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17:35 Uhr, 25.07.2022

Gazprom drosselt Gas-Lieferungen ab dem 27. Juli - MLIV Pulse-Umfrage: Fed wird Wirtschaft in Rezession treiben

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  • ifo: Deutschland steht an der Schwelle zur Rezession
  • Russland: Turbine wird in Pipeline Nord Stream 1 eingebaut
  • Yellen: Sorgen vor Rezession in USA unbegründet
  • Lawrow: Streben Regimewechsel in der Ukraine an
  • DIHK: Firmen verringern Produktion wegen Energiepreisen
  • T-Mobile US zahlt sich frei

Markt

  • Der Leitindex DAX begann die neue Handelswoche schwächer, drehte im Verlauf ins Plus, die Meldung geringerer russischer Gas-Lieferungen sorgte am Nachmittag aber wieder für ein Abtauchen in den roten Bereich. Zuletzt notierte der Index um 0,3 Prozent tiefer bei 13.220 Punkten. Untermauert wurde die Vorsicht der Anleger durch ifo-Daten. So trübte sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Juli deutlich ein. Die neue Woche steht laut Analysten der Credit Suisse ganz im Zeichen der US-Notenbank. Die Federal Reserve gibt am Mittwoch aller Wahrscheinlichkeit nach die nächste Leitzinserhöhung bekannt. Erwartet wird von den meisten Marktbeobachtern eine weitere Anhebung um 0,75 Prozentpunkte. Am Markt hierzulande stand der überraschende Führungswechsel bei Volkswagen im Fokus.

Chartanalysen & Artikel des Tages

Unternehmen & Branchen

  • Der russische Energieriese Gazprom kündigte am Montag an, dass er eine weitere Turbine der Gaspipeline Nord Stream 1 für Wartungsarbeiten anhält, was zu einer merklichen Verringerung des Gasflusses führen wird. Aufgrund des Turbinenstopps werde die tägliche Produktionskapazität in der russischen Portovaya-Kompressorstation ab dem 27. Juli auf 33 Mio. Kubikmeter Gas pro Tag reduziert, teilte der Konzern mit. Damit fließen dann nur noch 20 Prozent der üblichen Kapazität durch die wichtigste Versorgungsleitung nach Deutschland. Die Ankündigung von geringeren russischen Lieferungen hat den Erdgas-Preis in Europa deutlich steigen lassen. Der als richtungweisend geltende Terminkontrakt TTF an der Energiebörse in den Niederlanden kletterte am Montag bis auf 175 Euro je Megawattstunde. Das ist ein Plus von 7,7 Prozent gegenüber Freitag.
  • Der Mobilfunkanbieter T-Mobile US will mit einer Zahlung nach einem großen Hackerangriff Nutzerklagen beilegen. 350 Mio. Dollar sollen in einen Fonds für klagende US-Kunden fließen, wie aus der Vereinbarung hervorgeht. Weitere 150 Mio. Dollar sollen demnach in diesem und im kommenden Jahr für die Verbesserung der Cybersicherheit ausgegeben werden. Als Opfer der Online-Attacke von 2021 waren laut Gerichtsunterlagen 76,6 Mio. US-Einwohner betroffen.
  • Der US-Elektroautohersteller Tesla hat seinen jüngsten 10-Q-Bericht vorgelegt, der auch ein Update zum Wert der Bitcoin-Bestände enthielt. Das Unternehmen gab an, dass in den ersten sechs Monaten 2022 eine Wertminderung in Höhe von 170 Mio. Dollar auf den Buchwert der Bitcoin-Bestände vorgenommen wurde, zugleich in diesem Zeitraum ein Gewinn von 64 Mio. Dollar aus Bitcoin-Verkäufen verzeichnet worden war.
  • Der US-Betreiber von Selfstorage-Anlagen, Public Storage, hat eine Sonderdividende von 13,15 Dollar jeAktie angekündigt. Die Ausschüttung steht im Zusammenhang mit dem Verkauf von PS Business Parks an Tochtergesellschaften von Blackstone für 7,6 Mrd. Dollar. Public Storage war der größte Aktionär von PS Business Parks, dessen Verkaufstransaktion letzte Woche abgeschlossen wurde.
  • Der US-Grillhersteller Weber hat im Rahmen vorläufiger Zahlen seine Dividende ausgesetzt und den Ausblick zurückgezogen. Das Unternehmen führt eine langsame Kundennachfrage in allen Schlüsselmärkten und schwache Auslandswährungen als Gründe an.
  • Siemens Energy hat dem russischen Staatskonzern Gazprom kanadische Dokumente übergeben, die die Reparatur und den Transport einer Turbine für die Gaspipeline Nord Stream 1 ermöglichen. Die Turbine könnte in den nächsten Tagen transportiert werden. Nach russischen Angaben wird die gewartete Turbine unmittelbar nach Eingang in die Pipeline Nord Stream 1 eingebaut, wie der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, vor der Presse betonte. Die Turbine werde installiert, nachdem alle Formalitäten abgeschlossen seien. „Und das Gas wird in den entsprechenden Mengen gepumpt, den Mengen, die technologisch möglich sind."
  • Laut dem Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, befinden sich die deutschen Speicher „endlich wieder auf einem ordentlichen Einspeicherpfad“. Der Füllstand (Stand 23. Juli) liege bei 65,91 Prozent. „Jetzt gilt es, die 75 % Quote zum 1.9. zu schaffen,“ schrieb Müller. Auch der Gasimporteur Uniper habe die Ausspeicherung, also die Entnahme von Gas, beendet.
  • Am Freitag nach Börsenschluss hatte der Volkswagen-Konzern überraschend mitgeteilt, dass Vorstandschef Herbert Diess Anfang September sich nach sieben Jahren an der Spitze aus seinem Amt verabschiedet und von Porsche-Chef Oliver Blume abgelöst wird. Der Aufsichtsrat beschloss zudem, dass Blume seine Aufgabe bei Porsche fortführen und im operativen VW-Tagesgeschäft von VW-Finanzchef Arno Antlitz unterstützt werden soll. Nach Informationen der dpa stand Blume als Kronprinz in der Reserve. Er gelte als hochtalentierter Manager und sei ein Mann der ruhigen Töne - in der Kommunikation wie in der Planung. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, der das Land im Aufsichtsrat vertritt, zollte Diess Respekt. Er habe den Anstoß für wesentliche neue Vorhaben gegeben. Über Blume sagte Weil: „Ich bin zuversichtlich, dass er den Konzern mit Umsicht und Weitblick im Team mit dem Vorstand, in guter Kooperation mit dem Betriebsrat und mit sehr viel Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen wird." Diess wird, so ein Bericht der dpa unter Berufung auf Konzernkreisen, auch nach seinem Abtritt weiter für das Unternehmen tätig sein. Der 63-Jährige bleibe als Berater zunächst regulär bis zum Vertragsende im Herbst 2025 und werde weiterbezahlt, erfuhr die dpa.
  • Der Agrarkonzern BayWa hat sein Gewinnziel für 2022 erhöht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll in diesem Jahr um bis zu zwei Drittel auf 400 bis 450 Mio. Euro steigen, wie die BayWa am Montag mitteilte. Zuletzt hatte das Unternehmen maximal 320 Mio. angepeilt. Einen Großteil davon sollte die Erneuerbare-Energien-Sparte BayWa r.e. beisteuern. In den ersten sechs Monaten hat BayWa das Ebit auf 328,5 Mio. Euro mehr als verdoppelt.
  • Fast jedes sechste Industrie-Unternehmen will laut einer DIHK-Umfrage unter 3.500 Unternehmen wegen der deutlich gestiegenen Energiekosten weniger herstellen. 16 Prozent der Betriebe fahren demnach ihre Produktion zurück. Circa 25 Prozent dieser Unternehmen hätten das nach eigenen Angaben bereits umgesetzt, weitere 25 Prozent seien dabei, es umzusetzen. Der Rest plant entsprechende Schritte.
  • Deutschlands zweitgrößter privater Immobilienkonzern LEG stimmt die Mieter auf härtere Zeiten ein. „Ich glaube, dass in der derzeitigen Kriegssituation der Bevölkerung in Deutschland klargemacht werden muss, dass jetzt Verzicht angesagt ist. Und das wird ein Wärmeverzicht sein - das muss man klar politisch aussprechen", sagte LEG-Chef Lars von Lackum dem "Handelsblatt".
  • Der Autozulieferer Schaeffler will den schwedischen Antriebshersteller Ewellix übernehmen, um seine Industriesparte zu stärken. Der Auto- und Industriezulieferer zahlt rund 582 Mio. Euro für die zum Investment-Unternehmen Triton gehörende Tochtergesellschaft, wie Schaeffler am Sonntag mitteilte. Der Kauf soll nach Zustimmung der Behörden bis zum Jahresende vollzogen sein. Für dieses Jahr rechnet Ewellix mit einem Umsatz von mehr als 250 Mio. Euro.
  • Der Personalplanungs-Softwareanbieter Atoss Software hat für das erste Halbjahr ein Umsatzwachstum von 17 Prozent auf 53,6 Mio. Euro ausgewiesen. Als operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben wie im Vorjahr 26 Prozent hängen. Hier belasteten unter anderem höhere Personalkosten und Investitionen. Unter dem Strich erzielte Atoms einen Gewinn von 8,3 Mio. Euro und damit ebenfalls genauso viel wie ein Jahr zuvor. Die Jahresziele bestätigte das Management.
  • Der Billigflieger Ryanair hat im ersten Geschäftsquartal bis Ende Juni einen Nettogewinn von 188 Mio. Euro erzielt, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Ein Jahr zuvor war noch ein Verlust von 273 Mio. Euro verbucht worden. Der Umsatz versiebenfachte sich auf 2,6 Mrd. Euro. Zu einer Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr sieht sich das Management aufgrund vieler Unsicherheiten jedoch weiterhin nicht in der Lage.
  • Die Credit Suisse plant laut der „Sonntagszeitung“ weitere Kostensenkungsmaßnahmen. Die Großbank erwäge ein „neues, großes Sparpaket", schreibt die Zeitung. Derzeit liefen Beratungen zwischen der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat. Dem Vernehmen nach seien die Verhandlungen über die erneuten Sparmaßnahmen schon weit fortgeschritten, heißt es „Der Kostenapparat ist für die Erlösmöglichkeiten der Bank zu groß", zitiert die Zeitung einen weiteren Topmanager.
  • Der französische Ölkonzern Totalenergies will die Benzinpreise an seinen französischen Tankstellen weiter senken. Vom ersten September bis ersten November sollen sie demnach zum Weltmarktpreis um 0,20 Euro sinken, gefolgt von der Kürzung um 0,10 Euro bis zum Jahresende, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Zuletzt waren auch in Frankreich die Rufe nach einer Übergewinnsteuer für Energiekonzerne laut geworden, Finanzminister Bruno Le Maire hatte u. a. Totalenergies aufgefordert, mehr zu unternehmen, um den von steigenden Preisen geplagten Verbrauchern zu helfen.

Konjunktur & Politik

  • Die US-Regierung prüft die Lieferung von Kampfjets an die Ukraine. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte, dass es sich um „Sondierungsüberlegungen“ handelt. Bei den vorläufigen Prüfungen des Pentagons gehe es um Maschinen amerikanischer Bauart. Berücksichtigt werden müssten auch Faktoren wie die Ausbildung der Besatzungen, die Instandhaltung oder die Lieferung von Ersatzteilen - „eine ganze Versorgungskette" sei notwendig, um ein Flugzeug in der Luft zu halten.
  • Laut den Analysten von Morgan Stanley sind die mehrheitlich rückläufigen Rohstoffpreise der beste Echtzeit-Beweis, dass die Inflation wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht hat, der Fokus liegt jetzt aber auf Wachstum. Die jüngsten Rally könnte zumindest teilweise darin begründet sein, dass der Aktienmarkt auf einen Politikwechsel der Fed spekuliert, da die Zeit jetzt sehr knapp wird um die Wirtschaft vor einer Rezession zu retten.
  • In dieser Woche findet die fünfte Zinssitzung der US-Notenbank Fed in diesem Jahr statt. Die Chancen stehen gut, dass die Zinsen um weitere 75 Basispunkte erhöht werden. Damit würde der Zielsatz auf 2,5 Prozent steigen - ein Niveau, das auf dem Höhepunkt des letzten Zinserhöhungszyklus im Jahr 2019 erreicht wurde. Der ehemalige Finanzminister Lawrence Summers glaubt, dass die Fed noch viel mehr tun muss, um die Inflation unter Kontrolle zu bringen, und bezweifelt, dass eine Rezession vermieden werden kann. Optimistischer ist Finanzministerin Janet Yellen, die keine „breit angelegte Schwäche" in der Wirtschaft erkennen will und ihre Überzeugung zum Ausdruck brachte, dass die Fed in ihrem Kampf gegen die Inflation erfolgreich sein wird.
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Die US-Anleger sind skeptisch, dass die Fed die höchste Inflation seit vier Jahrzehnten eindämmen kann, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu treiben. Mehr als 60 Prozent der Befragten der jüngsten MLIV Pulse-Umfrage gaben an, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Fed den Preisdruck zügeln kann, ohne einen wirtschaftlichen Abschwung zu verursachen, gering oder gleich null ist, wie Bloomberg berichtet. Etwa zwei Drittel der Befragten erwarten, dass die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in den nächsten neun Monaten einen Höchststand von unter 3,7 Prozent erreichen wird. Die Umfrage wurde vom 18. bis 22. Juli durchgeführt.
  • Die US-Wirtschaft ist im Juni erneut unterdurchschnittlich gewachsen. Dies signalisiert der Chicago Fed National Activity Index (CFNAI), der bei minus 0,19 verharrte, wie die Federal Reserve Bank of Chicago mitteilte. Ein Stand unter Null signalisiert ein Wachstum unterhalb des langjährigen Trendniveaus.
  • Die Ukraine hat Luftabwehrpanzer des Typs Gepard aus Deutschland erhalten. Es ist die zweite Lieferung von schweren Waffen, die Deutschland an die Ukraine übergibt. „Heute sind offiziell die ersten drei Geparde eingetroffen", sagte Verteidigungsminister Olexij Resnikow am Montag. Dazu seien auch mehrere Zehntausend Schuss übergeben worden. Erwartet werden zwölf weitere Gepard-Panzer.
  • Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich merklich verdüstert. Dies signalisiert der aktuelle ifo Geschäftsklimaindex, der im Juli auf 88,6 Punkte zurückfiel, nach zuvor 92,2 Zählern. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2020. Die Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten erheblich schlechtere Geschäfte. Zudem waren sie weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Geschäftslage. „Hohe Energiepreise und drohende Gasknappheit belasten die Konjunktur, Deutschland steht an der Schwelle zur Rezession“, kommentierte ifo-Präsident Clemens Fuest. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Index stark gefallen. Der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate habe den höchsten Stand seit April 2020 erreicht, so das Institut. Das ziehe sich nahezu durch alle Industriebranchen. Im Dienstleistungssektor habe sich das Geschäftsklima sogar erheblich verschlechtert. Insbesondere die Erwartungen seien eingebrochen. Auch im Handel und im Bauhauptgewerbe fielen die Indikatoren zurück.
  • Russlands Außenminister Sergej Lawrow hält auch nach den Raketenangriffen auf die Hafenstadt Odessa die internationale Einigung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer weiterhin für gültig. Die Passage über einen Seekorridor solle von einem Kontrollzentrum in Istanbul überwacht werden, sagte Lawrow am Sonntag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo. Russische und türkische Streitkräfte würden gemeinsam auf dem offenen Meer für die Sicherheit der Schiffe sorgen, sagte Lawrow. „Und wenn die Schiffe in Richtung der ukrainischen Häfen fahren, um neue Lebensmittelladungen aufzunehmen, dann wird auch eine Kontrolle gewährleistet, die sicherstellt, dass niemand auf dem Weg in die ukrainischen Häfen Waffen dorthin bringt", sagte Lawrow. Moskau hat derweil die Raketenangriffe in der ukrainischen Hafenstadt Odessa eingeräumt und mit der Zerstörung von US-Waffen begründet. Die Raketen seien auf ein Schiffsreparaturwerk abgefeuert worden, teilte das Verteidigungsministerium am Sonntag mit. In dem Dock seien ein ukrainisches Kriegsschiff und ein Lager mit von den USA gelieferten "Harpoon"-Raketen zerstört worden, hieß es. Ungeachtet der Angriffe begannen Vorbereitungen zur Ausfuhr von Getreide aus Odessa. Russland ist vor fünf Monaten in die Ukraine einmarschiert.
  • US-Finanzministerin Janet Yellen sieht nicht in jedem Fall eine Rezession auf die USA zukommen. „Ich sage nicht, dass wir eine Rezession mit Sicherheit abwenden können", sagte Yellen am Sonntag dem TV-Sender NBC. „Aber ich denke, es gibt einen Pfad, der den Arbeitsmarkt robust hält und die Inflation senkt“, sagte sie. „Eine Rezession ist eine Wirtschaftsschwäche auf breiter Grundlage. Das sehen wir momentan nicht.“ Die US-Wirtschaft war im ersten Quartal auf Jahressicht um 1,6 Prozent geschrumpft. Für das zweite Quartal erwarten Ökonomen laut Reuters einen BIP-Anstieg um 0,4 Prozent.
  • Laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow strebt Russland den Sturz der ukrainischen Regierung an. „Wir helfen dem ukrainischen Volk auf jeden Fall, sich von dem absolut volks- und geschichtsfeindlichen Regime zu befreien", sagte Lawrow am Sonntag in Kairo. Das russische und ukrainische Volk würden künftig zusammenleben. Lawrow widerspricht damit früheren Aussagen der russischen Führung. Zuletzt hat sich der Ton im Kreml aber verschärft. Lawrow drohte vergangenen Mittwoch mit der Besetzung weiterer Gebiete auch außerhalb des Donbass. Angesichts der westlichen Waffenlieferungen und deren höherer Reichweite sei es nötig, die Kiewer Truppen weiter abzudrängen von den Gebieten Donezk und Luhansk im Osten der Ukraine. Der Widerspruch aus Kiew ließ nicht lange auf sich warten. Den Angriff auf die Ukraine könne nur jemand befehlen, der die wahre Geschichte des Volkes nicht kenne, konterte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntagabend. „Nur diejenigen, die die wahre Geschichte nicht kennen und ihre Bedeutung nicht spüren, konnten sich entscheiden, uns anzugreifen“, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. Jahrhunderte seien die Ukrainer unterdrückt worden und sie würden ihre Unabhängigkeit niemals aufgeben.
  • Großbritannien wirft der russischen Führung irreführende Aussagen zu neuen Kriegszielen in der Ukraine vor. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte zuletzt mit der Besetzung weiterer Gebiete in dem Land gedroht. „Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wahr", hieß es am Sonntag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums unter Berufung auf Geheimdienstinformationen. Russland habe seinen Krieg nicht ausgeweitet. Vielmehr sei es von Anfang an das Ziel der Invasion gewesen, auch andere Gebiete als die Volksrepubliken Luhansk und Donezk zu besetzen. Es sei realistisch, dass Lawrow mit seinen Äußerungen den Weg für Volksabstimmungen in weiteren Gebieten zu ebnen, hieß es von den Briten.
  • In der Debatte über eine Laufzeitverlängerung der verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland bröckelt der harte Widerstand in rot-grünen Teilen der Ampel-Regierung. SPD-Chefin Saskia Esken mahnte eine sachliche Herangehensweise an. „Wir sind an der Stelle nicht ideologisch unterwegs", sagte Esken am Montag im ZDF-Morgenmagazin. „Aber ganz klar ist auch: Alle Argumente, die bisher gegen die Atomkraft gesprochen haben und die dazu geführt haben, dass wir den Ausstieg beschlossen haben (...), die gelten ja weiterhin." Es sei immer noch keine Lösung gefunden für die Endlagerung des Atommülls, „und viele andere Fragen sind auch nicht geklärt“. Esken verwies auch auf den angekündigten neuen Stresstest zur Sicherheit der Stromversorgung: Das Wirtschaftsministerium werde jetzt nochmals prüfen, inwieweit Streckbetriebe und ähnliches hilfreich sein können. Ein Streckbetrieb würde bedeuten, dass die Leistung der Atomkraftwerke gedrosselt wird, damit sie mit den vorhandenen Brennstäben auch über das derzeit geplante Abschaltdatum hinaus weiterlaufen können. Bei der Prüfung, ob die Laufzeit der drei noch verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland verlängert werden soll, will Deutschland die Lage in Frankreich mit berücksichtigen. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Franziska Brantner (Grüne), sagte in der ARD-Tagesschau: „Wir werden bei dem jetzt ja stattfindenden Stresstest auch natürlich berücksichtigen, in welcher schwierigen Lage Frankreich gerade ist, weil eben dort sehr, sehr viele Atomkraftwerke nicht laufen. Das werden wir bei uns mit einbeziehen, damit wir im Zweifel auch solidarisch sein können." Die drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerke Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2 müssen nach geltendem Recht spätestens am 31. Dezember abgeschaltet werden. An der Nettostromerzeugung in Deutschland haben sie im laufenden Jahr einen Anteil von rund sechs Prozent.
  • EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert auch Länder mit geringer Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen dazu auf, Energie zu sparen. Auch Mitgliedstaaten, die kaum russisches Gas beziehen, können sich den Folgen eines möglichen Lieferstopps in unserem Binnenmarkt nicht entziehen", sagte sie der dpa. Die Volkswirtschaften in der EU seien eng miteinander verwoben. Eine Gaskrise beträfe in der einen oder anderen Form jeden Mitgliedstaat. „Deshalb ist es wichtig, dass alle Mitgliedstaaten die Nachfrage drosseln, dass alle mehr speichern und mit denjenigen Mitgliedern teilen, die stärker betroffen sind", ergänzte von der Leyen. Energiesolidarität sei ein Grundprinzip der europäischen Verträge.
  • Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hat betont, die hohe Inflation mit Entschlossenheit wieder unter Kontrolle zu bringen. „Wir werden die Leitzinsen so lange anheben, wie es erforderlich ist, um die Inflation auf unseren Zielwert zurückzuführen", schrieb Lagarde in einem Gastbeitrag für die Funke Mediengruppe. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflation von zwei Prozent an. „Die Inflation ist zu hoch“, schrieb Lagarde. Die hohe Teuerung sei zwar zu einem großen Teil auf Faktoren zurückzuführen, die Zentralbanken nicht kontrollieren könnten. „Wir können jedoch dafür sorgen, dass die Inflation nicht dauerhaft hoch bleibt." Der geldpolitische Rat der EZB sei „in der Entschlossenheit vereint, die Inflation mittelfristig wieder auf unseren Zielwert von zwei Prozent zurückzubringen.“
  • Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hat das neue geldpolitische Instrument der Europäischen Zentralbank (EZB) verteidigt. Bei dem Instrument TPI gehe es nicht um Hilfen für Regierungen einzelner Länder, sondern um die Wirksamkeit der geldpolitischen Transmission und die Sicherstellung von Preisstabilität. „Das ist unser Auftrag", sagte Nagel dem "Handelsblatt".

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