Kommentar
11:04 Uhr, 08.12.2017

Lithium und Kobalt: Das neue Gold?

Lithium und Kobalt sind gefragt. Das liegt nicht zuletzt an der Revolution auf der Straße. Ohne diese beiden Rohstoffe fährt kein Elektroauto.

Vergangene Woche erregte ein Bericht Aufmerksamkeit, der es sogar in die Nachrichten schaffte. Bestimmte Rohstoffe sind knapp, vor allem Lithium und Kobalt. Die deutsche Industrie warnt vor einer Knappheit, insbesondere, wenn deutsche Unternehmen bei der Elektrorevolution dabei sein sollen.

Ein Elektroauto braucht eine Batterie. Das sind für gewöhnlich Lithium-Ionen-Batterien. Diese benötigen Lithium und Kobalt. Diese beiden Rohstoffe sind bei weitem nicht die einzigen, die in Elektroautos gebraucht werden, erhalten derzeit aber die größte Aufmerksamkeit.

Die Großbank UBS machte dazu im Frühsommer 2017 ein Gedankenexperiment und berechnete, um wie viel Prozent sich die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen verändern würde, wenn ab morgen nur noch Elektroautos herumführen. Die Nachfrage nach Lithium würde um den Faktor 29 ansteigen. Bei Kobalt wäre es ein Faktor von 19, bei Seltenen Erden ein Faktor von 6,5, bei Graphit von 5 und Nickel von 2. Auch Kupfer und Mangan profitieren, jedoch nicht in überproportionalen Ausmaßen.

Der Nachfrageschub wird gigantisch sein – langfristig zumindest. Weder heute noch morgen werden nur Elektroautos produziert. Der Prozess wird sich Jahrzehnte hinziehen. Um die Nachfrage bedienen zu können, muss trotzdem heute reagiert werden.

Die globale Lithiumproduktion befindet sich seit langem im Aufwind (Grafik 1). Bisher konnte sie mit der Nachfrage mithalten. 2017 und 2018 gibt es jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Defizit. Das zeigt sich auch im Preis, der sich in den letzten Jahren vervielfacht hat.

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Bei Kobalt sieht die Sache nicht anders aus. Der Preis vervielfachte sich innerhalb von nur zwei Jahren, obwohl die Produktion ständig steigt. Es ist nicht der erste Zyklus, den Kobalt mitmacht. Seit den 70er Jahre gab es bisher drei ausgeprägte Bullenmärkte. Der vierte läuft.

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Bei Lithium werden die Produktionskapazitäten gerade stark ausgeweitet. Bis 2019 wird es aller Voraussicht nach ein so hohes Angebot geben, dass es die Nachfrage deutlich übersteigt. Als Anleger muss man sich daher gut überlegen, ob man auf diesen Zug noch aufspringen will.

Die Lage erinnert ein bisschen an den Boom bei Seltenen Erden. Diese tragen zwar das Wort selten im Namen, doch selten sind sie nicht. Es gab lediglich ein kurzfristiges Angebotsdefizit, welches die Preise explodieren ließ. Als es der Hype und die Angst um das Angebot in die Medien schaffte, war die Party auch schon wieder vorbei. Die Preise kollabierten, teils um 90 %.

Ich gehe nicht davon aus, dass wir eine solche Bewegung bei Lithium sehen werden. Das Aufwärtspotenzial sehe ich dennoch als begrenzt an. Der Zyklus dürfte hier bereits am Ende sein. Bei Kobalt ist es noch nicht soweit. Hier besteht das Problem, dass ein Großteil des Angebots aus dem Kongo stammt, einem Land welches man nicht gerade als stabil bezeichnen kann. Es wird dauern bis Kobalt in größeren Mengen auch in anderen Ländern gefördert wird. Hier kann der Aufwärtstrend noch eine Zeit lang bestehen bleiben.

Insgesamt ist der Rohstoffhype wegen der Elektroautos meiner persönlichen Ansicht nach bereits im Endstadium. Langfristig, also 10-15 Jahre, sind diese Rohstoffe sicherlich ein gutes Investment. Kurz- und mittelfristig wäre ich vorsichtig. Die Goldgräberstimmung ist zwar jetzt, aber Stimmung alleine macht aus Lithium und Kobalt auch kein Gold.

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3 Kommentare

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    Ja, ja, die Ivanhoe. Mal wieder. Kann mich noch gut daran erinnern, dass sie auch schon vor Jahren wie die Sau durchs Dorf getrieben wurde........

    Eine eierlegende Wollmichsau?????

    Viel Spass damit

    22:57 Uhr, 08.12. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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