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09:42 Uhr, 28.07.2022

Märkte feiern Fed, Daten-Marathon beginnt

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Die amerikanische Notenbank Fed hob gestern Abend den Leitzins wie erwartet ein weiteres Mal um 75 Bp an und signalisierte, „irgendwann“ eine langsamere Gangart einzuschlagen. Die Anleger feierten diese Aussage, und der Nasdaq verbuchte die stärksten Kursgewinne seit April 2020. Heute werden zahlreiche Unternehmen ihre Quartalsberichte vorlegen, die USA veröffentlichen die BIP-Zahlen für das zweite Quartal und Deutschland legt die Inflationszahlen für Juli vor.

Von (fast) Null auf „Richtgeschwindigkeit“ in viereinhalb Monaten – der bisherige Zinsanhebungszyklus der Fed war der steilste seit den frühen 1980er Jahren. Lag das Leitzinsniveau Anfang März noch bei 0,25 %, stehen wir nach der gestrigen Anhebung um 0,75 % nun bei 2,50 %. Dies entspricht nach herrschender Meinung dem „neutralen“ Niveau, bei welchem Inflation und Konjunktur weder stimuliert noch eingebremst werden. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte, dass weitere Leitzinsanhebungen kommen werden, aber „irgendwann“ („at some point“) werde eine Verlangsamung der geldpolitischen Straffung angemessen sein. Ähnlich dem Wortlaut der EZB in der vergangenen Woche will die Fed fortan „von Meeting zu Meeting“ entscheiden, in welchem Ausmaß die Zinsen jeweils angehoben werden. Es soll mithin keine „Erwartungssteuerung“ („forward guidance“) über die Größe des nächsten Zinsschrittes gegeben werden.

Für den weiteren Leitzinspfad der Fed erscheinen nun sämtliche Optionen offen zu sein. Große Schritte, kleine Schritte, bis auf 3,50 % oder darüber hinaus – all das wird davon abhängen, wie sich die Datenlage zur Konjunkturentwicklung, zum Arbeitsmarkt und natürlich zur Inflation entwickeln wird. Fed-Beobachter sind sich uneins, ob das Gesamtpaket der gestrigen Ankündigungen eher auf eine Fortsetzung des steilen Zinsanhebungszyklus oder eher auf eine Verlangsamung hindeutete. Wir denken zum heutigen Zeitpunkt, dass auf der nächsten FOMC-Sitzung Ende September ein Zinsanhebung um „lediglich“ 50 Bp angemessen wäre. Die Marktteilnehmer fokussierten offensichtlich auf die vage Vorankündigung einer „langsameren Gangart“. Die Aktienmärkte verdoppelten in den Abendstunden ihre Tagesgewinne, der Nasdaq legte um mehr als 4 % und damit so stark wie seit über zwei Jahren nicht mehr zu. Die US Treasury-Kurve zeigte innerhalb ihrer Inversion eine Versteilerung, was wie der sich abschwächende US Dollar ebenfalls die Erwartung einer eher langsameren Gangart widerspiegelte.

Die wohlwollende Interpretation der Fed-Ankündigungen durch die Märkte schafft eine gute Grundlage für den Datenmarathon der kommenden zwei Tage. BIP-Daten, Inflationszahlen, Stimmungsindikatoren und eine kaum zu greifende Zahl an Quartalsberichten werden insbesondere die gestrige Kurserholung an den Aktienmärkten auf eine harte Probe stellen. Die amerikanische Volkswirtschaft dürfte im zweiten Quartal ein kleines BIP-Wachstum geschafft haben. Gibt es doch ein Minus, wäre dies das zweite in Folge. Gemeinhin spricht man dann von einer „technischen Rezession“, gleichzeitig herrscht Konsens dahingehend, dass das Komitee zur Definition von Rezessionsphasen in den USA nicht von einer Rezession sprechen wird. Immerhin wurden sowohl im ersten wie auch im zweiten Quartal jeweils deutlich mehr als eine Million neue Jobs geschaffen. Die geringen BIP-Wachstumsdaten der ersten Jahreshälfte in den USA sind vor allem auf ein unglückliches Zusammentreffen der Veränderung volatiler Komponenten wie den Lagerbestandsveränderungen oder dem Außenhandel zurückzuführen.

Hierzulande gilt der Fokus den deutschen Inflationszahlen für Juni. Allgemein wird eine etwas niedrigere Inflationsrate (7,4 % nach 7,6 % im Juni) bei allerdings anhaltend hohem Preisdruck in den Details erwartet. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen hat seine Preisdaten bereits heute früh vorgelegt. Der Monatsanstieg um 1,1 % (Jahresrate: 7,8 %) lässt allerdings vermuten, dass die bundesweiten Zahlen (Veröffentlichung um 14 Uhr) höher ausfallen werden als erwartet. Weitere Daten von Interesse sind heute die wöchentlichen jobless claims in den USA und die Verbraucherstimmung in der Eurozone. Dazu stehen heute weit über 100 Unternehmensberichte (S&P 500 und STOXX Europe 600) auf dem Kalender.

Die Aktienmärkte starten behauptet (USA) bzw. fester (Europe) in den Handel, der Bundmarkt tendiert mutmaßlich infolge der NRW-CPI-Zahlen schwächer, EUR-USD steigt wieder auf über 1,02 und die europäischen Gas- und Strompreise scheinen sich auf hohem Niveau zu stabilisieren. Da auch morgen wieder ein eng getakteter Tag vor uns steht, sollten wir vielleicht weniger von einem Datenmarathon, als vielmehr von einem Mega-Marsch durch die Zahlenflut sprechen…

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