Kommentar
15:00 Uhr, 09.03.2009

Magere Puffer sind out

Erwähnte Instrumente

  • Indexanleihe auf EURO STOXX
    Aktueller Kursstand:  
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Was Fallschirm- oder auch Bungee-Springern gewöhnlich den besonderen Kick verschafft, bringt Aktionäre seit dem vergangenen Jahr schier zur Verzweiflung: Der freie Fall. Was hier aber am „seidenen Faden“ hängt, ist zunächst nicht das eigene Leben, sondern „nur“ die Kurse bzw. indirekt das eingesetzte Kapital, dass sich immer weiter in Luft auflöst. So brachen selbst die breiten Märkte allein in diesem noch relativ jungen Jahr schon um rund 27 Prozent ein, wie beispielsweise der Euro STOXX 50 und das trotz einer vielversprechenden ersten Handelswoche gleich zu Jahresbeginn. Eine unglaubliche Schocktherapie für Anleger, die den Jahrhundert-Crash vor sechs Jahren noch deutlich in den Schatten stellt, auch wenn sich das „Leidens-Feeling“ damals über drei Jahre hinzog.

Kein Wunder, dass die enormen Kursverluste an den Aktienmärkten die Emittenten bei Teilschutz-Produkten zuletzt immer „großzügiger“ werden ließen, allerdings nur was die Höhe der Absicherung anbelangt. So lockt derzeit neben der WestLB mit einem Express-Bonus-Papier auf den europäischen Leitindex, das einen Puffer von stolzen 65 Prozent aufweist, auch die HypoVereinsbank mit einer noch bis zum 20. März zeichenbaren Indexanleihe auf den gleichen Basiswert. Der Puffer hier, ebenfalls deutliche 60 Prozent. Allerdings handelt es sich bei den beiden „Langläufern“ mit einer Laufzeit von bis zu fünf Jahren um zwei ganz unterschiedliche Produkte.

So besteht das „Express-Bonus“ der WestLB ganz klassisch aus einer Express-Komonente mit einer vorzeitigen jährlichen Rückzahlungsmöglichkeit, wenn der Index am jeweiligen Bewertungstag auf oder über dem Startwert notiert. Der Lohn dafür: Ein Kupon von jährlich elf Prozent. Liegt der Euro STOXX 50 auch am Ende unter 100 Prozent, kommt die Bonus-Struktur ins Spiel, die mindestens eine Tilgung zu 155 Prozent ermöglicht, wenn der angesprochene 65-prozentige Puffer während der ganzen fünf Jahre unangetastet geblieben ist.

Etwas einfacher funktioniert dagegen zunächst das HVB-Papier mit seiner von vornherein fixen Laufzeit von fünf Jahren. So kann sich der Anleger hier in jedem Fall über eine wenn auch deutlich bescheidenere feste 5-prozentige Verzinsung pro Jahr freuen und muss letztendlich bei Fälligkeit nur darauf achten, dass der Index am Ende nicht um mehr als 60 Prozent gefallen ist (Stichtagsprinzip). Hält der Puffer final stand, bekommt er den vollen Nennbetrag (ohne Ausgabeaufschlag) zurückerstattet. Ist dies nicht der Fall, greift ein zusätzlicher sogenannter „Airbag“-Mechanismus, der die Kursverluste noch einmal abfedert und den Investor bis zum zumindest theoretischen Totalverlust immer besser stellt als den Direktinvestor. Dazu wird der tatsächliche Index-Stand am Laufzeitende mit dem Faktor 2,5 multipliziert. Verliert der Euro STOXX 50 also beispielsweise 70 Prozent und notiert bei 30 Prozent seines Ausgangsniveaus, würde dies immer noch eine Rückzahlung von 75 Prozent bedeuten, bei nur noch 20 Prozent, bekäme der Anleger sogar noch die Hälfte seines Einsatzes zurück.

Der BörseGo Tipp:
Beim etwas spannenderen WestLB-Papier gibt es zwei unterschiedliche Wege zum Ziel, das mit einer deutlich höheren Rendite und einer durchaus möglichen vorzeitigen Tilgung lockt, während sich das zweite Produkt an den etwas weniger rendite-, dafür aber nicht zuletzt wegen des Airbags weitaus sicherheitsorientierteren Anleger richtet.

Euro STOXX 50 Bonus-Express-Zertifikat
Emittent/WKN: WestLB / WLB2NG
Laufzeit: 20.03.2014
Preis: (in Zeichnung: 16.02.09-13.03.09) Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 1 % Agio)
Euro STOXX 50 Indexanleihe mit Airbag
Emittent/WKN: HypoVereinsbank / HV5ALM
Laufzeit: 24.03.2014
Preis: (in Zeichnung: 25.02.09-20.03.09) Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 1 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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