Mangel an positiven Nachrichten belastete Märkte
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Zu Beginn der letzten Woche setzen an der Wall Street Gewinnmitnahmen ein. Für Verluste sorgte dabei vor allem die Finanzbranche. Die Marktteilnehmer betrachteten den Stresstest der US-Banken zunehmend skeptischer und zeigten sich angesichts notwendiger Kapitalerhöhungen verstimmt. Den Anfang machte Wells Fargo, die neue Aktien im Wert von über acht Mrd. US-Dollar emittieren wollen, was jedoch nicht reichen wird, um die von den Regulierern aufgedeckte Kapitallücke zu schließen. Negative Meldungen gab es erneut von den sich inzwischen in Staatshänden befindlichen Hypotheken-finanzierern Fannie Mae und Freddie Mac. Nachdem beide Häuser im ersten Quartal hohe Verluste in zweistelliger Milliardenhöhe eingefahren haben, werden erneut Staatshilfen benötigt.
Der Trend zu leichteren Notierungen setzte sich zu Wochenmitte fort, als die Hoffnung auf eine schnelle Stabilisierung der US-Wirtschaft einen Dämpfer erhielt. Entgegen den Erwartungen sanken die Einzelhandels-umsätze im April, bereinigt um Automobilverkäufe, um 0,5 Prozent. Volkswirte hatten zuvor einen leichten Anstieg erwartet. Gut zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung werden vom Verbraucher erzielt. Den Einzelhandelsumsätzen kommt daher eine besonders wichtige Rolle zu. Letztlich verlor der Dow Jones Industrial Average im Wochenvergleich 3,6 Prozent an Wert.
Technologiewerte entwickelten sich zwischenzeitlich etwas besser. Grund dafür waren Gerüchte, Mircosoft plane die Übernahme eines Konkurrenten, die der Softwarekonzern selbst mit der Ausgabe von Anleihen angeheizt hatte. Die Firma verfügt Analysten zu Folge über Liquidität in Höhe von 25 Mrd. US-Dollar und hätte es daher nicht nötig gehabt weitere vier Mrd. US-Dollar am Kapitalmarkt einzusammeln. Als ein Ziel für die Verwendung der gestärkten Kriegskasse wurde erneut SAP genannt. Die Aktie konnte davon profitieren und gegen den Trend etwa 2,4 Prozent zulegen. Dass die Werte der Nasdaq dann doch 3,4 Prozent nachgaben, lag auch am Rekordbußgeld von 1,06 Mrd. Euro, das die EU-Wettbewerbskommission gegen Intel verhängte. Der Chiphersteller hat jahrelang hart gegen Mitbewerber wie AMD gekämpft und bekam nun die Quittung. Die Aktie verlor entsprechend und schloss sechs Prozent im Minus.
Deutsche Wirtschaft weiterhin sehr schwach
Nach zweimaligem Anlauf, die Marke von 5.000 Punkten zu überwinden, schlug der DAX in der vergangenen Woche die Gegenrichtung ein und beendete vorerst die fulminante Erholungsbewegung der letzten Wochen. Am Ende gab der deutsche Leitindex 3,6 Prozent ab. Für eine Fortsetzung des kurzfristigen Aufwärtstrends mangelte es an Impulsen. Der Großteil der Quartalsberichterstattung ist vorüber und die Zahlen von Allianz, Europas größtem Versicherer, enttäuschten zudem. Der Münchener Konzern verdiente in den ersten drei Monaten lediglich 29 Mio. Euro. Vor einem Jahr waren es hingegen noch über 1,1 Mrd. Euro gewesen. Als Belastungsfaktoren zeigten sich letztmalige Abschreibungen auf die ehemalige und inzwischen an die Commerzbank veräußerte Tochter Dresdner Bank. Darüber hinaus wurden Aktienanlagen um über 700 Mio. Euro wertberichtigt. Die Wirtschaftskrise trifft den Branchenprimus nun aber auch im Kerngeschäft. Der lange Winter hatte zuletzt die Schadensquote nach oben getrieben. Notwendige Preiserhöhungen bei Policen lassen sich im jetzigen Umfeld aber kaum durchsetzen und so stieg die Schaden-Kosten-Quote rasant an. Von jedem Euro kassierten Beitrag muss die Allianz inzwischen 98,5 Cent für Schäden und Verwaltungskosten bezahlen. Anleger zeigten sich enttäuscht und straften die Papiere nach Bekanntgabe der Zahlen mit Kursverlusten von fast neun Prozent ab.
Von konjunktureller Seite fand der DAX ebenfalls keine Unterstützung. Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland fiel mit -3,8 Prozent schlechter als erwartet aus.
Es ist der stärkste jemals gemessene Rückgang seit Aufzeichnung der Datenreihe und zeigt, dass die Rezession Deutschland als Exportweltmeister besonders hart trifft.
Ausblick
Am Dienstag wird der ZEW-Index veröffentlicht und Aufschluss darüber geben, ob die positive Einschätzung der Finanzmarktanalysten auch im Mai Bestand hat. Einen Tag später folgt die Bekanntgabe der Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts in Japan. Mit ca. vier Prozent wird der Rückgang vermutlich noch stärker ausfallen als in Deutschland. Japan gilt ebenfalls als Exportnation und leidet besonders unter der Rezession der Weltwirtschaft.
Auf Unternehmerseite werden nur noch wenige Quartalsberichte bekannt gegeben. Dafür stehen nun vermehrt Hauptversammlungen und Dividendenzahlungen an.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 144,2 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2008, davon 91 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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