MÄRKTE EUROPA/Wenig verändert - "Ein Markt für Stockpicker"
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Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones) - An den europäischen Aktienmärkten hat sich am Dienstag keine einheitliche Tendenz durchgesetzt. Der DAX konnte sich mit einem Minus von 0,1 Prozent auf 18.716 Punkte knapp behaupten, MDAX und SDAX zogen dagegen deutlich an. Dabei profitierten allerdings auch sie vor allem von ausgewählten Einzelwerten. "Gesamtmarktstrategien sind fehl am Platz", so ein Marktteilnehmer. "Das ist ein Markt für Stockpicker", ergänzte er. Der Euro-Stoxx-50 zeigte sich kaum verändert bei 5.080 Punkten.
Bei den Einzelwerten gab es starke Ausschläge in beide Richtungen, ausgelöst durch eine weitere Flutwelle in der Berichtssaison zum ersten Quartal. Bei den Branchenindizes hielten sich Gewinner und Verlierer die Waage: An der Spitze lag der Autoindex, der um 1,3 Prozent zulegte. Die USA haben Details zu den Zöllen auf chinesische Produkte veröffentlicht, die Zölle auf Elektroautos werden auf 100 Prozent vervierfacht.
Eine kurze Delle von den US-Erzeugerpreisen konnte der DAX wieder ausgleichen. Sie sind im April deutlich stärker gestiegen als erwartet. Allerdings wurden der März-Wert sogar ins Minus revidiert, und als viel wichtiger gelten ohnehin die Verbraucherpreise, die am Mittwoch anstehen.
Der Euro erholte sich weiter, die Renditen zogen etwas an. Die deutsche Inflationsrate im April lag trotz der Mehrwertsteuererhöhung bei Erdgas bei unveränderten 2,2 Prozent und damit nur knapp über dem Ziel der EZB. Damit sollte auch der unerwartet deutlicher Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen Zinssenkungen in der Eurozone nicht im Weg stehen, hieß es am Markt.
Bei Autos besteht nun zwar die Gefahr, dass China mit den Exporten nach Europa ausweicht. Zudem befürchten Marktteilnehmer Gegenmaßnahmen und damit eine weitere Runde im Handelskrieg. Zunächst blieb der Markt aber optimistisch: Ein Händler meinte, die europäische Politik könnte die Branche schützen, auch wenn das bei den Konzernen nicht überall auf Gegenliebe stoßen würde. Zudem stützten auch Dividendenkäufe aufgrund der hohen Renditen die Kurse in der Branche. Im DAX stiegen VW um 2,6 Prozent, Porsche AG um 1,7 Prozent, Porsche Holding um 1 Prozent, BMW um 0,8 Prozent und Mercedes-Benz um 1,4 Prozent.
Delivery Hero mit Befreiungsschlag - Uber übernimmt Taiwan-Geschäft
Delivery Hero hat einen Käufer für sein Liefergeschäft unter der Marke Foodpanda in Taiwan gefunden. Die Aktie schoss um 26,3 Prozent nach oben. "Über den Rückzug aus Asien wurde bereits seit längerem gesprochen, um sich auf lukrativere Märkte oder Segmente zu konzentrieren", so ein Marktteilnehmer. Uber übernimmt das Geschäft für 950 Millionen Dollar und beteiligt sich zudem mit knapp 3 Prozent über eine Kapitalerhöhung im Volumen von 278 Millionen Euro an Delivery Hero.
Kurseinbruch bei Brenntag
Brenntag brachen um 8,2 Prozent ein. Der Chemikalienhändler ist noch etwas schwächer als befürchtet in das Jahr gestartet. Gewinnseitig wurde die Markterwartung in den ersten drei Monaten verfehlt und Brenntag sieht das operative Ergebnis 2024 nur noch am unteren Ende der im März genannten Bandbreite.
Rheinmetall verloren nach Erstquartalszahlen 2,7 Prozent. Die Umsätze wie auch die Ergebnisseite lagen unter den Erwartungen. Jedoch war der Auftragseingang mit 3,9 Milliarden Euro besser als die erwarteten 3 Milliarden Euro.
Bayer schlossen nach einer Achterbahnfahrt 0,5 Prozent im Minus. Der Gewinnanstieg und der bestätigte Ausblick für das Gesamtjahr zeigten Fortschritte bei der Turnaround-Strategie von Bayer, so die Analysten von Barclays. Mit besonderer Spannung warten Marktteilnehmer darauf, ob Bayer die Glyphosat-Risiken in eine Tochter auslagert und diese dann insolvent gehen wird. Druck dazu kommt laut Marktteilnehmern auch von der Fondsindustrie. Ob das juristisch einwandfrei wäre, gilt allerdings als umstritten.
Als insgesamt im Rahmen der Erwartungen liegend bewertete RBC die Geschäftszahlen von Hannover Rück (-3,5%). Allerdings habe sich das Kranken- und Lebensversicherungsgeschäft schwächer als erwartet entwickelt.
Nordex sehr fest - Verbio und Nagarro haussieren
Im MDAX ging es für Nordex nach den Zahlen zum ersten Quartal um 4,1 Prozent aufwärts. Die Analysten von Jefferies sprachen von starken Zahlen. Solide Projektabwicklung und ein qualitativ hochwertiger Auftragsbestand seien die Haupttreiber.
Cancom stiegen um 7 Prozent. Der IT-Dienstleister hat im ersten Quartal mehr umgesetzt als erwartet und die Jahresprognose bekräftigt. Als positiv wurde im Handel der Ausblick von Verbio eingestuft, der Kurs schnellte um 9,9 Prozent nach oben. Der Biokraftstoffhersteller erwartet eine deutliche Ergebnisverbesserung für das Schlussquartal. Das dritte Quartal litt dagegen unter dem Rückgang der Preise für Bioethanol sowie Biodiesel und enttäuschte leicht.
Sehr positiv kam bei dem IT-Dienstleister Nagarro (+22,8%) die Margenentwicklung an. Sie spreche für eine gute Geschäftsentwicklung mit Preissetzungsmacht.
Traton fielen um 4,3 Prozent. Ausgelöst worden ist die jüngste Abgabewelle von Berichten, VW könnte den Anteil abbauen und dafür in den kommenden Wochen Aktien im Wert von bis zu 1 Milliarde in den Markt geben. Erste Sondierungen Richtung institutionelle Investoren habe es gegeben. "Ein Paket-Verkauf wäre allerdings nicht nur negativ, weil dann der Streubesitz deutlich steigen würde", so ein Marktteilnehmer. Aktuell hält VW noch knapp 90 Prozent an der Nutzfahrzeugtochter.
Vodafone besser als gedacht
Etwas besser als erwartet sind laut Citi die Geschäftszahlen von Vodafone (+4,7%) ausgefallen. Dass das operative Ergebnis weiter unter Druck stehe, sei aus Marktsicht keine Überraschung. Positiv hoben die Analysten die niedriger als erwarteten Restrukturierungskosten hervor.
Alcon schnellten um 7,5 Prozent nach oben. Das starke erste Quartal des Spezialisten für Augenheilkunde wurde laut UBS positiv aufgenommen, auch weil die Prognose nicht wie befürchtet gesenkt wurde.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn* Euro-Stoxx-50 5.080,29 +1,33 +0,0% +12,4% Stoxx-50 4.522,41 -6,50 -0,1% +10,5% Stoxx-600 521,65 +0,79 +0,2% +8,9% XETRA-DAX 18.716,42 -25,80 -0,1% +11,7% FTSE-100 London 8.428,13 +13,14 +0,2% +9,1% CAC-40 Paris 8.225,80 +16,52 +0,2% +9,1% AEX Amsterdam 910,63 -1,28 -0,1% +15,7% ATHEX-20 Athen 3.561,61 -11,64 -0,3% +14,1% BEL-20 Bruessel 3.968,81 -11,77 -0,3% +7,0% BUX Budapest 68.864,24 -53,31 -0,1% +13,6% OMXH-25 Helsinki 4.693,87 +33,95 +0,7% +2,9% ISE NAT. 30 Istanbul 11.082,84 +161,97 +1,5% +38,2% OMXC-20 Kopenhagen 2.727,26 +1,44 +0,1% +19,4% PSI 20 Lissabon 6.871,86 +47,68 +0,7% +8,2% IBEX-35 Madrid 11.239,30 +87,30 +0,8% +11,3% FTSE-MIB Mailand 35.151,42 +335,51 +1,0% +14,6% OBX Oslo 1.325,03 -0,81 -0,1% +11,0% PX Prag 1.555,77 -2,41 -0,2% +10,0% OMXS-30 Stockholm 2.632,85 +8,10 +0,3% +9,8% WIG-20 Warschau 2.557,21 +10,11 +0,4% +9,1% ATX Wien 3.722,29 +35,68 +1,0% +7,0% SMI Zuerich 11.784,07 +15,99 +0,1% +5,8% *bezogen auf Schlusskurs vom Vortag DEVISEN zuletzt +/- % Di, 08:31 Mo, 17:03 % YTD EUR/USD 1,0816 +0,2% 1,0784 1,0798 -2,1% EUR/JPY 169,31 +0,5% 168,75 168,43 +8,8% EUR/CHF 0,9810 +0,1% 0,9794 0,9791 +5,7% EUR/GBP 0,8595 +0,0% 0,8590 0,8599 -0,9% USD/JPY 156,53 +0,2% 156,50 155,99 +11,1% GBP/USD 1,2584 +0,2% 1,2554 1,2555 -1,1% USD/CNH (Offshore) 7,2418 +0,0% 7,2431 7,2395 +1,7% Bitcoin BTC/USD 61.671,39 -1,9% 61.727,10 62.767,98 +41,6% ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 77,77 79,12 -1,7% -1,35 +7,2% Brent/ICE 82,30 83,36 -1,3% -1,06 +7,6% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 29,705 29,71 0% 0 -11,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 2.347,12 2.336,77 +0,4% +10,35 +13,8% Silber (Spot) 28,34 28,23 +0,4% +0,12 +19,2% Platin (Spot) 1.031,64 1.000,98 +3,1% +30,66 +4,0% Kupfer-Future 5,07 4,80 +5,5% +0,26 +28,7% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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