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10:44 Uhr, 14.01.2002

Märkte: Investoren hoffen auf bessere Zeiten

Die Analysten- und Anlegergemeinde, frustriert von zwei sehr schwachen und schwierigen Börsenjahren, richtigen ihre gesamte Hoffnung auf das Jahr 2002 und erwarten einen alten Freund wieder: wachsende Earnings der Unternehmen.

Doch die Optimisten müssen erst noch beweisen, ob sie richtig liegen. Sie spekulieren auf außerordentlich gute Earnings im dritten Quartal, die die Rallye der letzten Wochen ins neue Jahr verlängern könnten. Aber eine handvoll prominenter Strategen ist der Meinung, dass diese Anstiege der Earnings sich als nur schwach oder als nicht existent erweisen könnten.

"Die meisten Leute erwarten, dass die Earnings erst im zweiten Quartal wachsen werden, aber die stärkeren Vergleiche werden im zweiten Halbjahr auftreten," so Tom Galvin, US Stratege von Credit Suisse First Boston.

"Die Erholung des Marktes seit September gründet darauf, dass die Investoren die bad news ignorierten und nur die erhofften besseren Earnings beachtete, also ist es für eine andauernde Rallye wichtig, dass wir weitere Anstiege sehen."

Marktstrategen beziehen aber auch eine Reihe weiterer Faktoren ein. Hierzu gehört die weitere Zinsentwicklung, die Gefahr drohender internationaler Konflikte und die Frage, ob die Wirtschaft sich U- oder V-förmig erholen wird.

In diesem Jahr allerdings gewinnen die Earnings Prognosen - die oft als EPS (Gewinn pro Aktie, Earnings per Share) des S&P 500 Index angegeben werden - besonders an Beachtung. Das Problem ist, dass die Earnings in diesem Jahr sehr schwer vorhersehbar sind, da die Unternehmen in ihren Bilanzen allerlei Tricks anwenden werden, um alles möglichst rosig aussehen zu lassen.

Das bloße beachten der pro forma Ergebnisse, die alle Art von Belastungen ausklammern, "lassen den US Markt zunehmend wie einen Emerging Markt" aussehen, warnte Rich Bernstein von Merrill Lynch.

Die Earnings sind aber besonders durch den starken Anstieg des S&P 500 seit September (+19 Prozent) wichtig. Ferner lagen die Earnings im Vorjahr stark neben den Prognosen. Der Rückgang der Earnings untergrub die bullishen Prognosen der Analysten, die nicht vor dem Crash der Aktienmärkte warnten.

Nun, da erneut sehr gute Nachrichten anstehen sollen, haben sich die Investoren schon bereit gemacht, um aus dem Markt zu gehen, sollten die Meldungen zu schlecht ausfallen.

"Wir könnten das erste Halbjahr durchlaufen ohne eine substantielle Erholung (der Gewinne) zu sehen und der Markt könnte das akzeptieren und verdauen," so David Blitzer, Chief Investment Stratege bei Standard & Poor's.

"Aber wenn wir dann im Sommer sind, wollen die Leut wissen, dass es nun Bergauf mit den Earnings gehen wird. Es gibt eine Freikarte für sechs Monate und dann kommt es darauf an."

Analysten erwarten im ersten Quartal einen Rückgang der Earnings gegenüber dem Vorjahresquartal, gehen aber von einem Anstieg um 8.5 Prozent im zweiten Quartal aus. Das zweite Halbjahr wird noch besser erwartet, Analysten erwarten im Q3 und Q4 einen Zuwachs um 29.4 bzw. um 39.7 Prozent.

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