Massive Disinflation – Ölpreis ist der Hauptgrund!
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Externe Quelle: Nord/LB
Soeben wurden in den USA weitere Preisdaten für den Berichtsmonat Oktober gemeldet. Das Bureau of Labor Statistics gab für die Konsumentenpreise den größten jemals gemessenen Monatsrückgang von 1,0% M/M bekannt. Die Inflationsrate beläuft sich damit auf stark zurückgehende 3,7%. Die weniger volatile Kernrate ging zum ersten Mal seit 1982 um 0,1% M/M zurück, was einer Jahresrate von 2,2% Y/Y entspricht.
Die heutigen Zahlen weisen den erwarteten Rückgang auf. Der Einbruch bei den Energiepreisen sorgt für eine mächtige Entspannung an der Inflationsfront. Auch die im Vergleich zu den Sommermonaten aufgewertete US-Währung trägt etwas dazu bei. Zudem dürften die Preisnachlässe besonders bei den in die Bredouille geratenen Automobilverkäufern Wirkung auf die Gesamtrate zeigen.
Die in der vergangenen Woche veröffentlichten Importpreise (-4,7% M/M) und die gestern bekannt gegebenen Produzentenpreise (-2,8% M/M) hatten die Tendenz für den CPI des Berichtsmonats Oktober bereits korrekt vorgezeichnet. Der Blick auf die Details zeigt wieder einmal, was die Preisdaten gedrückt hat: So schlagen die Preise für Benzin mit einem Einbruch um 14,2% M/M und für Heizöl und Strom um 0,6% M/M zu Buche.
Der minimale Rückgang der Kernrate kann auf ebenfalls nachgebende Preise in den Sektoren Kleidung (-1,0% M/M) und Computer (-0,9% M/M) zurückgeführt werden. Dies könnte als ein wichtiger Hinweis angesehen werden, dass die Verbraucher bei ihrem Konsumverhalten in den Bereichen erste Einschnitte vornehmen, die zunächst relativ wenig schmerzhaft erscheinen.
Die Inflationsrate bleibt aber bisher immer noch recht hoch. Jedoch gibt es gute Aussichten auf ein weiteres Nachgeben in den kommenden Monaten. Denn der entlastende Basiseffekt im Zuge des seit Juli 2008 gefallenen Ölpreises wird sich noch bis Mitte 2009 auswirken. Dieser rein statistische Effekt sollte demnach nicht überbewertet werden – von einer gefährlichen Preisabwärtsspirale, wie sie von einigen Marktteilnehmern bereits angedeutet wird, halten wir wenig: Solange nicht die Erwartungshaltung unter Haushalten und Unternehmen eintritt, dass die Güter in der Zukunft ohnehin billiger zu haben sind und somit eine Verschiebung des Kaufs einem früheren Kauf vorgezogen wird, halten wir in der jetzigen Konjunkturlage diese Entspannung an der Preisfront für positiv, da sie den Konsum stützen kann. Sprich: Disinflation ist gut, Deflation kein Thema!
Fazit: Die amerikanischen Konsumentenpreise sind im Oktober erwartungsgemäß zurückgegangen. Die Entspannung bei den Energiepreisen und ein stabiler US-Dollar kommen nun voll zum Tragen. Auch der Nachfragerückgang dürfte bereits dazu beigetragen haben. Die in den letzten Tagen veröffentlichten Importpreise und Produzentenpreise hatten diese Tendenz richtig angedeutet. Die Federal Reserve kann demnach ohne Inflationssorgen den Leitzins weiter senken – und wird dies im Dezember auch tun. Ansonsten spielen diese Preisdaten im aktuellen Umfeld eine nur untergeordnete Rolle, da der Fokus ohnehin auf der Entwicklung der Konjunktur liegt. Mittelfristig kann allerdings eine ölpreisbedingte Entspannung an der Inflationsfront für die Verbraucher entlastend wirken – und den für die US-Wirtschaft wichtigen Konsum stützen helfen.
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