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15:49 Uhr, 14.12.2023

MÄRKTE EUROPA/DAX nur kurz über 17.000 Punkte - EZB ernüchtert

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FRANKFURT (Dow Jones) - Weiter gut gelaunt zeigen sich Europas Börsen am Donnerstagnachmittag. Der Zinsentscheid der EZB konnte zwar nicht mit der taubenhaften US-Notenbank mithalten, wurde aber dennoch positiv registriert. Die EZB ließ den Leitzins wie erwartet unverändert. Er soll datenabhängig hoch bleiben. Allerding sieht die EZB Abwärtsrisiken für die Wirtschaft, was auch hier Raum für Zinsfantasien gibt.

Für einen Paukenschlag am Vorabend hatte die Fed gesorgt: Sie war den Markthoffnungen deutlich entgegengekommen und hat bereits drei Zinssenkungen avisiert. Damit ist der erhoffte Pivot, der obere Wendepunkt der Zinsen, signalisiert worden. Der DAX sprang am Morgen kurz über die 17.000er-Marke und kommt seitdem mit Gewinnmitnahmen etwas zurück.

Der DAX steigt aktuell noch um 0,1 Prozent auf 16.781 Zähler, der Euro-Stoxx-50 um 0,3 Prozent auf 4.546 Punkte.

In Hausse-Stimmung zeigen sich alle zinsempfindlichen Branchen wie Immobilien mit Kursgewinnen bis fast 8 Prozent bei Vonovia. Leidtragende sind unter anderem Versicherer, die sichere Zinserträge wünschen. Hier geht es bis über 4 Prozent abwärts wie bei Hannover und Münchener Rück.

Der Euro springt nach oben auf 1,095 Dollar. Da die EZB zurückhaltender agiert als die bei der Inflationsbekämpfung weiter fortgeschrittene Fed, setzen die Märkte auf eine Ausweitung der Zinsdifferenz zu den USA. Das stützt den Euro.

   Fed sorgt für Paukenschlag - EZB beruhigt 

Zum EZB-Entscheid meint Ulrike Kastens, Volkswirtin von Vermögensverwalter DWS für Europa, die Kommunikation sei unverändert geblieben, aber die Wachstumsrisiken stiegen. Wie erwartet habe die EZB den Zins unverändert gelassen und betont, die Leitzinsen müssten weiter auf dem derzeitig hohen Niveau bleiben, um das Inflationsziel von 2 Prozent zu erreichen. "Dies kann als eine Absage gegen die aktuell sehr optimistischen Zinssenkungserwartungen des Marktes gewertet werden", kommentiert Kastens.

Auch die Notenbanken von England und Norwegen äußerten sich deutlich zurückhaltender als die US-Kollegen. Denn die US-Ankündigung war eine "geldpolitische Sensation", wie Eckhard Schulte, Chef des Vermögensverwalters MainSky Asset Management, kommentiert. Dies sei eine 180-Grad-Wende ihrer Politik. Die Notenbank habe den sogenannten Pivot, also den Wendepunkt in den Leitzinsen, nun offiziell gemacht und die Märkte auf Zinssenkungen um insgesamt 75 Basispunkte 2024 eingestellt. Zudem habe sie ihre Inflationsprognosen gesenkt.

Die Fed wolle bald aus der in ihren Augen restriktiven Geldpolitik aussteigen und in schnellen Schritten zum neutralen Zins zurückkehren. Die inflationären Störungen durch die Corona-Pandemie sehe sie nur als temporär an. Daher war "mit dieser Übererfüllung der Weihnachtswünsche der Investoren in keinem Fall zu rechnen", schließt Schulte. Der Aufwärtstrend an den Börsen sollte weiterlaufen.

   Rally bei Zinsprofiteuren - Vivendi mit Aufspaltungsplänen 

Die Erwartung von Zinssenkungen im kommenden Jahr rückt die Gewinner und Verlierer dieser Politik in den Fokus: Die Versicherer sind als Anleihekäufer in Europa mit 1,5 Prozent die Verlierer-Branche. Auch bei südeuropäischen Banken gibt es kräftige Gewinnmitnahmen.

Ganz oben bei den Gewinnern stehen die Immobilien-Aktien. Der Stoxx-Real-Estate-Index springt um 5,8 Prozent nach oben. Darauf folgen die Branchen Bau und Rohstoffe mit um die 3 Prozent Plus.

In Rallylaune zeigen sich auch Solar- und andere EEG-Werte. Zum einen gibt es Hoffnung, dass sich die Bundesregierung teilweise an ihre Förderzusagen hält, zum anderen stützen auch hier die Zinsperspektiven in Form sinkender Investitionskosten. Denn der Umsatz von Solaranlagen korreliert stark mit der Neubau-Tätigkeit. SMA Solar springen über 9 Prozent, Wacker Chemie um 5,3 Prozent, Siemens Energy im DAX knapp über 10 Prozent und in der Schweiz Meyer Burger um 10 Prozent.

   Starke Nachrichten aus Einzelunternehmen kommen dazu 

Vivendi springen in Paris über 9 Prozent. Der Mischkonzern prüft eine Abspaltung der TV-Sparte Canal+, des Werbegeschäfts Havas und der Investmentgesellschaft mit der Mehrheitsbeteiligung an der Lagardère-Gruppe. Die Börse betrachtet Einzelteile immer als werthaltiger als ein Konglomerat.

Für Air France-KLM geht es nach neuen Langfristzielen um 7,6 Prozent nach oben. Die Airline hat auf dem Kapitalmarkttag den Ausblick bis 2026 bestätigt und will zwischen 2026 und 2028 eine operative Marge von über 8 Prozent erreichen. Barclays spricht von einem "signifikant positiven operativen Free Cashflow".

Unter Druck stehen Deutsche Telekom (-3,6%) und Deutsche Post (-0,8%). Händler verweisen auf Platzierungsspekulationen: Wie der "Spiegel" schreibt, will der Bund Anteile verkaufen, um so die "marode" Bahn zu retten.

Deutz steigen um 8,4 Prozent dank eines Zukaufs von Rolls-Royce. Deutz übernimmt deren Vertriebs- und Serviceaktivitäten für Industriemotoren bis 480 kW. Deutz erwartet dadurch einen zusätzlichen Umsatz von 300 Millionen Euro pro Jahr und eine höhere Marge. Bei Morphosys geht es nach einer Kapitalerhöhung fast 5 Prozent tiefer.

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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.545,65        +0,3%       15,46     +19,8% 
Stoxx-50                4.074,86        +0,0%        0,09     +11,6% 
DAX                    16.781,35        +0,1%       15,30     +20,5% 
MDAX                   27.227,50        +3,0%      799,85      +8,4% 
TecDAX                  3.324,18        +1,3%       42,05     +13,8% 
SDAX                   13.555,90        +3,7%      481,51     +13,7% 
FTSE                    7.650,64        +1,4%      102,20      +1,3% 
CAC                     7.590,64        +0,8%       59,42     +17,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,12                    -0,05      -0,45 
US-Zehnjahresrendite        3,94                    -0,08      +0,06 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:17  Mi, 18:25    % YTD 
EUR/USD                   1,0982        +1,0%      1,0895     1,0792    +2,6% 
EUR/JPY                   155,60        +0,3%      154,49     156,61   +10,9% 
EUR/CHF                   0,9526        +0,5%      0,9484     0,9455    -3,8% 
EUR/GBP                   0,8614        -0,0%      0,8624     0,8614    -2,7% 
USD/JPY                   141,68        -0,6%      141,81     145,11    +8,1% 
GBP/USD                   1,2748        +1,0%      1,2634     1,2527    +5,4% 
USD/CNH (Offshore)        7,1227        -0,2%      7,1443     7,1829    +2,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                42.560,50        -1,0%   42.816,01  42.066,28  +156,4% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  71,88        69,47       +3,5%      +2,41    -6,4% 
Brent/ICE                  76,69        74,26       +3,3%      +2,43    -5,6% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 35,525        35,70       -0,5%      -0,18   -57,7% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             2.046,89     2.027,73       +0,9%     +19,16   +12,2% 
Silber (Spot)              24,15        23,83       +1,4%      +0,33    +0,8% 
Platin (Spot)             953,17       939,00       +1,5%     +14,17   -10,8% 
Kupfer-Future               3,89         3,79       +2,7%      +0,10    +2,1% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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