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15:44 Uhr, 26.11.2001

Lateinamerika: Argentiniens letzter Tango

Argentinien belastet die Börsen des Kontinents - Mexico wird von Threadneedle bevorzugt.
In Argentinien brennt weiter der Baum. Die Lösung der Finanzkrise des Landes läuft nur schleppend. Die jüngst in Angriff genommenen Umschuldungen allein werden bei weitem nicht reichen, das mit mehr als 130 Mrd. Dollar verschuldete Land zu sanieren.
4 Mrd. Dollar will die Regierung allein 2002 durch die Streckung von Schulden sparen, die in neuen Anleihen mit einem niedrigeren Kupon als vorher verbrieft sind. Die Sicherheiten, die der Staat seinen Gläubigern bietet, sind mehr als dürftig: Zukünftige Steuereinnahmen sollen herhalten - die sinken derzeit massiv. Dass die Gläubiger diesem Programm zugestimmt haben, war mehr erzwungen als gewollt: Nach Ansicht der Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hätte sonst der Staatsbankrott gedroht.
Noch sind ausländische Gläubiger, zum Beispiel die Inhaber der in Deutschland weit verbreiteten Euro-Anleihen des Landes, nicht in die Umschuldungsmaßnahmen einbezogen. Nach Ansicht von Experten wird das aber spätestens im kommenden Jahr der Fall sein. Was dann blüht, kann man an den aktuellen Kursen der Anleihen
schon ablesen. Allein mit Tilgungsstreckung und niedrigeren Kupons wird es nicht getan sein.
Die LBBW erwartet einen "Kapitalschnitt": Alte Anleihen würden in diesem Fall gegen neue getauscht, deren Nennwert geringer wäre und die mit einem niedrigeren Kupon ausgestattet sind. Die Quote liegt nach Ansicht der Analysten bei 50 Prozent. Im Klartext: Anleihen, die heute noch einen Nennwert von 1.000 Euro besäßen, müssten in Anleihen mit einem Nennwert von 500 Euro getauscht werden - die Hälfte des Geldes ist also
vernichtet. Die genauen Maßnahmen liegen allerdings noch im Dunkeln. Bei der internationalen Umschuldung wird das Land durch das who-is-who der Investmentbankenwelt beraten: Deutsche Bank Alex Brown, Merrill Lynch und Salomon Smith Barney sind mit von der Partie.
Dass sich in diesem Horrorszenario positive Stimmen auftun, liegt in den Eigenarten der Finanzmärkte begründet.
Die Börsen haben nach Expertenansicht die beschriebene Halbierung der Anleihe-Nennwerte schon eingepreist. Das dürfte daher nur kurz belasten - oder sogar für Freude an den Märkten sorgen. Mit solch einer Maßnahme - egal wie schmerzhaft sie für die Gläubiger ist - wäre Argentinien in der Lage, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu gelangen, glauben die LBBW-Analysten; daher kommt auch keine Verkaufsempfehlung für argentinische Anleihen.
Bleibt die Frage, wie sich die Argentinien-Krise auf andere Staaten Lateinamerikas auswirkt. Threadneedle ist optimistisch: Dominic Rossi, Director des Lateinamerika-Bereiches und Manager des Threadneedle Latin America Growth Fund, sieht es als "ermutigend" an, "wie gut die Märkte trotz der misslichen Lage in Argentinien abschnitten". Insgesamt seien die Befürchtungen der Investoren bezüglich Argentinien zu groß, die Auswirkungen
bereits enthalten - siehe oben.
Als interessante Kaufgelegenheit sieht Rossi den mexikanischen Markt an. Die Unternehmensgewinne seien widerstandsfähig, das KGV läge bei Werten um 9 und damit deutlich unter dem Marktdurchschnitt. Die Realzinsen in Mexico haben sich in den letzten Monaten halbiert, was der wirtschaftlichen Entwicklung weiteren Schwung verleihen sollte.

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