Mehrere Top-Adidas-Aktionäre gegen Rabe-Wiederwahl in Aufsichtsrat
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Von Ulrike Dauer
DOW JONES--Mehrere institutionelle Adidas-Aktionäre wollen am Donnerstag nach eigener Aussage gegen die Wiederwahl von Thomas Rabe in den Aufsichtsrat des Sportartikelherstellers bzw zu dessen Aufsichtsratsvorsitzenden stimmen. Gründe sind Corporate-Governance-Bedenken unter anderem aufgrund von Rabes Ämterhäufung, neudeutsch "Overboarding". Außerdem monieren sie das Fehlen der Nachfolgeregelung für Rabe, die Adidas vor einem Jahr für 2025 zugesichert hatte.
"Thomas Rabe ist Chief Executive Officer der börsennotierten RTL Group und Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Management SE, was AllianzGI mit Blick auf seine Funktion bei Adidas als zu große Belastung ansieht", sagte Matt Christensen, Global Head of Sustainable and Impact Investing bei Allianz Global Investors (AllianzGI), laut Mitteilung. Vor einem Jahr habe AllianzGI die Wiederwahl des Aufsichtsratsvorsitzenden noch befürwortet, "trotz Bedenken hinsichtlich einer Ämterhäufung".
AllianzGI ebenso wie Deka Investment, die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS sowie die Anlegervereinigung DSW hatten vergangenes Jahr Rabes Wiederwahl nur für ein weiteres Jahr zugestimmt.
"Wir haben der Wiederwahl von Herrn Rabe vor einem Jahr unter der Maßgabe zugestimmt, dass der Aufsichtsrat das Jahr für die Nachfolgeplanung nutzt", sagte die Vertreterin von Deka Investment, Cornelia Zimmermann. "Ein Jahr ist nach unseren Maßstäben ein Zeitraum, in dem wir Ausnahmen ermöglichen können. Wir werden einer weiteren Verlängerung nun nicht mehr zustimmen".
Aktionäre enttäuscht von Rabes verpasster Nachfolgeplanung
DWS habe DWS-Corporate-Governance-Experte Hendrik Schmidt zufolge Adidas bereits vergangenes Jahr die "Gelbe Karte" bei der Wiederwahl Rabes gezeigt und die Erwartung an die geordnete Staffelübergabe deutlich gemacht. "Nach diesem wiederholten Regelverstoß bleibt uns keine andere Wahl, als die Wiederwahl nun abzulehnen", sagte Schmidt in einer schriftlichen Stellungnahme. Denn die Zusicherung, dass bis zur diesjährigen Hauptversammlung eine Nachfolgeregelung getroffen werden würde, sei nicht eingehalten worden.
Auch AllianzGI hatte vergangenes Jahr die Aussicht auf eine rasche Amtsübergabe begrüßt. "Seither hat das Unternehmen jedoch weder einen Kandidaten vorgestellt noch eine überzeugende Nachfolgeplanung vorgelegt", sagte Christensen.
Bonina Vitija von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) begründete ihr geplantes Veto mit der "versäumten" Nachfolgeplanung
Union Investment hat bereits 2024 gegen Rabes Wiederwahl gestimmt und werde dies wieder tun, sagte Vanda Rothacker, Senior ESG Analystin und Corporate-Governance-Expertin des Asset Managers.
Der Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services (ISS) empfiehlt Aktionären, gegen die Wiederwahl Rabes zu stimmen und begründet dies mit einer "übermäßigen Zahl von Mandaten" sowie einer "unzureichenden" Geschlechtervielfalt bei Adidas, dessen Aufsichtsrat sich aus vier Frauen und zwölf Männern zusammensetzt. Wettbewerber Glass Lewis empfiehlt Aktionären die Wiederwahl Rabes. Der Financial Times zufolge hält Glass Lewis ein Veto Rabes für "unverhältnismäßig", verweist auf Rabes Absichtserklärungen und das Fehlen alternativer Kandidaten.
Rabe: Stabübergabe braucht mehr Zeit, Prozess 2024 eingeleitet
Rabe ist laut Lebenslauf in der Einladung zur Hauptversammlung seit 2019 im Adidas-Aufsichtsrat und seit 2020 dessen Vorsitzender. Ebenfalls seit April 2019 ist er CEO der RTL Group und bereits seit 2012 Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann.
Im vergangenen Jahr hat Rabe seinen Aufsichtsratsvorsitz bei Adidas auf ein weiteres Jahr begrenzt, wurde aber bereits abgestraft, indem nur 69 Prozent der gültigen Aktionärsstimmen die Verlängerung absegneten.
Die vier Asset Manager DWS, AllianzGI, Deka und Union Investment sind unter Adidas' 15 größten Aktionären. Sie kontrollieren zusammen etwa 5 Prozent der Adidas-Aktien.
Rabe selbst bittet in seinem "Brief an unsere Aktionär*innen" um deren "Vertrauen für ein weiteres Jahr an der Spitze des Aufsichtsrats". Auf diesen Brief verweist auch eine Adidas-Sprecherin. Rabe begründet die "Veränderung des ursprünglichen Plans" zum einen damit, dass in der gegenwärtigen Situation "Stabilität, Kontinuität und Erfahrung an der Spitze des Aufsichtsrats für unseren Geschäftserfolg weiterhin von kritischer Bedeutung sind". Das hätten Gespräche im Nominierungsausschuss, im Gesamtaufsichtsrat und mit Adidas-CEO Björn Gulden ergeben.
Außerdem erfordere die Stabübergabe im Aufsichtsrat mehr Zeit. Der geordnete Übergabeprozess sei im vergangenen Jahr eingeleitet worden. "Das weitere Jahr gibt uns die erforderliche zusätzliche Zeit, um eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten - im Sinne der kurzfristigen Kontinuität und des langfristigen Erfolgs des Unternehmens."
Rabe gelobt den Aktionären, dass er im Rahmen der Hauptversammlung 2026 "dann endgültig" aus dem Aufsichtsrat ausscheiden werde. Und im Rahmen der Aufsichtsratswahlen im kommenden Jahr werde sich dann auch der Frauenanteil im Aufsichtsrat wieder erhöhen.
Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_
DJG/uxd/kla
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