Thailands SET-Index: Er stieg um 4,1% in Erwartung positiver Quartalsberichte ab Mitte November.

An den übrigen Emerging Markets ging der russische RTS-Index in die Knie und verlor 7,5%. Grund war der Kursrutsch des größten europäischen Ölproduzenten Yukos Oil, nachdem der russische Generalstaatsanwalt eine Anklage der Yukos-Manager wegen Betrug und Korruption nicht ausschloss. Am Samstag wurde der Vorstandschef von Yukos und reichste Mann Russlands, Chodorkowskij, verhaftet, weil er angeblich einer Vorladung nicht Folge geleistet hatte.

An den weltweiten Staatsanleihemärkten fielen die Renditen auf US-Treasuries und japanische Staatsanleihen parallel zu den rückläufigen Aktienmärkten. In festverzinsliche Produkte investierende US-Anleger zeigten sich besorgt über ein mögliches Einpreisen einer Zinserhöhung an den Märkten noch vor Weihnachten. Anlässlich ihrer Sitzung am heutigen Dienstag dürften die Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank aber nicht an der Zinsschraube drehen. In Großbritannien kletterten die Renditen auf den höchsten Stand seit fünfzehn Monaten, nachdem Konjunkturberichte die Spekulationen über baldige Zinserhöhungen anheizten.

Der US-Dollar setzte an den Devisenmärkten derweil seine Talfahrt gegenüber dem Euro und dem Yen fort: US-Wertpapiere litten unter Mittelabflüssen ausländischer Gelder, da riskantere Anlagen bei steigenden Zinsen an Attraktivität einbüßen. Die achte Woche in Folge legte das Pfund Sterling gegenüber dem US-Dollar zu und spiegelt damit den Optimismus der Anleger mit Blick auf die britische Wirtschaft wider.

An den Ölmärkten gab der Ölpreis angesichts von Spekulationen nach, die US-Heizölvorräte könnten ausreichen, die Nachfrage im Winter zu decken.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 471 Mrd. US-Dollar (per 30. Juni 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

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