Mangelnde Ölreserven stützen Ölpreis
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In der letzten Woche schlossen die US-Aktienmärkte mit negativem Vorzeichen und der S&P 500 (-1%) verlor bereits die fünfte Woche in Folge an Wert. Das ist der längste Abwärtstrend seit Oktober 2002. Mit nur +0,1% fiel der Anstieg des US-Verbraucherpreisindexes (CPI) niedriger aus als erwartet und so gering wie seit November 2003 nicht mehr. Technologieaktien ließen die Kurse an der Nasdaq um 3% fallen, da Intel (-14%) seine Prognose für die Marge nach unten korrigierte und Merrill Lynch die Halbleiterbranche insgesamt zurückstufte, weil die Technologieausgaben der Unternehmen abflauen könnten. Von den 82 Unternehmen aus dem S&P 500, die bisher Zahlen zum zweiten Quartal vorlegten, übertrafen drei Viertel die Erwartungen der Analysten. Der hohe Ölpreis ließ die Kurse von Energieaktien steigen, während Aktien von Fluggesellschaften hierunter litten, denn steigende Treibstoffkosten belasten die Margen. Im Juni fiel auch der Anstieg der Einzelhandelsumsätze mit 1,1% geringer aus als erwartet, da weniger Autos verkauft wurden. Dagegen sorgten die Umfragen in der Wirtschaft von Empire Manufacturing und der Notenbank von Philadelphia für positive Überraschung. Zudem kletterte die Juli-Umfrage zum Verbrauchervertrauen der Universität von Michigan auf den höchsten Wert seit Januar. Entgegen den Prognosen der Analysten, die mit unveränderten Ergebnissen gerechnet hatten, sank die Industrieproduktion im Juni leicht.
An den japanischen Aktienmärkten blieben die Kurse letzte Woche weitgehend unverändert. Die positive Stimmung im Zusammenhang mit der Bankenfusion von UFJ und Mitsubishi Tokyo wurde durch Bedenken getrübt, dass die Nachfragewarnungen von Intel und anderen Firmen aus den USA eine Gefahr für japanische Exporte bedeuten könnten. Die Bank von Japan korrigierte ihre offizielle Beschreibung der wirtschaftlichen Situation nach oben mit der Äußerung, dass sich die Beschäftigungslage "spürbar erholt und diese Erholung nach den Unternehmen nun auch die Haushalte erfasst". Marktbeobachter machten indes Lohnkürzungen für den Umsatzeinbruch von 6% in den Tokioter Warenhäusern seit Jahresbeginn verantwortlich.
Erneut schlossen die europäischen Aktienmärkte in der letzten Woche im Minus, weil die Kursgewinne im Energiesektor von Verlusten in der Technologiebranche zunichte gemacht wurden. Nokia (-16%) prognostizierte einen Umsatzrückgang im dritten Quartal, während Infineon (-5%) und Philips (-6%) wie andere Technologieaktien unter der Angst vor einer schwächeren US-Nachfrage litten. Wie erwartet, schwächte sich der Anstieg des Verbraucherpreisindexes leicht von 2,5% im Mai auf 2,4% im Juni ab, jeweils gegenüber dem Vorjahr. In Großbritannien stieg der Verbraucherpreisindex leicht auf 1,6%.
In der Region Asien-Pazifik fielen die Kurse die zweite Woche in Folge. Der Grund war die Angst vor einer Nachfrageabschwächung im Technologiesektor ausgehend von den USA. Angeführt von den Verlusten von Taiwan Semiconductor (-8%) verlor der taiwanesische Markt fast 5%, während in Südkorea die Kurse um durchschnittlich 1% nachgaben. In China betrug das offizielle BIP-Wachstum im zweiten Quartal 9,6%, nachdem es im ersten Quartal noch 9,8% erreicht hatte.
In Lateinamerika verbuchten die Kurse am brasilianischen Markt Zugewinne von 7,5%, nachdem Goldman Sachs und der Finanzminister des Landes die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr um einen halben Prozentpunkt auf 4% angehoben hatten.
An den Staatsanleihemärkten zogen die Kurse in der letzten Woche an, da der Inflationsanstieg in den USA geringer ausfiel als erwartet und damit für Beruhigung bei Anleiheinvestoren sorgte. Inzwischen sind die Renditen von US-Treasuries auf ihr Niveau von Mitte April zurückgefallen, während sich die Renditen japanischer Staatsanleihen am oberen Ende der Bandbreite zwischen 1,70% und 1,80% stabilisierten.
Die Aussicht auf langsamer steigende US-Zinsen brachte den US-Dollar an den Devisenmärkten gegenüber dem Euro unter Druck, während der Yen wegen Exportsorgen nachgab.
An den Rohstoffmärkten stieg der Rohölpreis um weitere 4%, nachdem die Internationale Energiebehörde bekannt gab, dass die Ölreserven weniger als 1% des aktuellen Verbrauchs ausmachen. Hierdurch nahm die Angst vor einer Unterbrechung der Ölversorgung zu, die nicht von den Ölproduzenten aufgefangen werden kann.
Inflations- und Wachstumsabschwächung in USA
Der geringe Anstieg des Verbraucherpreisindexes und die moderate Beschäftigungsentwicklung in den USA im Juni stützen die Einschätzung, dass der Anstieg der Inflation von Februar bis Mai überbewertet wurde. Ebenso bestätigen sie die Prognose der US-Notenbank (Fed), die von einer Abschwächung der Inflation und des Wachstums in den kommenden Monaten ausgeht. Durch die stark schwankenden Wirtschaftsdaten sind die US-Märkte inzwischen zu ihrem Ausgangspunkt vom Jahresbeginn zurückgekehrt: S&P 500 innerhalb von +1,0%, zehnjährige US-Treasuries innerhalb von 0,1% und der US-Dollar auf handelsgewichteter Basis innerhalb von +0,5%). Nur Aktien bewegten sich in einer sehr engen Handelsbandbreite.
Aktienbewertungen bessern sich, sie sind aber nicht verlockend
Da die Unternehmensgewinne weiter wie erwartet wachsen und die Aktienkurse nicht aus ihrer engen Handelsbandbreite ausbrechen, stellen die Bewertungen zunehmend eine Stütze dar. Zudem ist der anhaltend moderate Trend bei den Wirtschaftsdaten eine weitaus größere Stütze für Aktien als bisher angenommen, denn hierdurch schwächen sich auch die Zinserwartungen ab. Nichtsdestotrotz sind die Bewertungen immer noch zu hoch und für einen Einstieg am Aktienmarkt nicht attraktiv genug.
Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)
Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt rund 500 Mrd. US-Dollar (per 31. Dezember 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.
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