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17:16 Uhr, 08.05.2024

Lindner: Deutschland darf Chancen von KI nicht verpassen

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat die Chancen von Künstlicher Intelligenz (KI) für die weitere Wirtschaftsentwicklung betont und gewarnt, Deutschland dürfe den Fortschritt hier nicht verpassen. "Künstliche Intelligenz darf nicht schon wieder ein technologischer Quantensprung sein, der an Deutschland vorüberzieht", sagte Lindner beim "OMR Festival 2024" in Hamburg. Seine Sorge seien nicht die negativen Folgen von KI für die Gesellschaft. "Meine Hauptsorge ist, dass Deutschland ... wieder eine Innovation verschläft, und dazu dürfen wir es nicht kommen lassen - nicht schon wieder", betonte der FDP-Chef.

"Künstliche Intelligenz verändert alles grundlegend mit einem enormen Tempo", sagte Lindner. Die eigentliche Frage sei, "was kann Künstliche Intelligenz für uns tun? Also wie nutzen wir sie wirklich als ein Tool?" Lindner betonte, er verkenne nicht die Risiken wie Deepfake, autonome Künstliche Intelligenzen, die die Kapitalmärkte destabilisierten oder autonome Entscheidungsprozesse, etwa beim Militär. "Ich kenne auch die Risiken, aber auf der anderen Seite gibt es eben enorme Chancen auf mehr Produktivität, die Menschen zu befreien, auch vielleicht von lästiger Arbeit." Es sei die Chance, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu erschließen, durch Künstliche Intelligenz Energienetze besser zu steuern und dadurch Beiträge zum Ressourcen- und zum Klimaschutz zu leisten.

Die Voraussetzungen in Deutschland seien gar nicht so schlecht. "Wir haben sehr viele Patente in diesem Bereich, wir haben auch viel Forschungstätigkeit", betonte der Finanzminister. Auf der anderen Seite habe Deutschland einen Mittelstand und eine Industrie, die im internationalen Vergleich hoch automatisiert seien, "nicht mit KI, aber bereits automatisiert". Deutschland habe also im Prinzip Know-how und auch eine Wirtschaft, die aufgrund ihres Automatisierungsgrades einen nächsten Schritt mit KI gehen könnte. "Allein noch hebt das nicht ab", sagte Lindner. "Noch passiert dort zu wenig und andere sind schon wieder dabei, schneller zu werden, während wir noch damit beschäftigt sind, überhaupt zu verstehen, was passiert."

Die wesentlichen Treiber, damit KI wirklich zu einem Wachstumsmotor in Deutschland werden könne, seien Digitalisierung, ein Mentalitätswechsel gegenüber Unternehmern, bessere Bedingungen für Investitionen, die Schaffung einer Kapitalmarktkultur und die Überwindung von "Intoleranz, Ausgrenzung und Alltagsrassismus", die "Gefährdungen unseres Wohlstands" seien. Zum Kapitalmarkt kündigte der Finanzminister an, in diesem Jahr müsse "das Zukunftsfinanzierungsgesetz 2.0" kommen, mit dem die Regierung dafür sorge, dass beispielsweise die großen Versicherungen und Versorgungskassen direkt in Wachstumsunternehmen investieren könnten.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

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