Kommentar
13:35 Uhr, 14.04.2008

Lieber „olle Kamellen“ als „junges Gemüse“

Erwähnte Instrumente

  • HVB Revival Bonus Zertifikat
    Aktueller Kursstand:  

In der Finanzbranche ist es nicht anders als in der Konsumgüterindustrie. Neue Modelle und Ausstattungen werden mit markigen Sprüchen an Mann oder Frau gebracht und das „Neue“ stets als das bessere Produkt dargestellt, obwohl die Realität oft anders aussieht. Leider fallen viele Kunden allzu oft auf diese eigentlich recht simple Marketingmasche der Anbieter herein und tauschen vielfach sogar gerne Altbewährtes gegen Neues ein. Kein Wunder, dass sich auch im Zertifikatebereich häufig bereits existierende Produkte identifizieren lassen, die Neuemissionen locker in den Schatten stellen.

Dabei verspricht das neue, noch in Zeichnung befindliche Revival Bonus-Zertifikat der Commerzbank auf den Euro STOXX 50 immerhin einen Bonus von 23 Prozent bis zum Ende der dreijährigen Laufzeit im Mai 2011, wenn der europäische Leitindex bis dahin niemals um 35 oder mehr Prozent in die Knie gehen sollte. Sicherlich gibt es mit dieser recht bescheidenen Ausstattung aktuell sogar im eigenen Hause weitaus attraktivere Bonuspapiere, allerdings ist da ja noch das „Zuckerl“, der zusätzliche Revival-Mechanismus, der das Papier in Anbetracht der kaum einschätzbaren weiteren Entwicklung an den weltweiten Börsen bei einer durchaus möglichen Schwellenverletzung in der Folgezeit mit einer Partizipationsrate von 150 Prozent ab diesem Niveau ungebremst nach oben katapultieren würde. Doch dafür muss es dann nach einem Absturz von insgesamt fast 50 Prozent gegenüber dem Höchststand des vergangenen Jahres auch erst einmal wieder deutlich nach oben gehen, um den zugeschalteten „Turbo“ überhaupt entfalten zu können. Ein Szenario, das zwar durchaus möglich erscheint und in keiner Weise gegen den Aufhol-Mechanismus als solches spricht. Allerdings kann die Ausstattung des neuen Produktes der „Gelben“ dem mittlerweile schon zwei Jahre alten, an dieser Stelle bereits vorgestellten „Revival“-Klassiker der HypoVereinsbank nicht das Wasser reichen, der bei einem Brief-Kurs von 90,90 Euro und einem Puffer von fast 37 Prozent aktuell eine Bonusrendite von stolzen 54 Prozent (Rückzahlung 140 Euro) aufweist. Zwar läuft das Produkt der „Münchner“ auch noch 14 Monate länger bis Juli 2012, der Renditeunterschied ist mit weit über dem Doppelten und einem aus aktueller Sicht noch leicht größeren Barrierenabstand aber nicht von der Hand zu weisen. Außerdem beträgt die Aufholpartizipation beim HVB-Papier 200 statt „nur“ 150 Prozent bei den „Commerzbänkern“, ein im Falle eines Falles erheblicher Vorteil.

Wie das Beispiel zeigt, sollte der Anleger Neuemissionen immer kritisch unter die Lupe nehmen und durchaus mit bereits bestehenden Produkten vergleichen, da diese nicht zuletzt aufgrund der bereits verstrichenen Laufzeit häufig das bessere Chance-/Risiko-Profil aufweisen.

Der Börse Go Tipp:

Investoren, die dem unverkennbaren Charme des Revival-Mechanismus erliegen und etwas Geduld mitbringen, greifen hier wohl eindeutig zum „alten“ HVB-Produkt. Allerdings würde eine gewisse Blutauffrischung auch diesem Segment nicht schaden und die Konditionen sicher verbessern.

65%/123% Euro STOXX 50 150% Revival-Bonus-Zertifikat

Emittent/WKN:

Commerzbank / CB14Z1

Laufzeit:

09.05.2011

Preis: (in Zeichnung: 03.04.08-30.04.08)

Ausgabepreis: 100 € zzgl. 1 € Agio

2324,6/5424,05 Euro STOXX 50 200% Revival-Bonus-Zertifikat

Emittent/WKN:

HypoVereinsbank / HV1A54

Laufzeit:

06.07.2012

Preis: (14.04.08)

Geld / Brief: 90,00 € / 90,90 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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