Kommentar
13:00 Uhr, 08.11.2007

Marktüberblick ETFs - Wo spielt die Musik ?

Das weltweit in Exchange Traded Funds (ETF) angelegte Vermögen ist im Jahr 2005 um satte 34,5 Prozent gestiegen. Rund 417 Milliarden Dollar wurden am Jahresende in 453 börsengehandelten Fonds verwaltet.

Im Jahr 2005 ist der europäische ETF-Markt mit einem Plus von rund 62 Prozent mit am stärksten gewachsen. Ende Dezember 2005 verwalteten dort 20 Anbieter rund 55 Milliarden Dollar in 165 Fonds. Damit ist Europa im weltweiten Vergleich auf dem zweiten Platz.

Die Spitzenposition hat noch immer der amerikanische ETF-Markt inne. Dort werden rund 304 Milliarden Dollar in 204 ETFs verwaltet; das bedeutet einen Anstieg von rund einem Drittel gegenüber dem Vorjahr. Allerdings gibt es in den USA nur acht ETF-Anbieter, in Europa sind es mehr als doppelt so viel. Japans ETF-Markt hat hingegen mit einem Wachstum von nur rund 5 Prozent den Anschluss an die Spitze verloren. Ende 2005 verwaltete die Branche dort rund 32 Milliarden Dollar in 13 ETFs. Unter den kleineren Märkten hat Israel alle anderen in den Schatten gestellt: Das ETF-Vermögen schnellte um rund 314 Prozent auf etwa 2,9 Milliarden Dollar nach oben.

ETF-Volumen und ETF-Anzahl weltweit, Quelle: Recherche Rödl & Partner

ETF-Anlagevermögen nach Regionen, Quelle: Recherche Rödl & Partner

Mit einem weltweiten Marktanteil von rund 47 Prozent hält der ETF-Anbieter Barclays Global Investors (BGI) das Heft fest in der Hand. Die Amerikaner bieten mit 149 Fonds fast dreimal soviel Produkte an wie der zweitplazierte State Street Global Advisors mit 51 verschiedenen ETFs. Der US-Anbieter hat einen Marktanteil von rund 22 Prozent. Mit einem Marktanteil von 7 Prozent folgt die Bank of New York weit abgeschlagen auf dem dritten Platz.

In Europa ist der Kampf um die Pool-Position dagegen enger: Am Jahresende führte Lyxor Asset Management mit einem Marktanteil von 23,4 Prozent die Liste an. Allerdings sind die Hypovereinsbank-Tochter Indexchange (22,9 Prozent) und BGI (22,7 Prozent) bereits dicht auf den Fersen.

ETF-Volumen und ETF-Anzahl weltweit

Europa ist derzeit der am härtesten umkämpfte ETF-Markt. Dies zeigt sich nicht nur aus der hohen Anzahl der Emittenten – derzeit 14 –, sondern auch der Tatsache, dass es in Europa multiple Lizenzierungen auf die Indizes gibt. Mehrere ETF Anbieter haben eine Lizenz für denselben Index erworben. Daraus ergibt sich eine Struktur des europäischen ETF-Markts, der von jener der USA abweicht. So ist es beispielsweise bei fünf verschiedenen ETFs auf den DJ EURO STOXX 50 Index für den Anleger schwierig zu verstehen, ob und worin sich die einzelnen ETFs unterscheiden, replizieren sie doch alle den gleichen Index. Die logische Konsequenz ist eine Zersplitterung der Nachfrage nach einem Index auf viele Anbieter. Für die ETF-Emittenten und Indexanbieter bedeutet dies einen härteren Wettbewerb, von dem die Anleger bei den Verwaltungsgebühren profitieren dürften.

Ein aktuelles Beispiel dafür ist der Verkaufs der HVB-Tochter Indexchange an Barclays. Für rund 240 Millionen Euro geht die Indexchange Investment AG an die britische Barclays Bank plc. Damit verschmelzen zwei bisherige Konkurrenten am deutschen Markt für Exchange Traded Funds. Indexchange soll mit dem ETF-Geschäft von Barclays Global Investors (BGI), das unter dem Namen iShares läuft, zusammengeführt werden, um gemeinsam Europas führenden ETF-Anbieter zu bilden. Indexchange verwaltet per November 2006 ein Vermögen in Höhe von 15,2 Milliarden Euro. Nach der Fusion verwaltet die BGI somit rund 30 Milliarden Euro und ist Europas führender Anbieter für ETFs.

Anders in den USA: Dort sind Doppel- oder sogar Mehrfachlizenzierungen auf Indizes nicht möglich. Die einzige Ausnahme ist der S&P-500-Index, der sowohl von Barclays Global Investors als auch von State Street Global Advisors aufgelegt werden durfte.

Europameister im Umsatz-Wettbewerb ist die Deutsche Börse AG. Mit insgesamt ca. 50% des gesamten europäischen Umsatzes, der über das XTF-Segment der Deutschen Börse abgewickelt wurde, untermauert sie ihre dominante Vormachtstellung auf dem europäischen ETF-Markt. Mit weitem Abstand folgt die Euronext mit ihrem Segment NextTRACK. Der Gesamtumsatz der europäischen ETF-Segmente betrug im Mai 2006 10.885,56 Mio. Euro.

Börse

Marktanteil in %

Umsatz in Mio. €

SWX

5,14%

560,04

LSE

10,73%

1.167,66

Borsa Italia

11,92%

1.297,40

NextTrack

19,30%

2.100,67

Istanbul Stock Exchange, virt-x, Irish Stock Exchange, Oslo Bors, HEX, Wiener Börse, Iceland Stock Exchange

3,76%

409,39

Deutsche Börse

49,15%

5.350,44

ETF-Anteil/Umsatz nach Börsenplatz, Quelle: Deutsche Bank

Europäische ETF-Anbieter nach Marktanteil, Quelle: STOXX Ltd.

Die Top Ten der europäischen ETFs, gemessen am Investitionsvolumen sind derzeit der DJ EURO STOXX 50 Master Unit (Lyxor), dem iShares DJ Euro STOXX 50, dicht verfolgt vom Lyxor ETF CAC 40 und den DAX.

ETF

Anbieter

AUM Mio. EUR

1 Lyxor ETF DJ Euro STOXX 50

Lyxor

3.961,81

2 iShares DJ Euro STOXX 50

BGI

3.761,75

3 Lyxor ETF CAC 40

Lyxor

3.367,84

4 DAX EX

Indexchange

2.839,36

5 DJ Euro STOXX 50

Indexchange

2.569,76

6 iShares S&P500 Index Funds

BGI

1.923,21

7 XHTCH on SMI

Credit Suisse AM

1.728,98

8 iShares MSCI Japan

BGI

1.607,91

9 XACT SBX

BGI

1.478,89

10 SPDR Europe 350

Credit Agricole AM

1.144,90

Europäische ETF nach Asset under Management, Quelle: Deutsche Bank

Top Ten der europäischen ETFs nach Umsatz, Quelle: Deutsche BankSie wollen mehr zu ETFs erfahren ?

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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