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21:31 Uhr, 20.03.2001

Markteinschätzung nach der FED-Entscheidung

Während der Markt nach der Zinsentscheidung der FED, die Zinsen nur um 50 Basispunkte nach unten abzusenken (BörseGo berichtete) enttäuscht reagierte, macht sich auf dem Markt die Einstellung breit, daß es wohl noch bis Weihnachten dauern werde, bis Unternehmensgewinne und Aktienkurse wieder nachhaltig zulegen könnten.

"Wir dürfen vom Markt nicht erwarten, in die Höhe zu schießen, nur weil die FED die Zinsen abgesenkt hat", erklärt James Walline, der 25 Milliarden $ in seinem Fonds verwaltet. Wie viele andere Investoren geht Walline davon aus, daß die Börsenkurse erst im späten Sommer ihren Boden finden und danach in eine Seitwärtsbewegung übergehen.

Neun Monate dauere es, bis die Zinssenkungen der FED erste Auswirkungen in der realen Wirtschaft zeigen würden, lautet ein weit verbreitetes Argument. Außerdem seien Aktien im Vergleich zu den berichteten Gewinnen nach wie vor relativ teuer.
Gerade wenn man bedenke, daß für die Unternehmen des breit gefächerten S&P 500 ein Gewinnwachstum von 1,8% in diesen Jahr im Durchschnitt erwartet wird. Vor wenigen Monaten lauteten die Schätzungen hier noch auf ein Wachstum von 14,8%. Im letzten Jahr wurden gar 16,2% Wachstum erreicht.

Viele Optimisten glauben hingegen an eine kräftige Wirtschaftsbelebung im dritten und vierten Quartal. 3,3% im dritten und 14,4% im vierten sollen die Unternehmen dann wieder wachsen können, glaubt man jüngsten Prognosen. Viele glauben nicht mehr daran.
"14%!Erscheint das nicht ein bißchen optimistisch?", frägt Walline, "ich kann mir nicht vorstellen daß wir den enternden Kahn so schnell wieder bergen können".

Walline stützt seine Einschätzung auf Daten wie die von den Gewinnwarnungen der Unternehmen, die mit 69% aller gelisteten Unternehmen ein neues Fünf-Jahreshoch erreicht haben. Im letzten Jahr hatten um diese Zeit gerade einmal 49% aller Unternehmen eine Gewinnwarnung publiziert.

Auch große Namen blieben davon nicht verschont. Zuletzt waren es die Weltmarktführer Corning und Compaq Computer, die ihre Anleger mit Gewinnwarnungen schockten.

Analysten gehen in ihren Schätzungen mittlerweile von einem 6,7%igen Gewinnrückgang im ersten und einem 4,4%igen Rückgang im zweiten Quartal 2001 aus.

"Es gibt absolut nichts an was man sich momentan noch stützen könnte", gibt auch Coleen Barbeau von Fiduciary Trust, die 50 Milliarden $ verwaltet, zu."Die Unternehmensgewinne drohen immer weiter abzufallen und die Zinsentscheidungen werden nicht der entscheidende Faktor sein, der die Märkte drehen kann. Wir bleiben weiterhin sehr skeptisch".

Indessen steuert der Markt weiter auf ein neues Dreijahrestief zu. Aktuell befindet er sich in der Nähe seines Tagestiefs bei 1894 Punkten, ein Minus von 56,5 Punkten oder 2,9%.

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