Kommentar
16:51 Uhr, 05.08.2013

Machen Nachrichten Kurse oder andersherum?

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Zwischen eingefleischten Chartanalysten und überzeugten „Fundamentalisten“ gibt es häufig heftige Dispute, durchaus auch bei uns in der Redaktion. Die „Charties“ interessieren sich in der Regel nur für den Kursverlauf und verneinen oft die Ursächlichkeit fundamentaler Nachrichten für eine Kursbewegung. Die Fundis dagegen sehen es eher anders rum.

In der Tat lässt sich die Kausalität nicht ermitteln. Der einzige unmittelbare Grund für Kursveränderungen ist eine Änderung in der Nachfrage-/Angebotsstruktur. Das ganz konkrete Anlegerverhalten, Käufe und Verkäufe, sorgt also für Plus/Minus an den Märkten. Das ist eigentlich eine banale Feststellung, muss aber dennoch immer wieder betont werden.

Die Auseinandersetzung kann man mit Extrema versehen. Das eine lautet: Nachrichten machen Kurse (Fundis). Soll bedeuten: Anleger orientieren sich ganz überwiegend z.B. an Wirtschaftdaten, Quartalszahlen etc. Das andere Extrem heißt: Kurse machen Nachrichten (Charties). Das geht soweit, dass Journalisten manchmal Erklärungen nahezu erfinden (womöglich unbewusst), was bei volatilem Handel dazu führen kann, dass dieselbe News am selben Tag sowohl für fallende als auch steigende Kurse als Erklärung dienen muss. Was stimmt denn nun?

Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Es gibt beide Phänomene, und auch Mischungen daraus. Ganz akut am Beispiel der K+S-Aktie lässt sich wohl nur unter schweren Verrenkungen abstreiten, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen den Neuigkeiten aus Russland (den Ankündigungen des Konkurrenten Uralkali, das Exportkartell zu verlassen und die Produktionsmenge auszuweiten ) und dem rapiden Kursverfall der Aktie. Dass die Presse diese Meldung nur als Erklärungsversuch nutzt, um den Kursverfall zu erklären, wirkt schlicht nicht glaubwürdig.
Auf der anderen Seite muss man sich schon sehr häufig fragen, ob dem einen oder anderen Journalisten einfach nichts Besseres eingefallen ist, wenn eine mehr als fragwürdige Nachricht eine Kursbewegung angeblich erklären soll.

Mit ein bisschen gesundem Menschenverstand und einer Hand voll Erfahrung wird es Ihnen als Anleger und Marktbeobachter aber nicht schwerfallen, die logischen von den lächerlichen Erklärungen zu separieren.

Generell kann ich Ihnen raten, weder nur auf Fundamental-noch ausschließlich auf technische Analyse zu setzen. Die gesunde Mischung macht´s, wobei Sie es auch nicht übertreiben sollten. Zuviel Komplexität kann der Qualität ihrer Einschätzung sogar schaden. Die alte Börsianer-Regel KISS (Keep it simple. Stupid) hat schon ihre Berechtigung, wobei man das „Stupid“ gerne auch weglassen kann.

Ihr
Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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