MÄRKTE EUROPA/Uneinheitlich - "Ein Markt für Stockpicker"
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Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones) - An den europäischen Aktienmärkten setzt sich am Dienstagnachmittag weiterhin keine einheitliche Tendenz durch. Der DAX kann sich mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 18.714 Punkte knapp behaupten, MDAX und SDAX ziehen dagegen deutlich an. Dabei profitieren allerdings auch sie vor allem von ausgewählten Einzelwerten. "Gesamtmarktstrategien sind fehl am Platz", so ein Marktteilnehmer. "Das ist ein Markt für Stockpicker", ergänzt er. Der Euro-Stoxx-50 zeigt sich kaum verändert bei 5.078 Punkten.
Bei den Einzelwerten gibt es starke Ausschläge in beide Richtungen, ausgelöst vor allem durch eine weitere Flutwelle in der Berichtssaison zum ersten Quartal. Bei den Branchenindizes halten sich Gewinner und Verlierer die Waage: An der Spitze liegt der Autoindex, der um 1,2 Prozent zulegt. Die USA haben nun Details zu den Zöllen auf chinesische Produkte veröffentlicht, die Zölle auf Elektroautos werden auf 100 Prozent vervierfacht.
Eine kurze Delle von den US-Erzeugerpreisen hat der DAX wieder ausgeglichen. Sie sind im April deutlich stärker gestiegen als erwartet. Allerdings wurden der März-Wert sogar ins Minus revidiert, und als viel wichtiger gelten ohnehin die Verbraucherpreise, die am Mittwoch anstehen.
Der Euro erholt sich ebenfalls und steht am Tageshoch, der Bund-Future kann einen Teil seiner Verluste wettmachen. Die deutsche Inflationsrate im April liegt trotz der Mehrwertsteuererhöhung bei Erdgas bei unveränderten 2,2 Prozent und damit nur knapp über dem Ziel der EZB. Damit sollte auch ein unerwartet deutlicher Anstieg der ZEW-Konjunkturerwartungen Zinssenkungen in der Eurozone nicht im Weg stehen, heißt es am Markt.
Bei den Autos besteht nun zwar die Gefahr, dass China mit den Exporten nach Europa ausweicht. Zudem befürchten Marktteilnehmer Gegenmaßnahmen und damit eine weitere Runde im Handelskrieg. Zunächst bleibt der Markt aber optimistisch: Ein Händler meint, die europäische Politik könnte die Branche schützen, auch wenn das bei den Konzernen nicht überall auf Gegenliebe stößt. Zudem stützten auch Dividendenkäufe aufgrund der hohen Renditen die Kurse in der Branche. Im DAX steigen VW um 2,9 Prozent, Porsche AG um 1,7 Prozent, Porsche Holding um 0,8 Prozent, BMW um 1,2 Prozent und Mercedes-Benz um 1,4 Prozent.
Delivery Hero mit Befreiungsschlag - Uber übernimmt Taiwan-Geschäft
Delivery Hero hat einen Käufer für sein Liefergeschäft unter der Marke Foodpanda in Taiwan gefunden. Die Aktie schießt um 24 Prozent nach oben. "Über den Rückzug aus Asien wurde bereits seit längerem gesprochen, um sich auf lukrativere Märkte oder Segmente zu konzentrieren", so ein Marktteilnehmer. Uber übernimmt das Geschäft für 950 Millionen Dollar und beteiligt sich zudem mit knapp 3 Prozent über eine Kapitalerhöhung im Volumen von 278 Millionen Euro an Delivery Hero.
Kurseinbruch bei Brenntag
Brenntag brechen um 8,9 Prozent ein. Der Chemikalienhändler ist noch etwas schwächer als befürchtet in das Jahr gestartet. Gewinnseitig wurde die Markterwartung in den ersten drei Monaten verfehlt und Brenntag sieht das operative Ergebnis 2024 nun nur noch am unteren Ende der im März genannten Bandbreite.
Rheinmetall verlieren nach Erstquartalszahlen 2,9 Prozent. Die Umsätze wie auch die Ergebnisseite liegen unter den Erwartungen. Allerdings ist der Auftragseingang mit 3,9 Milliarden Euro besser als die erwarteten 3 Milliarden Euro.
Bayer notieren nach einer Achterbahnfahrt nun weitgehend unverändert. Der Gewinnanstieg und der bestätigte Ausblick für das Gesamtjahr zeigten Fortschritte bei der Turnaround-Strategie von Bayer, so die Analysten von Barclays. Mit besonderer Spannung warten Marktteilnehmer darauf, ob Bayer die Glyphosat-Risiken in eine Tochter auslagert und diese dann insolvent gehen wird. Druck dazu kommt laut Marktteilnehmern auch von der Fondsindustrie. Ob das juristisch einwandfrei wäre, gilt allerdings als umstritten.
Als insgesamt im Rahmen der Erwartungen liegend bewertet RBC die Geschäftszahlen von Hannover Rück (-3,5%). Allerdings habe sich das Kranken- und Lebensversicherungsgeschäft schwächer als erwartet entwickelt.
Nordex sehr fest - Verbio und Nagarro haussieren
Im MDAX geht es für Nordex nach den Zahlen zum ersten Quartal um knapp 6 Prozent aufwärts. Die Analysten von Jefferies sprechen von starken Zahlen. Solide Projektabwicklung und ein qualitativ hochwertiger Auftragsbestand seien die Haupttreiber.
Cancom steigen um 6,4 Prozent. Der IT-Dienstleister hat im ersten Quartal mehr umgesetzt als erwartet und die Jahresprognose bekräftigt.
Als positiv wird im Handel der Ausblick von Verbio eingestuft, der Kurs schnellt um 8,8 Prozent nach oben. Der Biokraftstoffhersteller erwartet eine deutliche Ergebnisverbesserung für das Schlussquartal. Das dritte Quartal litt dagegen unter dem Rückgang der Preise für Bioethanol sowie Biodiesel und enttäuschte leicht.
Sehr positiv kommt bei dem IT-Dienstleister Nagarro (+20%) die Margenentwicklung an. Sie spreche für eine gute Geschäftsentwicklung mit Preissetzungsmacht.
Traton fallen um 4,1 Prozent. Veranlasst worden ist die jüngste Abgabewelle von Berichten, VW könnte den Anteil abbauen und dafür irgendwann in den kommenden Wochen Aktien im Wert von bis zu 1 Milliarde in den Markt geben. Erste Sondierungen Richtung institutionelle Investoren habe es gegeben. "Ein Paket-Verkauf wäre allerdings nicht nur negativ, weil dann der Streubesitz deutlich steigen würde", so ein Marktteilnehmer. Aktuell hält VW noch knapp 90 Prozent an der Nutzfahrzeugtochter.
Vodafone besser als gedacht
Etwas besser als erwartet sind laut Citi die Geschäftszahlen von Vodafone (+3,4%) ausgefallen. Dass das operative Ergebnis weiter unter Druck stehe, sei aus Marktsicht keine Überraschung. Positiv heben die Analysten die niedriger als erwarteten Restrukturierungskosten hervor.
Alcon schnellen um gut 8 Prozent nach oben. Das starke erste Quartal des Spezialisten für Augenheilkunde wird laut UBS positiv aufgenommen, auch weil die Prognose nicht wie befürchtet gesenkt wurde.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 5.078,43 -0,0% -0,53 +12,3% Stoxx-50 4.525,27 -0,1% -3,64 +10,6% DAX 18.714,28 -0,2% -27,94 +11,6% MDAX 27.209,76 +1,4% 385,82 +0,3% TecDAX 3.417,60 +0,6% 19,97 +2,4% SDAX 15.040,72 +1,0% 144,89 +7,7% FTSE 8.434,95 +0,2% 19,96 +9,1% CAC 8.223,71 +0,2% 14,43 +9,0% Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 2,52 +0,02 -0,05 US-Zehnjahresrendite 4,46 -0,03 +0,58 DEVISEN zuletzt +/- % Di, 08:31 Mo, 17:03 % YTD EUR/USD 1,0816 +0,2% 1,0784 1,0798 -2,1% EUR/JPY 169,12 +0,3% 168,75 168,43 +8,7% EUR/CHF 0,9798 -0,0% 0,9794 0,9791 +5,6% EUR/GBP 0,8598 +0,1% 0,8590 0,8599 -0,9% USD/JPY 156,37 +0,1% 156,50 155,99 +11,0% GBP/USD 1,2579 +0,2% 1,2554 1,2555 -1,1% USD/CNH (Offshore) 7,2366 -0,0% 7,2431 7,2395 +1,6% Bitcoin BTC/USD 61.754,82 -1,8% 61.727,10 62.767,98 +41,8% ROHÖL zuletzt VT-Settlem. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 78,69 79,12 -0,5% -0,43 +8,5% Brent/ICE 82,98 83,36 -0,5% -0,38 +8,5% GAS VT-Settlem. +/- EUR Dutch TTF 30,025 29,71 +1,1% +0,32 -11,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 2.351,18 2.336,77 +0,6% +14,41 +14,0% Silber (Spot) 28,60 28,23 +1,3% +0,38 +20,3% Platin (Spot) 1.021,57 1.000,98 +2,1% +20,60 +3,0% Kupfer-Future 4,88 4,80 +1,5% +0,07 +24,8% YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
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