Kommentar
09:14 Uhr, 22.11.2013

Leuchtende Zukunft - der Megamarkt OLED

Smartphones und Tablet-Computer sind nicht nur auf einem Siegeszug, sie haben auch vieles revolutioniert. Nun fällt der Startschuss, diese Produkte selbst zu revolutionieren. Auf die Technologie musste lange gewartet werden. Jetzt ist der Tipping Point erreicht und die Rally kann beginnen.

Erwähnte Instrumente

Gigantisches Wachstumspotential

Der Markt, um den es geht, hat ein jährliches Wachstumspotential von 50%. Das ist mehr als z.B. der 3D-Druck Markt derzeit aufweisen kann. Es geht dabei um sogenannte organische Leuchtdioden. Das klingt zugegebenermaßen nicht besonders revolutionär oder spannend. Die Bezeichnung der Technologie soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich alles, was einen Bildschirm hat, stark wandeln kann (und wird). Der Markt für Bildschirme ist enorm groß. Man denke nur an die Zahl von verkauften Computern, Tablets, Smartphones, Fernsehern usw. Organische Leuchtdioden können grundsätzlich alle Technologien, die derzeit für Produkte mit Bildschirm verwendet werden, ersetzen.

Der Markt für Displays mit organischen Leuchtdioden (OLED – Organic Light Emitting Diode) weist derzeit ein starkes, lineares Wachstum aus. Die erste Grafik zeigt die Entwicklung von 2010 bis 2012 und die Prognosen bis 2018. Dargestellt ist die Marktgröße für AMOLED (Active-Matrix OLED) Bildschirme. Der Markt explodiert derzeit förmlich. Grund dafür ist u.a. die Adaption der Technologie durch Samsung, die ihre Smartphones und Tablets mit diesen Displays ausstatten.

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Dargestellt ist ebenfalls ein Marktsegment, welches wohl erst 2015 so richtig loslegen wird. Es handelt sich dabei um den Markt für flexible Displays. Mit der bisher verwendeten Technologie war es sehr schwierig und sehr teuer geschwungene Bildschirme herzustellen. OLED ermöglicht nicht nur geschwungene Bildschirme sondern auch flexible Displays. Ersteres ist insofern revolutionär als dass bisher alle Produkte wie Smartphones und Fernseher eine bestimmte Form haben mussten – nämlich eine gerade Fläche. In Zukunft können all diese Produkte wieder andere Merkmale durch die Form bekommen. Bisher unterscheiden sich Smartphones rein vom Design in Punkten wie runde Kanten oder flache Kanten (Samsung oder Apple Fans mögen mir diese profane Einschätzung nachsehen). Die Möglichkeiten für Design sind in Zukunft fast unbegrenzt.

Der zweite Punkt, flexible Displays, sind die eigentliche Revolution. Ein Bildschirm ist derzeit noch starr. Zukünftig ist es möglich, einen Bildschirm zu verbiegen. Möglich machen das biegbare Materialien, die die Dioden einkapseln. Das ist bereits möglich und erste Prototypen gibt es. Bis jeder sein Tablet falten kann, vergeht allerdings noch etwas Zeit. Dennoch: die Aussichten, dass herkömmliche Produkte wie Smartphones in Zukunft mit OLED funktionieren, ebenso wie Fernseher und andere Geräte mit Bildschirm, stimmt zuversichtlich. Es wird Jahre dauern, bis alte Technologie (vor allem LCD) substituiert wurde. Aber gerade darin liegt das enorme Wachstumspotential der kommenden Jahre. Ist das erst einmal gelungen kann sich das Wachstum fortsetzen, indem neue Anwendungen wie flexible Displays Marktreife erlangen. Stellt sich nur noch die Frage, weshalb Unternehmen wie Samsung auf OLED setzen sollen und nicht auf LCD.

Die Technologie

Die genaue Funktionsweise ist fast schon nebensächlich. Die Frage ist vielmehr, ob die Vorteile von OLEDs so groß sind, dass sie bestehende Technologie ersetzten können. Der Trend deutet darauf hin. Ein Vorteil ist der sehr hohe Kontrast, den OLEDs liefern. Das ist vor allem für Fernseher wichtig. Der Kontrast ist besser als bei LCD Geräten. Das liegt daran, wie OLEDs und LCDs funktionieren. OLEDs leuchten nur bei Farben. Ist etwas schwarz, wird kein Licht emittiert. LCDs funktionieren wie Filter. Die Lichtemission lässt sich nicht komplett abschalten.

Die Funktion der Farbdarstellung hilft nicht nur bei der Frage nach Kontrast, sondern auch bei der Frage nach Effizienz. LCDs emittieren immer, also auch bei schwarzem Hintergrund. Das tun OLEDs nicht. Der Energiebedarf ist daher geringer. Das ist gerade für mobile Geräte wichtig, da Akkus länger halten. Für stationäre Geräte wie Fernseher oder „halbmobile“ Geräte wie Laptops ist der Aspekt des Energiebedarfs ebenfalls wichtig. Nicht nur, weil die Geräte weniger Energie brauchen und damit „grüner“ sind, sondern auch, weil OLEDs de facto keine Wärme emittieren.

Durch die Eigenschaften der Dioden und der Art, wie die Displays gebaut werden können, ist es möglich, viel dünnere Displays herzustellen. Im Extremfall reicht eine ganz dünne Schicht, die die Dioden umgibt. Die Dicke eines solchen Displays beträgt dann weniger als einen Millimeter. Das wird das Gewicht von Endgeräten deutlich verringern können. Insgesamt wird das nicht nur der Verbraucher schätzen, weil er weniger Gewicht mit sich herumtragen muss. Es spart auch Material und bringt Kostenvorteile. Die eigentliche Herstellung von OLED Displays ist noch vergleichsweise teuer. Die Kosten verringern sich allerdings von Jahr zu Jahr sehr stark. In nicht allzu ferner Zukunft sollten OLEDs auch hier Vorteile bringen.

Ein weiterer Vorteil ist die Reaktionszeit der Bildschirme. Diese ist viele hundert Mal schneller als die von LCD Bildschirmen. Ob die schnellere Reaktionszeit für Menschen noch wahrnehmbar ist, wage ich zu bezweifeln, aber schaden wird es nicht. Was durchaus schaden kann, sind einige noch ungeklärte Fragen. So ist die Lebensdauer der Dioden noch begrenzt oder zumindest kürzer als Lichtemittenten der aktuellen Generation.

Ein weiterer Nachteil von OLEDs liegt in deren Natur. Es handelt sich um organische Materialien, die entsprechend empfindlich auf Sauerstoff oder Wasser reagieren. OLEDs müssen daher vor diesen Stoffen geschützt werden. Das erfordert die Einkapselung der Dioden. Bisher wird dies vor allem mit unflexiblen Materialien gemacht, weil diese sich besser dazu eignen. Die Technologie kann ja theoretisch für biegbare Bildschirme verwendet werden, nur fehlt noch die optimale Einkapselung.

Beide Nachteile, die Lebensdauer und die Einkapselung, sind technische Probleme, die nicht unlösbar sind. Este Fortschritte werden gemacht. Es ist also lediglich eine Frage der Zeit bis LCD Displays eigentlich keinen Vorteil gegenüber OLEDs mehr bieten. Damit kann im Laufe der Zeit – theoretisch zumindest – der gesamte LCD Markt von OLEDs übernommen werden.

Investitionsmöglichkeiten

Der OLED Markt beginnt gerade erst mit dem eigentlichen Wachstum. Noch ist der Kuchen, der verteilt werden kann, nicht wirklich groß. Das wird sich in den kommenden Jahren aber radikal ändern. Investitionsmöglichkeiten gibt es entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Nicht alle davon sind allerdings wirklich attraktiv. Im Bereich der Bildschirmproduktion gibt es nur wenige Unternehmen, die rein auf OLED spezialisiert sind. Wer Aktien dieser Unternehmen kauft, kauft auch andere Bereiche, die vielleicht weniger Potential haben. Zudem wird der Markt auch von einigen großen Playern dominiert, die aufgrund ihrer Kapitalausstattung einen maßgeblichen Vorteil haben. Zu den Großunternehmen gehören etwa LG, Kyocera, Hyuandai und Epson. Sich hier als kleines Unternehmen durchzusetzen ist nicht leicht. Auch der Markt für Maschinen, die zur Herstellung gebraucht werden, wird von Unternehmen wie Aixtron, Applied Materials, Canon, Konica Minolta und Manz maßgeblich dominiert.

Es bleibt damit vor allem ein Segment: Forschung, Entwicklung, Material und Patente. In der ersten Grafik habe ich auch die Marktgröße für Materialien dargestellt. Das Segment wirkt im Vergleich eher klein. Es wächst aber am stärksten und das Wachstum beschleunigt sich anstatt zu sinken. In diesem Segment sticht vor allem ein Unternehmen hervor: Universal Displays. UD betreibt drei Geschäftsbereiche. Der größte, mit etwa zwei Drittel Anteil, ist die Herstellung und Vermarktung von Materialien, die gebraucht werden, um OLEDs überhaupt herzustellen. Der zweite Bereich besteht aus der Vergabe von Lizenzen. UD hält mehr als 3.000 Patente und beantragt ständig neue. Lizenzgebühren machen etwa ein Viertel des Umsatzes aus. Der Rest kommt aus der Entwicklung von Technologie für andere Unternehmen und Service.

Obwohl die OLED Technologie per se nicht neu ist, erreicht sie nun nach Jahrzehnten der Forschung ihren Durchbruch. Das zeigt sich besonders eindrücklich in der Umsatz und Gewinnentwicklung von UD. Das Unternehmen wurde 1994 gegründet. Erst 2001 betrug der Umsatz über 1 Mio. USD. Bis 2008 wuchs das Unternehmen, aber nicht schnell genug, um die Verluste wettzumachen. Seit 2009 beschleunigt sich das Wachstum und pendelt derzeit zwischen 40 und 100% pro Jahr. 2011 machte UD zum ersten Mal Gewinn. Mit Ende 2013 sollte sich der Gewinn in diesen drei Jahren mehr als verneunfacht haben. Das sind Wachstumsraten, die äußerst selten vorkommen.

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Auch für die Zukunft bin ich zuversichtlich. Im Markt für Materialien hat das Unternehmen einen Anteil von über 15%. Man kann an UD also nicht vorbei. Auch die hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung zahlen sich aus. Größter Lizenznehmer ist derzeit Samsung. Vom erwarteten Gesamtumsatz 2013 von 144 Mio. USD kommen 40 Mio. aus Lizenzgebühren. Einziger Nachteil daran ist, dass diese 40 Mio. fast ausschließlich von Samsung stammen. UD ist damit stark abhängig von einem Lizenznehmer.

Das derzeitige Tempo, mit dem das Unternehmen weitere Patente anmeldet, wird es in Zukunft allerdings immer schwieriger für andere Unternehmen machen, an UD vorbeizukommen. Ermunternd ist auch die Entwicklung des Marktes für Materialien. Behält das Unternehmen seinen Marktanteil, kann der Umsatz von 144 Mio. USD heute auf eine knappe Milliarde bis Ende des Jahrzehnts ansteigen. Das klingt schön, ist aber nicht ganz ohne Risiko. Die Aktie reflektiert bereits einen Teil dieser Fantasie. Das Unternehmen ist mit einem KGV von 70 nicht gerade ein Schnäppchen. Bewahrheitet sich allerdings nur die Hälfte des Wachstums bis Ende des Jahrzehnts, dann kann sich das KGV ruhig vierteln und die Aktie müsste sich noch immer verdreifachen. Kurzfristig muss die Aktie nachhaltig über 38,2 USD ansteigen. Dann kann sie Richtung alter Hochs bei 65 USD laufen.

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Universal Display steht ganz oben auf meiner persönlichen Watchlist. Es ist aber nicht das einzige Unternehmen, welches von diesem Megatrend profitieren wird. Auch diese lohnt es sich zu verfolgen. Das tue ich auf meinem neuen Expertendesktop:

http://go.guidants.com/#c/clemens_schmale

Viel Erfolg

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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