MEGATRENDS „Dream Team“ Rohstoffe und Emerging Markets
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Was ein Megatrend ist, weiß man spätestens immer dann, wenn er vorbei ist. Eisenbahnen waren zu ihrer Zeit unbestrittenermaßen ein Megatrend, die Automobilisierung ebenfalls, auch das Fernsehen, der Personal Computer und die (Mobil-)Telefonie. Echte Megatrends lassen sich im Kern ganz einfach erkennen: Man kann sie nicht konstruieren, sondern nur aufgreifen und ihre Zahl ist extrem begrenzt. Das steht also ganz im Gegensatz dazu, was Banken und Fondsgesellschaften noch Anfang 2000 bzw. 2001 auf ihrer Jagd nach frischen Anlegergeldern zum Megatrend hochgejubelt haben. Jede noch so popelige Modeerscheinung war hier willkommen. Sicherlich ist dem einen oder anderen eines dieser unsäglichen Trend-Investments über den Weg gelaufen – ob dies nun Medienfonds waren oder andere Verpackungen für Pseudotrends à la Logistik oder UMTS.
Die spannende Frage ist also, was über längere Phasen hinweg die stärksten Triebkräfte für das zukünftige Wirtschaftswachstum sind. Dass in den etablierten Volkswirtschaften der so genannten „Ersten Welt“ eine gewisse Sättigung der Bedürfnisse auf breiter Front eingesetzt hat ist unschwer zu erkennen. Nicht umsonst setzen hiesige Firmen auf die „Bedürfnisbefriedigung“ in neuen Absatzmärkten, den so genannten „Emerging Markets“. Hier gilt es den enormen Nachholbedarf ganzer Volkswirtschaften zu befriedigen.
Alleine in den beiden Ländern China und Indien – wichtigster Standortvorteil Indiens ist die in diesem Volumen einzigartige Kombination aus niedrigem Lohnniveau und hohem Ausbildungsstand – werden in den nächsten Jahren und Jahrzehnten hunderte von Millionen Menschen an den Massenkonsum und an den Wohlstand westlicher Prägung mit den Erscheinungen Auto, Mobiltelefon, Internet & Co. herangeführt. Bei China und Indien – Indien ist der wichtigste Teilmarkt nach China und sollte langfristig in keiner Portfolio-Allokation fehlen – haben wir es also mit einem echten langfristigen Megatrend zu tun, der generell durch „Timing“ kaum zu fassen ist. Das Langfrist-Potential ist enorm, doch wann die nächste „China-Hausse“ startet, lässt sich nicht abschätzen – das kann noch dieses Jahr sein, vielleicht auch nächstes Jahr, vielleicht auch erst in drei Jahren. Außerdem könnte es bis zum Beginn der nächsten Hausse durchaus noch Kurseinbrüche geben; das ist naturgemäß nichts Ungewöhnliches für einen Emerging Market.
Kurzfristig kann eine Überhitzungsgefahr nie ausgeschlossen werden, vor allem in China. Ein Zinsanstieg in der „etablierten Welt“ könnte zudem dazu führen, dass Gelder aus den Emerging Markets in gewissem Umfang zurückholt werden. Bonus-Zertifikate sind deshalb grundsätzlich eine feine Sache, doch Risikopuffer von in der Regel 30 Prozent sind alles andere als „sicher“ bzw. ausreichend. Megatrends sind ein Dauerthema und lassen sich deshalb laufzeitmäßig relativ schlecht fassen. Wie im ZertifikateJournal 09/05 bei den Agrarrohstoffen dargestellt, diskutiert man auch diesbezüglich weniger darüber, ob das Potential vorhanden ist als vielmehr darüber, wann dieses Potential abgerufen wird. Bonus-Zertifikate sind also in diesem Falle nicht nur auf Grund ihrer geringen Vielfalt, sondern vor allem wegen ihrer zeitlichen Begrenzung lediglich die zweite Wahl.
Grundsätzlich halten wir China und Indien für absolute Muss-Depotbeimischungen – wenn man genügend Zeit hat. Bei den Megatrends wie z. B. China wäre sicherlich eine Lock-in-Struktur geradezu genial, könnte man dann doch an den Kurssteigerungen voll partizipieren und müsste sich gleichzeitig über den richtigen Ausstieg aber keine Sorgen machen. Allerdings ist in den meisten Fällen die „Finanzierungsmasse“ für einen solchen Mechanismus nicht in ausreichendem Maße vorhanden. Und ein Lock-in-Zertifikat mit einer Partizipation von 75 Prozent und weniger wäre bei einem Megatrend eher suboptimal.
„Open End“-Partizipationszertifikate sind und bleiben vorerst das einzig sinnvolle Investitionsvehikel für die meisten echten Megatrends. Aber auch die klassischen „Tracker“-Zertifikate können natürlich das „Timing“-Problem für den optimalen Einstieg nicht lösen. Das „Timen“ aus dem Bauch heraus überlassen wir getrost den selbsternannten Gurus, die es ja inzwischen wie Sand am Meer gibt. Fast jedes bunte Börsenblättchen hat seinen eigenen „Guru“ für jeden einzelnen Megatrend.
Wir empfehlen stattdessen (seit der ersten Ausgabe des ZertifikateJournals in 2001) das „Cost Average System“, die einzige seriöse Lösungsmöglichkeit, wie man sinnvoll allokieren kann: Sie investieren z. B. jeden Monat einen fixen Betrag von 100 Euro oder mehr und lassen diesen Sparplan langfristig laufen. Auf diese Weise glätten Sie Kursschwankungen und bekommen bei zwischenzeitlichen Einbrüchen mehr Stücke für dasselbe Geld und sind an einem anschließenden Kursaufschwung dafür umso stärker beteiligt. Das hört sich sicherlich nicht so „sexy“ an wie die vollmundige Prosa der bekannten „Pseudo-Experten“ – dafür ist das System bewährt und es funktioniert und lässt Sie langfristig Geld verdienen – und darum geht es auch schließlich.
Übrigens: Wenn Sie nicht monatlich ansparen wollen, sondern z.B. 10.000 Euro in Indien investieren möchten, empfiehlt sich natürlich auch die „Cost Average“-Methode. Hier sollten Sie sinnvollerweise in Tranchen investieren, ab denen keine Mindestprovisionsregelung ihrer Depotbank mehr greift. Das ist im Einzelfall verschieden, bei den meisten Discount Brokern funktioniert das ab 2.000 Euro, also im Beispiel 5 Raten, die Sie dann alle vier oder sechs Wochen streng mechanisch zahlen. Die ständig sich wiederholende Frage nach dem Einstiegszeitpunkt in einen Megatrend lässt sich also seriös nur in Form eines Ansparplans oder durch Investieren in Tranchen beantworten.
Vor dem Hintergrund des weiter steigenden Lebensstandards in den „Emerging Markets“ kann auch von einem erheblichen Nachholbedarf bei Rohstoffen, insbesondere den Agrarrohstoffen ausgegangen werden und in diesem Zusammenhang sollte man ebenfalls von einem Megatrend sprechen. Kurzfristig kann es sicher auch zu Überhitzungen kommen – langfristig ist das Aufwärtspotential aber gesichert. Wir leben in einer anderen Zeit als vor 10 bis 15 Jahren; mit China, Indien und den anderen Emerging Markets gibt es jetzt einen nachweislich höheren Verbrauch – und der muss sich einfach dauerhaft auf die Preise durchschlagen. Und daran gemessen sind die jüngsten Steigerungen auf lange Sicht bei weitem nicht übertrieben.
Leider gibt es auch noch einen anderen „Preistreiber“: Die Tsunami-Katastrophe im indischen Ozean hat ein weiteres Mal auf tragische Art und Weise klar gemacht, dass Naturkatastrophen und Klimakapriolen weltweit zunehmen. Und bei Schockfrost, Dürre und Überschwemmungen sehen auch die neuesten Agrar-Errungenschaften aus den Gentechnik-Labors alt aus. Dies wird über kurz oder lang auch auf die Preisentwicklung im Agrarbereich durchschlagen.
Wer genügend Zeit mitbringt, um den langfristigen Nachholbedarf der Soft Commodities mitzunehmen – wir reden hier unter Umständen über mehr als 5 Jahre – , dann ist das „Open End“-Zertifikat auf den „Soft Commodity Basket" die beste Lösung (ISIN NL 000 040 585 0). Es gibt momentan noch keine Quanto-Variante des Soft Commodity-Baskets; wir halten das Währungsrisiko allerdings auch für vertretbar – das Potential der Agrarrohstoffe ist um ein Vielfaches größer als das aus einer eventuellen USD-Abwertung resultierende Risiko. Bei ausreichend langem Anlagehorizont sollte das also kein Problem sein. Wie bereits im ZertifikateJournal 09/05 erwähnt kann man zusätzlich – vor allem bei größeren Vermögen – einen Sparplan oder ein Tranchen-Investment auf den „Soft Commodity Basket“ durch gezielte Investments auf Mais (ISIN NL 000 042 044 6) und Soja (ISIN NL 000 041 401 9) ergänzen. Im „Soft Commodity Basket“ ist neben Kaffee, Kakao, Orangensaft und Zucker auch Weizen enthalten – Mais und Soja fehlen leider.
Wenden wir uns nun dem zweiten „Rohstoff“-Komplex zu: Dass Industriemetalle „zu hoch notieren“ hört man oft – dieses „stichhaltige“ Argument ist aber trotzdem zu oberflächlich betrachtet. Vergangenheitsbetrachtungen helfen hier nur eingeschränkt weiter. Wir haben in den letzten 20 Jahren gravierende Veränderungen der industriellen Kultur erlebt; vor allem mit den Emerging Markets steigt die Nachfrage nach Rohstoffen weltweit. Es sind also neue fundamentale Potentiale hinzugekommen, die unbedingt berücksichtigt werden müssen. Unabhängig von temporären Überkauft-Situationen sehen wir deshalb hier keine Überbewertung. Auch darf nicht vergessen werden: Wenn man Metall- und auch Energiepreise um die Kerninflationsrate bereinigt, lässt sich feststellen, dass die realen Preise geradezu lächerlich gering sind. Mit dem „Open End“-Zertifikat (auch hier nur als Non-Quanto-Version verfügbar) auf den „Industrial Metals Basket“ (ISIN NL 000 030 790 8) setzt man auf Preissteigerungen von Aluminium, Kupfer, Zink, Nickel und Blei.
Halten wir fest: In ein diversifiziertes Depot gehören sowohl Emerging Markets als auch Rohstoffe. Der Anteil an „Emerging Marktes“-Zertifikaten am Gesamtportfolio sollte am Ende des Allokationsprozesses (über einen Sparplan oder über Tranchen-Investments) zwischen 15 und 25 Prozent betragen. Der Rohstoff-Anteil kann eine ähnlich hohe Gewichtung erfahren.
Gerade Einsteiger investieren besser in einen kompletten Korb aus Emerging Markets, also in das BRIC Open End Zertifikat von ABN Amro (Brasilien + Indien + Russland + China;), welches wir im ZertifikateJournal 04/05 ausführlich besprochen haben (ISIN NL 000 046 348 7). Hier gibt’s einfach eine laufzeitlich unbegrenzte „Eins-zu-eins“-Partizipation am Vier-Länder-Mix – ein nahezu perfektes Schwellenländer-Vehikel (einziger Wehmutstropfen: Osteuropa fehlt). Indien lässt sich einzeln nur über das „ABN Indien Open End“ (ISIN NL 000 020 216 6) – angelehnt an den indischen Leitindex NIFTY 50 – abbilden. Am chinesischen Aufwärtspotential partizipiert man am besten über ein HSCEI-Index-Zertifikat (ISIN DE 000 815 813 0).
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