Kommentar
10:10 Uhr, 14.08.2024

Macht die Art einer Zinssenkung einen Unterschied?

Zinsen können auf viele Arten gesenkt werden. Ein Faktor ist etwa die Höhe der ersten Zinssenkung. Dabei heißt es nicht unbedingt, dass eine größere Zinssenkung besser ist.

Anleger freuen sich auf die erste Zinssenkung und auch wenn viele gar nicht so genau wissen, wieso eigentlich, haben sie mit der Freude recht. Betrachtet man, wie sich der S&P 500 im Durchschnitt nach einer Zinssenkung entwickelt, ist das Fazit positiv. Der Aktienmarkt legt tendenziell zu, nachdem er ein Jahr vor der Zinssenkung stagnierte (Grafik 1).

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Der Verlauf 2024 zeigt den S&P 500 seit dem 18. September 2023. Annahme ist, dass die Fed am 18. September 2024 den Zins zum ersten Mal senkt. Bis dahin vergehen noch einige Wochen und wie die vergangenen zwei gezeigt haben, kann auch in kurzer Zeit viel geschehen. Wir können noch nicht mit Sicherheit sagen, um welche Art der Zinssenkung es sich handeln wird. Es gibt aber eine Ahnung.


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Der Kursverlauf der vergangenen elf Monate ist ansteigend. Senkt die Fed den Zins, weil eine Rezession nahe ist, fällt der Aktienmarkt vor der ersten Zinssenkung. Danach können Aktien zwar wieder zulegen, doch wie sie es tun, hängt von der Höhe der ersten Zinssenkung ab. Je größer der erste Schritt ausfällt, desto volatiler ist der Aufwärtstrend und desto weniger gewinnt der Markt (Grafik 2).

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Eine Rezession sehe ich aktuell nicht aufziehen. Die Fed wird den Zins also unter anderen Bedingungen senken. Sie senkt den Zins, weil sie kann bzw. eine weiche Landung erreichen will, nicht weil sie es ganz dringend muss. In diesen Fällen tendiert der Markt bereits lange vor der Zinssenkung aufwärts und setzt seinen Aufwärtstrend danach einfach fort (Grafik 3).

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Die Vorkommnisse, in denen der Zins um zunächst 25 Basispunkte gesenkt wurde, sind rar. Der Einbruch, den die Zeitreihe in Grafik 3 zeigt, ist daher stark vom Crash 2020 geprägt. Als die Fed den Zins 2019 senkte, war eine Rezession nicht absehbar. Kurz vor der Pandemie wuchs die Wirtschaft mit mehr als 3 %. Daher wird die Zinssenkung 2019 dem Fall zugeordnet, dass die Fed den Zins nicht wegen einer nahen Rezession senkte.

Man gewinnt den Eindruck, dass jede Zinssenkung ein Gewinn ist. Es mag in einigen Fällen volatiler zugehen als in anderen, doch der Markt scheint immer zu steigen. Das ist das Problem mit Durchschnitten. Grafik 4 zeigt die Fälle, in denen keine Rezession folgte. Den Zinssenkungen in den 60er-Jahren folgte auf Jahressicht einmal ein Verlust und einmal ein minimaler Gewinn.

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Diese Zeit ist lange vorüber. Was die Notenbank von heute von der damaligen unterscheidet, ist die Kommunikation. Damals wurde schlichtweg nicht kommuniziert. Durch Kommunikation ist dem Aktienmarkt viel geholfen. Das garantiert zwar keine Kursgewinne, macht sie aber wahrscheinlicher. Gleichzeitig deutet der bisherige Kursverlauf an, dass Anleger von einer weichen Landung ausgegangen sind. Von der kurzen Verunsicherung in den zurückliegenden Wochen abgesehen, ist dies nach wie vor das wahrscheinlichste Szenario.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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