Mäuse nach Athen tragen: Deutsche Bank und ABN mit Griechenland-Zertifikaten
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Dank tzazikitriefender, kurzgebratener Fleischgerichte ist Griechenland in hiesigen Breiten ja ohnehin in aller Munde und im Moment wird der alten Kulturnation gar besondere Aufmerksamkeit zuteil: Der sensationelle EM-Erfolg der von Otto "Rehakles" trainierten Fußballer und die in Athen stattgefundenen Olympischen Spiele lassen den Peloponnes Kopf stehen. "Die Gelegenheit ist günstig, hier vollend' ich's" dachten sich da wohl die Deutsche Bank und ABN Amro und lancierten flugs die ersten "Open End"-Papiere auf den griechischen Aktienindex FTSE/ASE 20. Damit verschwindet ein weiterer weißer Fleck von der Zertifikate-Weltkarte; gleichzeitig wird auf diese Weise eines der wachstumsstärksten Mitglieder der Europäischen Union investierbar.
Ja, richtig gelesen, mit einem Plus von 4,3 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt Griechenland für 2003 hinter Irland auf Platz zwei der EU-Mitglieder. In diesem Jahr könnte die Heimat von Plato, Sokrates und Sisyphos sogar die Tabellenspitze übernehmen; die meisten Forschungsinstitute prognostizieren den Griechen erneut eine Vier vor dem Komma, während die Konjunktur in Irland sich etwas abschwächen dürfte. Die großzügigen Beihilfen aus Brüssel sind also auf fruchtbaren Boden gefallen, wenngleich Athen noch lange kein europäischer Musterknabe ist: Wie Hans Eichel konnte auch sein griechischer Amtskollege Nikos Christodoukalis den Euro-Stabilitätspakt nicht einhalten; durch die expansive Fiskalpolitik ist das öffentliche Budgetdefizit zuletzt von 1,4 auf 3,2 Prozent des BIP angewachsen.
Auf den Aktienmarkt hat sich die positive Wirtschaftsentwicklung derweil nur bedingt ausgewirkt. Fast hat es den Anschein, als müsse die Athener Börse sich immer noch von der "Euro-Party" kurz vor der Jahrtausendwende erholen - nachdem Griechenland zur Überraschung vieler Marktteilnehmer von Anfang an bei der Gemeinschaftswährung dabei sein durfte, hatten die Kurse sich binnen eines Jahres mehr als verdreifacht. Dafür ging es in der Folgezeit umso dramatischer bergab; trotz der seit März 2003 andauernden Erholungsphase, die mit einem Plus von gut 70 Prozent freilich noch schwung-voller ausgefallen ist als im EURO STOXX 50, liegt der FTSE/ASE 20 gegenüber seinem Höchststand noch satte 62 Prozent im Minus. Außerdem lässt sich im Zeitverlauf eine gewisse Angleichung des "Gy-ros-Index" an die europäische Gesamttendenz ausmachen: Die geglättete 100-Tage-Korrelation zum EURO STOXX 50 ist von 0,2 auf 0,6 gestiegen, parallel dazu sind die früher konstant jenseits der 30 Prozent-Marke beheimateten Volatilitäten deutlich zurückgekommen.
Das mag einerseits positiv sein, nimmt einem Engagement im FTSE /ASE 20 andererseits ein Stück von seinem speziellen Anlagehintergrund. Dies fällt umso stärker ins Gewicht, als auch der Index selbst nicht überzeugen kann: Das Kursbarometer leidet unter der erschlagenden Dominanz des Bankensektors. Allein die beiden größten Institute National Bank und EFG Eurobank sind mit rund 40 Prozent gewichtet. Die übrigen Werte, bis auf den Mobilnetzbetreiber Germanos, den Brause-Abfüller Coca-Cola und die Shopping-Kette Duty Free hierzulande wohl gänzlich unbekannt, bilden zwar einen bunten Branchenmix. Leider fehlen jedoch klassische Infrastrukturtitel wie Bau oder Transport - aber die Hoffnung, mit einem solchen Investment jetzt noch von einem wie auch immer gearteten "Olympia-Boom" profitieren zu können, haben ja ohnehin nur sehr blauäugige Anleger.
Unter dem Strich bleibt also ein Investment, dass man nicht unbedingt haben muss. Die wirtschaftliche Dynamik ist zwar beachtlich, dennoch bezweifeln wir, ob sich der FTSE/ASE 20 künftig ähnlich positiv vom gesamteuropäischen Börsentrend abkoppeln kann wie das zuletzt dem österreichischen ATX gelang. In jedem Fall bietet der Markt insbesondere für die begrenzten Mittel eines Privatanlegers aussichtsreichere Diversifikationspotentiale und Depotbeimischungen. Wer dennoch "Mäuse nach Athen" tragen will, darf bei der Emittentenwahl das Los entscheiden lassen: Die Papiere der Deutschen Bank (ISIN DE 000 DB0 CFF 7) und von ABN Amro (ISIN NL 000 041 403 5) sind nicht nur absolut identisch konstruiert, sondern kommen sogar mit demselben fairen Spread von 0,80 Prozent daher, wobei die vom "blauen" Branchenprimus gestellte Spanne absolut gesehen etwas höher liegt.
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